Christliche Schule 2

 

Nach meiner Umschulung zum Informatik-Kaufmann und dem halben Jahr bei einem Bildungswerk war ich zunächst einmal ein weiteres halbes Jahr arbeitslos. Das ist für einen aktiven Mann eine schwere Erfahrung. Dennoch: Ich hatte innerlich viel zu verarbeiten und brauchte wohl die Zeit.

Mehr und mehr merkte ich auch, dass ich nun einmal Lehrer bin und gern Schüler unterrichten möchte. Außerdem gehöre ich irgendwie an eine Christliche Schule. Wenn diese Schulen nur wirklich christlich wären!

Auch spürte ich, dass unsere Zeit an diesem Ort und in dieser Gegend Deutschlands zu Ende ging. Wir sollten weiter ziehen. Aber wohin?

Also bewarb ich mich noch etwas zaghaft wieder bei verschiedenen christlichen Privatschulen. Die Bewerbungsgespräche waren sehr aufschlussreich. An den etwas älteren Schulen ging es den Mitgliedern des Personalrats meist hauptsächlich um ihre Gleichstellung vom Gehalt her mit staatlich angestellten Lehrern.

Bei einer Christlichen Schule merkte ich, dass sie wirklich für ihre Ideale kämpften. Leider lehnten sie den Heiligen Geist ab und konnten mich so nicht nehmen; denn ich bin Pfingstler und glaube an Geistestaufe, Reden in fremden Sprachen usw. An diese Schule hätte ich gut gepasst; denn ein Christ, der nicht bereit ist, für seinen Glauben zu kämpfen und auch dafür zu sterben, ist eigentlich gar kein Nachfolger Jesu.

Während der Anfahrt zu einer weiteren christlichen Schule merkte ich bereits am Bahnhof, dass ich nicht in diese Gegend passte. Es war, als ob ich völlig fremd war und mich in dieser Umgebung nur quälen würde, ohne die Kraft für irgend eine Einflussnahme zu haben.

Schließlich fand ich eine "Christliche Schule", für die ich ein innerliches "Ja" bekam. Dort bewarb ich mich also und wurde auch gleich genommen. Einen Hauptschullehrer kann offensichtlich jede Schule gut gebrauchen. Kein Wunder bei den Zuständen an deutschen Hauptschulen - auch an Privatschulen.

Ein Jahr nur blieb ich an diesem Institut. Es gab immer dann Ärger, wenn ich während meiner Andachten am Morgen Stellen aus der Bibel vorlas, die vielen Schülern gar nicht passten - dazu gehörte natürlich auch die Lehre vom ewigen Gericht in der Hölle, die ich ihnen ein oder zweimal im Jahr präsentierte. In der Bibel gehört die "Lehre vom ewigen Gericht" mit zu den unverzichtbaren Grundlagen des Glaubens (Hebr. 6,2).

Ich selbst hatte eine fünfte Klasse, mit der ich mich gut verstand - dachte ich zumindest. Eines Tages lag in der Klasse die Jugendzeitschrift "Bravo" neben unseren Bibel-Comics - so, als ob die dahin gehörte. Ich klärte, wem die gehörte und verbot es, sie auszulegen. Als das Mädchen, dem sie gehörte und die sie dort hingelegt hatte, eine Erklärung wollte, nahm ich ihre Zeitschrift mit nach Hause und las sie mir durch. Am anderen Tag nahm ich mir viel Zeit, um meiner Klasse zu erklären, was in dieser Schund-Zeitschrift alles stand - gegen das Christentum und gegen Gottes ausdrückliche Gebote und Warnungen. Zu meinen Themen gehörte natürlich Starkult, Mode, Pornographie und die Sexseiten mit ihren haarsträubenden Theorien über "das erste Mal", Selbstbefriedigung, Verabredungen (Dating) usw. usw.

Die Klasse nahm meine Erklärungen verständnisvoll auf und akzeptierte mein Verbot dieser Zeitschrift. Nur zwei der Mädchen gingen hinter meinem Rücken zum Schulleiter und beschwerten sich über mich. Dabei erzählten sie einige fingierte Lügengeschichten und machten einen diktatorischen Tyrannen aus mir.

Es gab eine Aussprache, in der ich jedenfalls die Möglichkeit zur eigenen Stellungnahme bekam. In einer weiteren Aussprache waren die Mütter der beiden Mädchen anwesend, wobei die eine mich schwer beschuldigte und beschimpfte, während die andere ihre eigene Tochter fragte, wie sie denn auf solche Anschuldigungen kommen würde. Die letztere Mutter war Christin, die andere aber lebte ohne Trauschein mit einem Mann zusammen und hatte nun Angst, dass sie selbst oder ihre Tochter von mir als "Huren" bezeichnet werden würden. Natürlich hatte ich nichts dergleichen gesagt und werde mich auch hüten, so eine Anschuldigung von mir zu geben. Aber irgendwie erwartete sie das von mir und hatte Angst davor. Ob das wohl an ihrem eigenen schlechten Gewissen lag? Es steht außer Frage, dass ihr Verhalten von der Bibel her Unzucht ist und diese Frau in Sünde lebt. Sie gab auch selbst zu, dass sie Christus nicht sehr nahe stehe. Hier ging es nur darum, die Sünde beim Namen zu nennen und diese Leute dann zu Jesus zu weisen. Wie soll man einem Menschen erklären, dass er ohne Jesus auf ewig verloren ist, wenn man ihm nicht sagen darf, was er denn genau falsch macht? Das ist unmöglich.

Welch eine Chance wurde hier vertan! Der stellvertretende Schulleiter hätte der Mutter in dieser Situation sagen müssen, dass sie nicht nach dem Wort Gottes lebt und dass sie so verloren gehen wird. Dann hätte er sie zu Jesus führen können, der gern bereit ist, all unsere Schuld zu vergeben und der niemanden abweist, der zu ihm kommt: "Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken." (Mt. 11,28). Sie wäre von ihrer Schuld los und ein Kind Gottes geworden!

Andererseits hätte diese Frau Jesus ja auch weiterhin ablehnen können und würde dann natürlich den Vize-Schulleiter beschimpfen. Davor hatte er offensichtlich Angst. Er war nur darauf bedacht, jeden Ärger oder jedes Aufsehen von der Schule abzuwenden und wählte den leichtesten Weg: Er gab mir die Schuld und glaubte den beiden Mädchen, obwohl die bereits bei fast allen Punkten hatten zugeben müssen, dass sie sich verhört oder etwas von mir behauptet hatten, was ich gar nicht gesagt hatte. Der Rest der Klasse wurde bewusst nicht gefragt.

Als ich den Geschäftsführer und den Schulleiter in einem Gespräch über die Inhalte meiner Ausführungen befragte, gaben sie zu, dass sie das Ganze genau so sehen würden wie ich. Sie meinten aber, dass ich es auf die falsche Art gesagt hätte. Wenn man es so sagen würde, dass niemand sich in irgend einer Weise angegriffen fühlte, dann könnte ich eigentlich alles aussagen, was immer ich wollte. Darauf entgegnete ich, dass man bestimmte Inhalte der Bibel nicht so weitergeben könne, dass niemand sich persönlich angesprochen oder angegriffen fühlt. Dazu gehören all die Dinge, die Gott Sünde nennt und die wir lassen sollen. Wer lässt sich schon gern sagen, dass seine Lebensführung falsch ist und etwas (teilweise sogar Grundsätzliches) zu ändern ist, um Gott zu gefallen und mit ihm zusammen leben zu können? Sie blieben aber auf ihrem Standpunkt stehen und verurteilten mich als einen unsensiblen, ungehobelten Kinderquäler. Sie meinten, ich bräuchte eine psychologische Therapie, um mein tyrannisches Wesen so ändern zu können, dass kein Schüler mehr von mir "Schaden nehmen" würde.

Hier kam ich zu der Erkenntnis, dass es an der so genannten "christlichen" Schule wieder nur darum ging, niemanden vor eine Wahl zu stellen und möglichst viele Kinder (und deren Eltern) an der Schule zu halten. Das war natürlich nur durch teils massive Kompromisse zu schaffen. Alles, was in der Bibel ermahnend oder warnend gesagt wird, wurde dazu bewusst ausgeblendet. Dabei fühlten sie sich auch noch als gute, "weise" Christen.

Der Schulleiter der höheren Klassen sagte mir später, dass sie sich einig geworden wären, den Kindern nur die angenehmen Seiten des Evangeliums nahe zu bringen. Alles andere könnte man dann ja in einer der umliegenden Gemeinden nachholen. Welch ein Bekenntnis!

Natürlich war es nur noch eine Frage der Zeit, bis ich die Schule verlassen musste. Scheinheilig wurde mir noch dringend empfohlen, "professionelle Hilfe" in Anspruch zu nehmen. Damit meinten sie, dass ich eine Therapie bei einem Psychiater machen sollte, der mir helfen würde, besser in diese Welt zu passen und mit all den Menschen so umzugehen, dass ich bei allen beliebt bin.

Wie schon bei der ersten "christlichen" Schule, an der ich Jahre vorher angestellt war, so sprachen auch jetzt eine Reihe von Eltern für mich, die viel von Gott und der Bibel halten. Und wieder wurde nicht auf sie gehört. Sie sind ja auch chronisch in der Minderheit. Die allermeisten, die sich Christen nennen, leben nun einmal nicht nach dem Wort Gottes, sondern Jesus ist für sie nur so eine Art „Feuer“-Versicherung. Wenn sie dann einmal sterben, so wollen sie gern in den Himmel kommen und dem Feuer der Hölle entgehen. Aber hier auf der Erde nach Jesu Geboten und Vorstellungen leben - das wollen sie nicht. Lieber tun sie Männern Gottes weh und verstoßen sie, als ihr eigenes Leben zu ändern.

Wie schon an der ersten Christlichen Schule, so auch an dieser: Dem Evangelium wurde die Kraft genommen, indem man alles wegließ, was den Menschen nicht schmeckt und nur das übrig lässt, was ihnen "in den Ohren kitzelt". Kein Wunder, dass die Schüler immer frecher werden und als Jugendliche nichts mehr von Gott hören wollen. Diese Art von "Verkündigung" führt zu Scheinchristen, die ihren Vergnügungen nachgehen, Christen nur dem Namen nach sind, aber die Kraft des Glaubens verleugnen. Die Bibel sagt, dass man solche Leute meiden soll (1. Tim. 3,5).

Da war wieder dasselbe Phänomen: Die Lehrerschaft wollte möglichst allen Eltern und ihren Kindern gefallen und verlor gerade dadurch das Ansehen bei Gott. Wie kommt es nur, dass uns Christen so viel daran liegt, in dieser Welt bei allen Menschen gut angesehen zu sein? War Jesus denn beliebt? Wieso hat man ihn dann gekreuzigt? Oder drückte Paulus sich um seine Gefängnisaufenthalte herum, damit er den Menschen gefallen konnte und nicht um des Evangeliums willen wie ein verurteilter Verbrecher dastand? Nein und nochmals nein. Mutig verkündigte Paulus den biblischen Standpunkt und sagte:"… gedenke ich, Menschen gefällig zu sein? Wenn ich den Menschen noch gefällig wäre, so wäre ich Christi Knecht nicht." (Gal. 1,10).

Natürlich soll es niemand darauf anlegen, möglichst viele Menschen vor den Kopf zu stoßen. Auch werden wir Christen immer versuchen, mit allen Mitmenschen Frieden zu halten, wenn es uns denn irgendwie möglich ist. Doch heißt das nicht, dass wir faule Kompromisse eingehen und die Wahrheit dafür drangeben dürfen. Genau das passiert aber ständig in den "christlichen" Schulen und vielen "christlichen" Gemeinden.

Und damit offenbaren viele, viele Christen, dass sie Jesus nicht besonders lieb haben; denn er hat gesagt: "Wer meine Gebote hat und hält sie, der ist es, der mich liebt." (Joh. 14,21). Wer aber nur dieser Welt und all den mehr oder weniger gottlosen Menschen in ihr gefallen will, der wird dadurch zum Feind Gottes (Jak. 4,4).

Wieder stand ich auf der Straße, weil ich Gott gehorcht hatte und Ansehen bei ihm mir wichtiger war, als Ansehen bei möglichst vielen Menschen dieser Welt. Natürlich war ich sehr verletzt und fragte mich, was genau ich denn nun wieder falsch gemacht hatte. Die Antwort darauf fand ich erst mit der Zeit - sie finden sie bereits im nächsten Kapitel.