Testament von Joseph

Über Nüchternheit

1. Joseph

Die Aufzeichnung des Testaments von Joseph. Als er sterben sollte, rief er seine Söhne und Brüder zusammen und sagte ihnen: „Meine Kinder und Brüder, hört auf Joseph, den Liebling eures Vaters Israel. In meinem Leben habe ich Neid und Tod gesehen, und ich bin nicht von der Wahrheit des Herrn abgewichen. Meine Brüder hassten mich, aber der Herr liebte mich. Sie wünschten meinen Tod, aber der Gott meines Vaters beschützte mich. Sie warfen mich in eine Grube, aber der Allerhöchste holte mich wieder heraus. Ich wurde als Sklave verkauft, aber der Herr machte mich frei. Ich wurde in die Gefangenschaft gebracht, aber seine starke Hand tröstete mich. Als ich hungrig war, versorgte der Herr selbst mich. Als ich krank und allein war, so war Gott bei mir. Als ich im Gefängnis schmorte, erzeigte mir der Erlöser Gunst und befreite mich. Inmitten von Verleumdung errettete Er mich und erhöhte mich über allen Neid und alle Hinterlist.

2. Josephs Versuchungen

Potiphar, der oberste Koch des Pharao1, vertraute mir sein ganzes Haus an. Und ich rang mit einer schamlosen Frau, die mich bedrängte mit ihr zu sündigen, aber der Gott meines Vaters Israel bewahrte mich vor ihrer brennenden Flamme. Ich wurde ins Gefängnis geworfen, geschlagen und verspottet, aber der Herr gab mir Gunst beim Gefängnisaufseher; denn Er wird keinesfalls die verlassen, die Ihn fürchten, weder in Dunkelheit, noch in Fesseln, Trübsal oder Zwängen. Gott ist kein Mensch. Er kann nicht beschämen, Angst haben, schwach sein oder zurückweisen. In jeder Situation ist Er da, um zu trösten. Er zieht sich nur eine kurze Zeit lang zurück, um deine Seele zu testen. In zehn Anfechtungen bewährte Er sich mir, und deshalb hielt ich sie alle durch; denn Durchhaltevermögen hat unglaubliche Anmut und Ausdauer wirkt viele gute Dinge.

3. Joseph und die ägyptische Frau

Wie oft bedrohte die Ägypterin mich mit dem Tod! Wie oft ließ sie mich bestrafen, um mich danach wieder zu sich zu rufen und mich nochmal zu bedrohen, als ich nicht mit ihr zusammen sein wollte! Sie sagte mir: „Du wirst mein Herr sein und alles besitzen, was ich habe, wenn du dich mir hingibst. Du wirst wie unser Meister sein.“ Daher erinnerte ich mich an die Worte unseres Vaters Jakob, ging in mein Zimmer und betete zum Herrn. Auch fastete ich in jenen sieben Jahren. Meinem Herrn erschien ich ziemlich fein zu leben; denn wer um Gottes Willen fastet, dessen Angesicht wird schön. Wenn mir jemand Wein anbot, trank ich ihn nicht. Ich fastete drei Tage lang, indem ich mein Essen den Armen und Kranken gab. Früh am Morgen suchte ich den Herrn und weinte um die ägyptische Frau von Memphis; denn sie belästigte mich unaufhörlich. Bei Nacht kam sie zu mir unter dem Vorwand mich besuchen zu wollen. Weil sie keinen männlichen Stammhalter hatte, tat sie zunächst so, als wenn ich ihr wie ein Sohn wäre. Ich betete zum Herr und sie bekam einen Sohn. Daher umarmte sie mich eine Zeitlang wie einen Sohn und ich hatte nichts bemerkt. Zuletzt versuchte sie mich in Unzucht (Hurerei) zu ziehen. Als ich es bemerkte, war ich zu Tode beschämt. Als sie hinausgegangen war, kam ich wieder zu mir und trauerte um sie viele Tage lang, weil ich ihre Tücke und ihren Betrug erkannte. Ich erklärte ihr die Worte des Allerhöchsten, damit sie sich von ihrer bösen Lust abwenden sollte.

4. Die falsche Bekehrung der ägyptischen Frau

Wie oft sie doch vor mir mit Worten eines Heiligen herumscharwenzelte, mit List und Tücke in ihrer Rede, indem sie meine Keuschheit vor ihrem Eheherrn lobte, während sie doch nur darauf aus war, mich zu zerstören, wenn wir allein waren. Sie lobte mich öffentlich als keusch, aber heimlich sagte sie zu mir: „Fürchte dich nicht vor meinem Eheherrn; denn er ist überzeugt, dass du rein und keusch bist. Selbst wenn jemand ihm über dich und mich erzählen sollte, würde er es niemals glauben.“ Wegen dieser ganzen Sache lag ich auf dem Boden in einem Sack und betete flehentlich zu Gott, dass der Herr mich von der Ägypterin erretten möge. Als sie nichts erreichte, kam sie wieder zu mir und gab vor, von mir in den Worten des Herrn unterwiesen zu werden. Sie sprach zu mir: „Wenn du willst, dass ich meine Götzenbilder wegwerfe, sag es nur, und ich werde meinen Eheherrn überzeugen, die Idole loszuwerden. Dann werden wir in den Worten des Herrn wandeln.“ Ich antwortete ihr: „Der Herr möchte nicht, dass diejenigen, die ihn ehren, in Unreinheit leben. Außerdem gefallen Ihm die nicht, die Unzucht (Hurerei) begehen.“ Sie sagte nichts dazu und sehnte sich nur danach, ihre böse Lust zu befriedigen. Ich betete und fastete nur umso mehr, damit der Herr mich von ihr errettete.

5. Die Todesdrohung

Bei einer anderen Gelegenheiten sage sie mir: „Wenn du nicht mit mir schläfst, werde ich meinen Eheherrn umbringen. Dann kann ich dich rechtmäßig zum Ehemann nehmen.“ Als ich das hörte, zerriss ich mein Gewand und sagte: „Frau, verehre den Herrn und begehe nicht solch eine böse Tat, damit du nicht vollkommen vernichtet wirst; denn ich werde deine gottlosen Gedanken allen Menschen erzählen.“ Das machte ihr Angst und sie bat mich, niemandem ihre Bosheit zu erzählen. Sie ging weg, überschüttete mich mit Geschenken und sandte mir jede Köstlichkeit der Menschenkinder.

6. Die ägyptische Frau versucht es mit Drogen

Sie sandte mir mit Zauberwässerchen besprenkeltes Essen. Als der Eunuch es mir brachte, sah ich auf und hatte die Vision eines schrecklichen Mannes, der mir ein Gericht mit einem Schwert reichte. Da erkannte ich, dass sie die Täuschung meiner Seele plante. Als er wieder hinausgegangen war, weinte ich, aber ich aß nichts von ihrer Speise. Ein Tag später kam sie zu mir, blickte auf die Speise und meinte: „Was ist los? Warum hast du nicht von dem Gericht gegessen?“ Ich antwortete ihr: „Weil du es mit dem Tod gefüllt hast. Wie konntest Du nur sagen, dass du keinem Götzen nahen würdest, sondern nur dem Herrn allein? Nun sollst du wissen, dass der Gott meines Vaters mit durch einen Engel deine Bosheit offenbart hat. Ich habe die Speise aufbewahrt, um dich zu überführen, damit du es siehst und hoffentlich umkehrst. Du sollst auch lernen, dass die Bosheit der Gottlosen keine Macht über diejenigen hat, die Gott verehren.“ Dann nahm ich die Speise, aß sie vor ihren Augen und sagte: „Der Gott meines Vaters und der Engel Abrahams werden mit mir sein.“ Sie fiel vor meinen Füßen auf ihr Angesicht und weinte. Ich hob sie hoch und ermahnte sie, worauf sie versprach, so etwas nie wieder zu tun.

7. Die Selbstmorddrohung

Weil aber ihr Herz darauf aus war, mich zur Unzüchtigkeit zu verführen, seufzte sie und ihr Gesicht verdüsterte sich. Als ihr Ehemann sie sah, sagte er zu ihr: „Warum hat sich deine Miene verdunkelt?“ Sie antwortete ihm: „Mein Herz ist schwer und mein Geist ist bekümmert.“ Deshalb tröstete er sie. Dann stürmte sie zu mir herein, während ihr Ehemann vor meinem Zimmer stand und sprach zu mir: „Ich werde mich selbst aufhängen, mich in einen Brunnen oder von den Klippen herunter stürzen, wenn du mir nicht zu Willen bist.“ Als ich sah, dass der Geist Belials sie quälte, betete ich zum Herrn und antwortete ihr: „Warum bist du so traurig, verwirrt und in Sünden verblendet? Denk daran: wenn du dich selbst umbringst, so wird deine Rivalin Sethon, die Konkubine deines Mannes, deine Kinder schlagen und jede Erinnerung an dich auslöschen.“ Sie sagte mir: „Dann liebst du mich also doch. Das genügt mir, dass du dich um mein Leben und meine Kinder sorgst. Ich erwarte, dass ich doch noch zum Ziel kommen werde.“ Sie merkte gar nicht, dass ich das wegen meines Gottes gesagt hatte und nicht wegen ihr. Wenn jemand einem bösen Verlangen verfallen ist, dann wird er dadurch versklavt. Sie war so verstrickt durch ihre Begierde, dass sie jedes freundliche Wort von mir als Zeichen deutete, dass ihr böses Gelüste bald erfüllt werden würde.

8. Gefängnis ist die Antwort auf Josephs Gebet

Ich verkünde euch, meinen Kindern, dass es ungefähr morgens um 6:00 Uhr war, als sie mich verließ. Ich kniete vor dem Herrn den ganzen Tag lang und fuhr auch die ganze Nacht fort. Bei Tagesanbruch stand ich weinend auf und betete um eine Erlösung von der Ägypterin. Schließlich ergriff sie mich bei meinem Gewand, um mich mit Gewalt zu einer Affäre mit ihr zu zwingen. Als ich daher sah, dass sie in ihrem Wahnsinn mein Gewand mit Gewalt festhielt, entfloh ich nackt. Sie beschuldigte mich falsch bei ihrem Mann und der Ägypter warf mich ins Gefängnis in seinem Haus. Am nächsten Tag ließ er mich auspeitschen und ins Gefängnis bringen. Als ich so in Fesseln dalag, wurde die Ägypterin krank vor lauter Verdruss. Ich sang dem Herrn Loblieder, während ich im dunklen Loch schmachtete. Mit fröhlicher Stimme jubelte und verherrlichte ich meinen Gott, weil ich die Ägypterin durch einen Vorwand losgeworden war.

9. Die böse Frau besucht Joseph im Gefängnis

Wie oft sandte sie jemanden zu mir und ließ mir sagen: „Willige ein mein Verlangen zu befriedigen, dann werde ich dich von deinen Fesseln befreien und dich aus dem dunklen Gefängnis herausholen!“ Nicht einmal in Gedanken gab ich ihr nach; denn Gott liebt diejenigen, die in einer dunklen Höhle in Keuschheit fasten, im Gegensatz zu denen, die im Geheimen hemmungslos leben. Wer in Keuschheit lebt und auch Herrlichkeit erstrebt, dem wird das auch vom Herr zuteil, wenn der Allerhöchste sieht, dass es angebracht ist. So geschah es auch bei mir. Wie oft kam sie zu unregelmäßigen Zeiten zu mir ins Gefängnis, selbst wenn sie krank war. Dann hörte sie meinen Gebeten zu! Wenn ich ihr Stöhnen hörte, sagte ich nichts. Als ich noch in ihrem Haus lebte, entblößte sie ihre Arme, Brüste und Beine, damit ich ihr verfallen sollte; denn sie war bildschön und wunderbar geschmückt, um mich zu verführen. Der Herr beschützte mich vor ihren Kunstgriffen.

10. Geduld, Fasten und Beten

Ihr seht, meine Kinder, welch großartige Dinge durch Geduld, Beten und Fasten zustande kommen. Wenn ihr daher Nüchternheit mit Reinheit in Geduld und demütigem Herzen walten lasst, dann wird der Herr unter euch wohnen, weil er Besonnenheit liebt. Wo aber der Allerhöchste wohnt, passiert es, dass, selbst wenn ein Mann dem Neid, der Sklaverei oder Verleumdung verfällt, der Herr, der in ihm wohnt, ihn doch wegen seiner Nüchternheit nicht nur vom Bösen erretten, sondern ihn auch noch erhöhen und verherrlichen wird, genau wie es bei mir geschah. Dann wird ein Mann in jeder Hinsicht bewahrt, und zwar in seinen Taten, Worten und Gedanken. Meine Brüder, wisset, wie sehr mein Vater mich geliebt hat. Und ich war nicht hochmütig in meinem eigenen Herzen. Obwohl ich noch ein Kind war, wohnte die Furcht Gottes in meinen Gedanken; denn ich wusste, dass alle Dinge vergehen werden. Deshalb hielt ich klare Grenzen ein und ehrte meine Brüder. Aus Angst um sie sagte ich nichts, als ich verkauft wurde und ließ die Ismaeliten nichts über meine Familie wissen, dass ich ein Sohn Jakobs war, der ein großer und mächtiger Mann war.

11. Die Furcht Gottes

Zeigt ihr aus demselben Grund auch die Furcht Gottes in euren Taten und ehrt ihr eure Familien? Denn Gott liebt jeden, der seinem Gesetz folgt. Als ich mit den Ismaeliten zu den Indocolpitae kam, fragten sie mich und ich antwortete, dass ich ein Sklave aus ihrem Haus sei, damit ich meine Brüder nicht beschämte. Der Älteste von ihnen sagte mir: „Du bist kein Sklave, schon dein Aussehen zeigt das.“ Er drohte mir mich umzubringen, aber ich sagte nur, dass ich ihr Sklave sei. Als wir nun nach Ägypten kamen, stritten sie sich darüber, wer mich kaufen und wer mich mitnehmen solle. Schließlich einigten sie sich, dass ich in Ägypten bei einem Händler ihres Gewerbes bleiben sollte, bis sie mit Handelswaren zurückkämen. Der Herr gab mir Gunst bei dem Händler und er vertraute mir sein Haus an. Der Herr segnete ihn wegen mir und vermehrte sein Gold und Silber. Ich blieb dort bei ihm drei Monate und fünf Tage.

12. Gott und dein Ruf

Ungefähr zu der Zeit kam die Frau von Potiphar aus Memphis mit großen Pomp vorbei und warf ein Auge auf mich, weil einer ihrer Eunuchen ihr von mir erzählte. Sie sprach mit ihrem Mann über den Händler, der durch einen jungen Hebräer reich geworden sei und sagte: „Man munkelt, dass man ihn aus dem Land Kanaan gestohlen hat. Sei nun klug und nimm den Jungen als Verwalter auf. So wird der Gott der Hebräer dich segnen; denn Gnade vom Himmel ruht auf ihm.“

13. Joseph in Ägypten

Potiphar ließ sich durch ihre Rede überzeugen und befahl, dass man den Händler holen solle. Dann sagte er zu ihm: „Was muss ich da von dir hören, dass du Menschen aus dem Land der Hebräer stiehlst und sie als Sklaven verkauft?“ Der Händler fiel deswegen auf sein Angesicht und flehte ihn an, indem er sagte: „Ich schwöre hochheilig, mein Herr, dass ich nicht weiß, wovon du redest.“ Er sagte: „Woher kommt dann dein hebräischer Diener?“ Der Händler antwortete: „Die Ismaeliten haben ihn mir anvertraut, bis sie zurückkehren.“ Er aber glaubte ihm nicht und befahl, dass man ihn ausziehen und auspeitschen solle. Als der Händler aber bei seiner Version blieb, sagte Potiphar: „Bringt den Jungen her.“ Als ich vor ihn gebracht wurde, verbeugte ich mich vor dem Obersten Eunuchen; denn er war drittplatziert beim Pharao, ein Anführer über alle Eunuchen, dem auch Frauen mit Kindern und Konkubinen unterstellt waren. Er nahm mich beiseite und sagte mir: „Bist du ein Sklave oder ein Freier?“ Ich sagte: „Ein Sklave.“ Er fuhr fort zu fragen: „Wessen Sklave bist du denn?“ Ich antwortete: „Von den Ismaeliten.“ Wieder sprach er zu mir: „Wie wurdest du ihr Sklave?“ Ich sagte: „Sie kauften mich im Land Kanaan.“ Aber er glaubte mir nicht und meinte: „Du lügst.“ Dann befahl er, dass man mir die Kleider abnehmen und mich schlagen solle.

14. Die Frau aus Memphis versucht Joseph zu bekommen

Nun, die Frau aus Memphis sah durchs Fenster während ich geschlagen wurde. Dann sandte sie zu ihrem Ehemann und sagte: „Dein Urteil ist ungerecht; denn du lässt einen freien Mann schlagen, der geraubt worden ist, als wenn er ein Übertreter wäre.“ Als ich nichts anderes sagte, obwohl ich geschlagen wurde, befahl er, dass ich in Gewahrsam gehalten werden solle, bis wie er sagte „die Eigentümer des Jungen wiederkommen.“ Seine Frau sprach zu ihm: „Warum hältst du dies edle Kind in Gefangenschaft? Er sollte eher freigelassen werden und dir dienen.“ Sie wollte mich nämlich wiedersehen, weil sie mich sündig begehrte, aber mir war das alles egal. Dann sprach ihr Mann zu ihr: „Es ist nicht Brauch der Ägypter anderen etwas wegzunehmen, bevor Beweise vorgebracht wurden.“ Das sagte er wegen dem Händler in Bezug auf mich, so dass ich gefangen gehalten werden musste.

15. Joseph mit den Ismaeliten

Nun, nach 24 Tagen kamen die Ismaeliten zurück. Sie hatten gehört, dass mein Vater Jakob wegen mir trauerte. Deshalb sagten sie mir: „Warum sagtest du, dass du ein Sklave wärest? Wir haben erfahren, dass du der Sohn eines mächtigen Mannes im Land Kanaan bist. Und dein Vater trauert wegen dir in Sackleinen (Trauergewand).“ Ich war wieder nahe daran zu weinen, hielt aber an mich, damit ich meine Brüder nicht beschäme. Dann antwortete ich ihm: „Darüber weiß ich nichts. Ich bin ein Sklave.“ Dann berieten sie miteinander mich zu verkaufen, damit ich nicht bei ihnen gefunden wurde; denn sie fürchteten Jakob, dass er sich furchtbar an ihnen rächen könnte. Es war nämlich bekannt geworden, dass er ein mächtiger Krieger vor Gott und Menschen war. Dann sagte der Händler zu ihnen: „Sprecht mich vom Urteil Potiphars frei.“ Sie kamen, suchten nach mir und sprachen: „Er wurde von uns um Geld gekauft.“ Und er sandte uns weg.

16. Joseph gekauft

Nun machte die Frau aus Memphis ihren Ehemann auf mich aufmerksam, damit er mich kaufte; „denn ich höre“, sagte sie, „dass sie ihn verkaufen.“ Sie sandte einen Eunuchen zu den Ismaeliten und erfragte den Verkaufspreis für mich. Weil er aber nicht mit ihnen auf Reisen gehen wollte, kam er zurück. Nachdem der Eunuch mit ihnen verhandelt hatte, berichtete er seiner Herrin, dass sie eine große Summe für ihren Sklaven verlangten. Sie sandte einen anderen Eunuchen, der mitteilte: „Selbst wenn sie zwei Minae Gold verlangen würden, spare nicht am Geld. Kauf mir den Jungen und bring ihn hierher.“ Er gab ihnen 80 Goldstücke für mich und berichtete seiner Herrin, dass 100 für mich bezahlt worden wären. Als ich es bemerkte, sagte ich nichts dazu, damit der Eunuch nicht bestraft wurde.

17. Vergib denen, die böses an dir tun

Meine Kinder, ihr seht, wie viel ich durchmachte, damit meine Brüder nicht beschämt wurden. Liebt ihr euch ebenfalls untereinander und verbergt geduldig die Fehler der anderen? Gott liebt es, wenn Familien zusammenhalten, und wenn er sieht, dass jemand etwas aus herzlicher Liebe tut. Als meine Brüder nach Ägypten herab kamen und bemerkten, dass ich ihnen ihr Geld zurückgegeben hatte, sie trotzdem nicht anklagte, sondern sie noch tröstete, und auch nach dem Tod Jakobs liebte ich sie umso mehr. Alles, was er mir auftrug, tat ich überschwänglich, so dass sie sich wunderten. Ich erlaubte nicht, dass sie bedrückt wurden, nicht einmal in kleinsten Dingen. Und alles, was ich ihnen geben konnte, das tat ich auch. Ihre Kinder sah ich als meine eigenen an, und meine Kinder waren wie ihre Diener. Ihr Leben war mir so viel wert wie meine eigenes und all ihre Trübsale und Krankheiten fühlte ich wie meine eigenen. Mein Land gehörte ihnen, mein Rat stand ihnen allezeit zur Verfügung und ich erhob mich trotz meiner hohen Stellung in der Welt nicht arrogant über sie, sondern war unter ihnen wie der Unbedeutendste.

18. Wandelt in den Wegen der Herrn

Wenn ihr in den Geboten des Herrn wandelt, meine Kinder, dann wird Er euch erhöhen und wird euch mit allem Guten segnen für immer. Wenn jemand euch etwas antun will, betet für ihn, und ihr werdet vom Herrn von allem Übel errettet werden. Ihr seht, dass ich auf meine Ehefrau gewartet hatte. Sie war sogar die Tochter meines Herren. Zusammen mit ihr bekam ich 100 Talente Gold als Aussteuer; denn der Herr brachte sie dahin, mir zu dienen. Er stattete mich auch mit Schönheit wie bei einer Blume aus, so dass ich besser aussah, als die Schönsten Israels. Er bewahrte mir Stärke und Schönheit bis ins hohe Alter, weil ich in allen Dingen wie Jakob war.

19. Josephs Visionen

Meine Kinder hört auch über meine Visionen, die ich sah. Zwölf Rehe grasten, und neun von ihnen wurden abgetrennt und im Land verteilt, wie auch die restlichen drei. Ich sah, dass aus Judas Linie eine Jungfrau hervorkam, die ein leinenes Gewand trug. Sie gebar ein Lamm ohne Makel, auf dessen linker Seite ein Löwe zu sehen war. Alle Tiere kämpften gegen ihn, aber das Lamm besiegte sie alle, zerstörte sie trampelte sie unter seine Klauen. Wegen Ihm jubelten alle Engel, Menschen und die ganze Erde. Diese Dinge werden zu ihrer Zeit geschehen, in den letzten Tagen. Daher haltet die Gebote des Herrn, meine Kinder, und ehrt Juda und Levi. Von ihnen wird das Lamm Gottes für euch kommen, der aus Gnade alle Heiden und Israel retten wird; denn sein Königreich ist ein ewig währendes, das nicht erschüttert werden wird. Das Königreich unter euch dagegen wird zu seinem Ende kommen wie die Hängematte eines Wächters, die am Ende des Sommer weggeräumt wird.

20. Josephs Tod

Ich weiß, dass die Ägypter euch nach meinem Abscheiden bedrängen werden, aber Gott wird sich eures Falles annehmen und euch in das Land bringen, das Er euren Vätern zugesagt hat. Aber nehmt meine Gebeine mit euch hinauf; denn wenn sie mit euch gehen, dann wird der Herr euch im Licht begleiten und Belial wird bei den Ägyptern in Dunkelheit zurückbleiben. Nehmt auch eure Mutter Silpa mit hinauf und beerdigt sie neben Bilha, an der Reitbahn neben Rahel.“

Als er das alles gesagt hatte, streckte er seine Beine aus und schlief den langen Schlaf. Ganz Israel und Ägypten trauerte um ihn mit einer sehr großen Totenklage; denn Joseph hatte die Ägypter wie seine eigene Familie behandelt und ihnen Freundlichkeit erwiesen, ihnen bei jeder Arbeit, mit Rat und in jeder Weise geholfen.

4Q539

4Q539 sind fünf sehr kleine Fragmente des Testaments von Joseph. Wendungen wie „mein Onkel Ismael“ sind lesbar.

Kommentar

Joseph 19 offenbart, dass der Messias von einer Jungfrau geboren werden wird.

 

11. Mose 39,1 (LXX) und Josephus Altertümer 2.4.1