Testament von Abraham

1Q20, Spalten19-22

Spalte 19

Ich rief dort den Namen Gottes an und sprach: „Du bist Gott … König der Ewigkeit.“ Gott antwortete mir in jener Nacht: „… warum umherschweifen? Du hast den heiligen Berg noch nicht erreicht.“ Deshalb wanderte ich dorthin. Ich ging in den Süden um Moreh1 herum … und wanderte weiter, bis ich nach Hebron kam. Zu der Zeit baute ich Hebron teilweise auf und wohnte dort für zwei Jahre. Eine Hungersnot kam über das ganze Land, aber ich hörte, dass es Nahrung in Ägypten geben solle. Ich reiste auf Ägypten zu … bis ich zum Carmon Fluss kam, dem letzten von sieben Flüssen, die in den großen Salzsee münden. Ich sagte mir: „Wir werden jetzt in das Land der Söhne Hams kommen, ins Land Ägypten.“ In der ersten Nacht in Ägypten hatte ich einen Traum.

In meinem Traum sah ich einen Berg mit einer Zeder und einer Dattelpalme darauf. Sie sprossen beide aus derselben Wurzel. Männer kamen, um die Zeder zu fällen und mit Wurzel auszureißen, um sie von der Dattelpalme zu trennen. Die Dattelpalme schrie: „Fällt die Zeder nicht, weil wir beide aus derselben Wurzel wuchsen.“ Daher ließen sie die Zeder wegen der Dattelpalme in Ruhe und fällten sie nicht.

Dann wachte ich erschreckt auf und sprach zu meiner Frau Sarai: „Ich hatte einen Alptraum und fürchte mich wirklich.“ Sie antwortete mir: „Erzähle mir deinen Traum, damit ich es verstehen kann.“ Ich erzählte es ihr und sagte ihr dann: „Dieser Traum warnt, dass es welche in Ägypten gibt, die mich töten werden, um an dich heranzukommen. Daher tue mir bitte folgenden Gefallen: Wenn jemand dich fragt, wer ich sei, dann sage ihnen: 'Er ist mein Bruder.' Dadurch wirst du mich schützen und ich werde am Leben bleiben. Sie werden versuchen, dich mir wegzunehmen, und mich töten, wenn nötig.“ In jener Nacht weinte Sarai wegen dem, was ich zu ihr gesagt hatte. Als wir nach Zoar kamen, was ein Bezirk von Ägypten war, war sie sehr darauf bedacht, dass niemand sie zu Gesicht bekam. Sie versteckte sich so gut wie möglich. Nach fünf Jahren besuchten mich drei noble ägyptische Männer, Diener des Pharao, um meiner Weisheit zu lauschen. Sie beschenkten mich und ersuchten Rat für ihr eigenes Leben. Daher las ich ihnen aus dem Buch Henoch vor …

Spalte 20

„… ihr Gesicht ist unwiderstehlich und unglaublich schön. Ihre Stirn und die sanft herabwallenden Haare, ihre Augen, Nase, jedes Merkmal ist vollkommen. Sie eine strahlende Schönheit! Und ihre Brüste erst, oh, und ihr weißer Teint. Ihre Arme und Hände sind perfekt. Lange, schmale und anmutige Hände und Finger. Ihre Beine und Füße sind wohlproportioniert. Sie ist schöner als jede Jungfrau oder Braut, die je das Brautgemach betreten hat. Sie ist schöner, als jede Frau, die ich je gesehen habe. Und darüber hinaus besitzt sie noch große Weisheit. Alles an ihr ist absolut vollkommen!“ Als der König all das hörte, was Herqanos und seine beiden Gefährten gesagt hatten, wollte er Sarai unbedingt haben.

Er schickte schnell jemanden hin, um sie zu erwerben. Als er Sarai sah, war er vollkommen sprachlos wegen ihrer Schönheit und musste sie unbedingt als Frau haben. Er hatte bereits angeordnet mich zu töten, aber Sarai sagte ihm, dass ich ihr Bruder sei. So wurde ich wegen ihr verschont.

Ich, Abram, weinte herzzerreißend in jener Nacht – ich und mein Neffe Lot mit mir – nachdem Sarai mir mit Gewalt entrissen worden war. In dieser Nacht flehte ich Gott um Gnade an. Während die Tränen meine Wangen herunterliefen, betete ich: „Gepriesen sei der allerhöchste Gott, Herr der Zeitalter, du bist Gebieter und Herrscher über die gesamte Schöpfung. Du herrschst über alle Könige der Erde und hast die Macht Gericht über sie auszuüben. Ich schreie zu dir, mein Herr. Pharao von Zoar, König von Ägypten, hat mir meine Frau mit Gewalt genommen. Richte ihn für mich. Zeige ihm und seiner gesamten Hausgemeinschaft deine mächtige Hand. Bitte, lass nicht zu, dass er meine Frau befleckt! So werden sie alle erkennen, dass du, mein Herr, Herrscher über alle König der Erde bist.“

Ich war so aufgewühlt, dass ich einfach nicht aufhören konnte zu weinen. Aber in jener Nacht sandte der allerhöchste Gott einen Geist, der ihn und seinen ganzen Haushalt krank machte. Er konnte keinen sexuellen Umgang mit ihr haben. Die Krankheit blieb und wurde nach zwei Jahren sogar noch viel schlimmer. Daher versammelte er alle weisen Männer Ägyptens, die Magier und Ärzte, damit sie ihn und seine Hausgemeinschaft von dieser Krankheit heilten. Sie konnten nicht nur niemanden von ihnen heilen, sondern steckten sich selbst auch an und flohen alle.

Dann kam Herqanos zu mir und bat mich, ob ich nicht kommen, ihm die Hände auflegen und für ihn beten könne, damit er geheilt würde. Er fragte danach, weil er es in einem Traum geschehen sah. Aber Lot unterbrach ihn und sprach: „Abram, mein Onkel, kann nicht für den König beten, während er noch seine Frau Sarai gefangen hält! Geh und sage dem König, dass er Sarai zu ihrem gesetzlich angetrauten Ehemann zurückschicken soll. Nur dann kann Abram für ihn beten.2 Wenn er sich beeilt, so wird er es vielleicht überleben.“ Als Hyrqanos Lots Worte hörte, ging er und erzählte dem König: „Die Krankheiten, welche meinen Herrn, den König, quälen, kamen wegen Sarai. Sie ist Abrams Ehefrau. Wenn du Sarai zu ihrem Ehemann zurückschickst, wird die Krankheit dieses fauligen Geistes verschwinden.“

Daher schickte der König nach mir. Als ich vor ihm kam, sagte er: „Was hast du mir angetan? Warum hast du mir erzählt, dass Sarai deine Schwester ist, obwohl sie in Wahrheit doch deine Ehefrau ist? Darum habe ich sie mir zur Frau genommen! Hier hast du deine Frau. Nimm sie und geh. Verlass Ägypten! Aber bevor du gehst, bete für mich und meine Hausgemeinschaft, damit dieser böse Geist uns verlässt.“ Ich lege meine Hände auf seinen Kopf und betete für seine Heilung. Sofort verließ der böse Geist ihn. Er und sein ganzes Haus wurde wieder gesund.

An demselben Tag beschenkte der König mich reich und schwor mir, dass er niemals sexuellen Umgang mit Sarai gehabt oder sie sonst irgendwie verunreinigt hätte. Er schenkte ihr Gold, Silber, Kleidung aus feinem Leinen und Purpur, sowie eine Magd namens Hagar. Er beauftragte dann eine Eskorte, uns bis zur Grenze Ägyptens zu begleiten. Danach verließ ich, Abram, Ägypten mit großen Herden, sowie mit viel Silber und Gold. Lot, mein Neffe, begleitete mich. Er hatte ebenfalls große Herden und eine ägyptische Frau erworben.

Spalte 21

Ich machte an jeder meiner vorigen Feldlager halt, bis ich Bethel erreichte – der Ort, wo ich den Altar errichtet hatte. Ich baute ihn wieder auf und opferte dem allerhöchsten Gott ein Brandopfer und ein Speiseopfer. Dort rief ich den Namen des Herr der Zeitalter an. Ich pries Gott, segnete ihn und dankte ihm für all meine Herden und die wunderbaren Dinge, die er mir geschenkt hatte, und weil er mich bewahrt und mich sicher zu diesem Platz zurückgeleitet hatte.

Später trennte sich Lot von mir wegen des Benehmens unserer Schafhirten. Ich fügte seinen Herden noch etwas hinzu und dann verließ er mich mit seiner ganzen Habe und zog in Richtung Jordan-Ebene davon. Als er die Stadt Sodom erreichte, kaufte er sich dort ein Haus. Er lebte in Sodom, während ich in Bethel lebte. Mir gefiel es gar nicht, dass Lot, mein Neffe, auf eigenen Füßen stand.

Dann erschien Gott mir in einem Traum und sagte: „Geh hinauf nach Ramat-Hazor, nördlich von Bethel, wo du jetzt lebst. Hebe deine Augen auf und sieh nach Osten, Westen, Süden und Norden. Das gesamte Land, das du von da aus überblicken kannst, werde ich dir und deinen Nachkommen für ewig geben.“

Am nächsten Morgen zog ich nach Ramat-Hazor hinauf und überblickte das Land von diesem erhöhten Ort aus. Ich konnte vom Fluss Ägyptens bis zum Libanon und Senir, und vom großen Meer bis Hauran sehen, außerdem das ganze Land Gebal bis nach Kadesh und die gesamte große Wüste östlich von Hauran und Senir, bis zum Eufrat. Er erzählte mir: „Ich werde dies ganze Land deinen Nachkommen als Erbe für alle Ewigkeit vermachen. Ich werde sie so zahlreich wie den Staub der Erde machen, der unzählbar ist. Geh und durchstreife die Länge und Breite des Landes und sieh wie groß es ist. Ich werde es dir und deinen Nachkommen für alle Zeiten geben.“

Daher besichtigte ich, Abram, das Land. Ich machte eine Rundreise beginnend am Gihon Fluss, entlang des Meeres bis zum Taurus Gebirge. Dann wanderte ich am Strand des großen Salzsees und am Taurus Gebirge entlang nach Osten, durch die gesamte Breite des Landes, bis ich zum Euphrat Fluss kam. Ich reiste am Euphrat entlang, bis ich östlich das Erythräische Meer erreichte. Daran wanderte ich entlang, bis ich zum Golf des Roten Meers kam, der ins Erythräische Meer mündet. Ich durchquerte den Süden, bis ich den Gihon Fluss erreichte. Dann kehrte ich sicher nach Hause zurück und sah, dass es all meinen Leuten gut ging. Von da brachen wir auf zu den Eichen von Mamre, die etwas nordöstlich von Hebron liegen.

Dort baute ich einen Altar und opferte dem allerhöchsten Gott ein Brandopfer und ein Speisopfer. Mit meinem ganzen Haushalt aß und trank ich dort. Danach lud ich Mamre, Arnem und Schkol, drei amoritische Brüder und Freunde von mir ein. Sie kamen und aßen und tranken mit mir.

Vierzehn Jahre zuvor führten Chedorlaomer, der König von Elam, Amraphel, der König von Babylon, Arioch, der König von Kappadozien, und Tiral, der König der mesopotamischen Gojim einen Krieg mit Bera, dem König von Sodom, Birscha, dem König von Gomorrah, Schinab, dem König von Admah, Shemiabad, dem König von Zebojim und mit dem König von Bela. Der Kampf wurde im Tal Siddim ausgetragen. Der König von Elam und seine Bundesgenossen siegten über den König von Sodom und seine Verbündeten. Sie unterwarfen sich seiner Macht und zahlten ihm zwölf Jahre lang Abgaben. Im dreizehnten Jahr lehnten sie sich auf und im vierzehnten Jahr rüstete Chedorlaomer seine Armee auf und kam durch die Wüste. Er zerstörte und plünderte alles vom Euphrat Fluss an. Sie vernichteten die Rephaiter in Aschtera, die Karnaiter und die Zamzummiter in Amman, die Emiter in Shaveh-Hakerioth, und die Hurriten im Gebirge Gebal. Dann kamen sie nach El-Paran in der Wüste. Nachdem sie eine Weile dort kampiert hatten, zerstörten sie Ein-[Dina] in Hazezon-Tamar.

Nun trafen der König von Sodom, der verbündet war mit den Königen von Gomorrah, Adma, Zeboim und Bela, Chedorlaomers Streitmacht im Kampf im Tal Siddim. Chedormaomer zerschmetterte ihren Widerstand. Der König von Sodom flüchtete, der König von Gomorrah und viele andere wurden getötet. Der König von Elam plünderte und raubte alles in Sodom und Gomorrah, einschließlich Lot, Abrams Neffen, und alle seine Besitztümer.

Spalte 22

Während Abram noch mit seinen Freunden Arnem, Eschkol und Mamre aß und trank, entkam einer der Schafhirten, die Abram Lot geschenkt hatte, und kam zu Abram, als er in Hebron lebte. Er erzählte Abram über den Kampf und dass Lot mit all seiner Habe geraubt worden war, aber dass Lot immer noch am Leben sei. Er berichtete Abram, dass Chedorlaomer den ganzen Weg durchs große Tal Gefangene gemacht, geplündert, zerstört und gemordet hatte. Nun ging seine Armee auf Damaskus zu. Abram weinte um seinen Neffen Lot. Nachdem er sich wieder im Griff hatte, wählte er 318 Krieger aus seinen Knechten. Arnem, Eshkol und Mamre schlossen sich ihm an. Sie folgten der Spur und fanden die Armee, während sie sich im Tal von Dan ausruhten.

Abrams Männer griffen sie von allen vier Seiten die ganze Nacht lang an und töteten viele während der Nacht. Er vernichtete die Armee, aber viele flohen. Abram holte den Überrest in Helbon ein, etwas nördlich von Damaskus. Dort befreite er alle Gefangenen und gab jedem seine Besitztümer zurück. Lot, sein Neffe, wurde ebenfalls befreit und erhielt alle seine Habe zurück.

Als der König von Sodom hörte, dass Abram alle seine Gefangenen und deren Habe zurückbrachte, ging er hinauf nach Salem, das ist Jerusalem, um ihn zu treffen. Abram hatte sein Zeltlager im Shaveh Tal aufgeschlagen, was auch Tal des Königs (Bet-Hakerem) genannt wird.

König Melchisedek von Salem kam mit Essen und Trinken zu Abram und allen seinen Männern heraus. Er war der Priester des allerhöchsten Gottes. Melchisedek segnete Abram, indem er sagte: „Gesegnet sei Abram vom allerhöchsten Gott, dem Herrn des Himmels und der Erde! Gesegnet sei der allerhöchste Gott, welcher dir alle deine Feinde in deine Hand gegeben hat!“ Dann gab Abram Melchisedek den Zehnten vom gesamten Eigentum des Königs von Elam und seinen Verbündeten.

Dann kam der König von Sodom zu Abram und sagte: „Mein Herr, Abram, gib mir meine Einwohner von den Gefangenen, die du aus der Hand des Königs von Elam gerettet hast. Die gesamte Beute kannst du behalten.“

Darauf antwortete Abram dem König von Sodom: „Ich hebe meine Hände und schwöre vor dem allerhöchsten Gott, dem Herrn von Himmel und Erde, dass ich nichts von der Beute nehme, was dir gehört. Ich möchte nicht, dass du einmal sagen kannst: 'Abram ist reich, weil er mein Eigentum als Beute genommen hat,' außer was meine Leute gegessen haben und der Anteil der drei Männer, die mit mir zusammen gekämpft haben. Nur ihnen steht zu, dir ihren Anteil zu geben.“ In dieser Weise brachte Abram alle Gefangenen zusammen mit dem gesamten Eigentum des Königs von Sodom zurück. Auch der allerletzte Gefangene wurde befreit und nach Hause geschickt.

Danach erschien Gott dem Abram in einer Vision und sagte ihm: „Zehn Jahre sind vergangen, seit du Haran verlassen hast – zwei Jahre hier, sieben in Ägypten und eins mehr, nachdem du aus Ägypten zurückgekehrt bist. Erstelle eine Inventur deiner Besitztümer. Sie haben sich mehr als verdoppelt, seit du Haran verlassen hast. Fürchte dich nicht. Ich bin mit dir und will dir helfen und dich stärken. Ich werde dich vor denen beschützen, die stärker sind als du. Dein Reichtum und deine Besitztümer werden sich enorm vermehren.“

Abram sagte: „Mein Herr Gott, ich habe bereits großen Reichtum und Besitztümer, aber was nützen sie mir, wenn ich kinderlos sterbe? Ein Diener meines Haushalts, Elieser von Damaskus, wird alles erben, was ich besitze.“ Aber Er antwortete: „Elieser wird dein Erbe nicht bekommen, sondern dein Kind, das von dir stammen wird …“

Kommentar

Es ist interessant zu wissen, dass Gott Abram wegen Pharao gewarnt hat, dass er Sara für sich mit tödlicher Gewalt nehmen würde. Wir sollten Warnungen ernst nehmen, aber dabei mit gesundem Menschenverstand vorgehen.


 


 

1„Moreh“ bedeutet „Lehrer“. Damit ist gemeint, dass er um einen Platz herumging, der „Lehrer“ hieß. Das kann sehr gut die Yeshiva von Sem gewesen sein. Es ist ein Zeichen von Respekt, wenn man nicht direkt zu einem heiligen Ort geht, um dort zu studieren oder zu opfern, sondern wenn man um ihn herum reist.

geht, um dort etwas zu lernen oder ein Opfer darzubringen, sondern wenn man um es herum reist.

2Der Herr benutzte Probleme und Krankheiten, um Menschen zur Umkehr (Buße) zu bringen. Wir sollen nur für die Umkehr von Ungläubigen beten. Bei Gläubigen beten wir für Heilung und Segen.