Vorwort von John E. Ashbrook

 

HCM (Heutige Christliche Musik) wurde im Laufe der Kirchengeschichte erst von unserer Zeit und Generation erfunden. Es hat die bibelgläubigen Kirchen und Gemeinden im Sturm überrannt. Immer wenn eine fundamentalistische Kirche bzw. Gemeinde HCM als Musikstil übernimmt, bewegt diese Gemeinschaft sich in die neo-evangelikale Umlaufbahn. Wo immer HCM auch auftritt, folgt ihr eine veränderte Evangeliumsverkündigung, so sicher wie der Schwanz dem Hund folgt. Respektvolle Anbetung verschwindet, gesunde Lehre wird zu Grabe getragen und ein heiliger Lebenswandel wird nur noch verachtet. Wie kommt das? Dieses Buch wird ihnen die Antwort auf diese Frage geben.

Dr. H. T. Spence und ich teilen einige Dinge. Wir sind beide Söhne von Pastoren bzw. Predigern. Im Gegensatz zu anderen scheinen wir beide ein glückliches Leben im Pfarrhaus gehabt zu haben. Wir glauben an geistliche Trennung –sowohl persönliche, kirchliche als auch Absonderung von ungehorsamen Brüdern. Das zu den Dingen, die wir gemeinsam haben. Dennoch sind wir auch sehr verschieden. Er ist Musiker und Philosoph, ich aber nicht.

Als Dr. Spence an mich bat, das Vorwort für dieses Buch über Musik zu schreiben, war mein erster Gedanke, so höflich wie möglich abzusagen, weil ich kein Musiker bin. Meine Eltern glaubten, dass jedes Kind eine musikalische Grundbildung haben sollte. Folglich wurde ich zu demselben Klavierlehrer geschickt, der meine Schwestern zum Erfolg führen konnte. Nach drei Jahren Klavierspieldesaster wurde klar, dass entweder der Lehrer oder der Schüler nicht mehr lange zu leben haben. Ich stritt mit meinem Vater, ein anderes Instrument lernen zu dürfen, wobei ich ihm versprach, jeden Tag treu seine veranschlagte Stunde zu üben. Die Trompete wurde ausgewählt und ich begann eine glückliche musikalische Karriere als Anhänger von John Philip Sousa. Auch wenn ich ganz leidlich Spielen lernte, so war ich doch immer ein musikalischer Mechaniker, niemals aber ein Musiker. Als ich Dr. Spence vortrug, dass ich doch unmusikalisch sei, begegnete der dem Argument mit seiner Vorstellung, dass das Vorwort von einem Separatisten geschrieben werden sollte, und nicht von einem Musiker. Ich hatte nicht vor, diesen Titel zu leugnen.

Wenn ich das Manuskript vor der Übernahme solch einer Verantwortung gelesen hätte, so hätte ich aus einem anderen Grund abgelehnt: ich bin kein Philosoph. In meiner ersten Woche im Seminar saß ich in einer Apologetik1-Klasse, in der der Lehrer das Wort „Epistemologie2“ benutzte. Ich hob meine Hand und bat den Professor, das Wort doch bitte zu definieren. Auf seine Antwort war ich nicht vorbereitet, er sagte: „Herr Ashbrook, wenn sie die Bedeutung dieses Worts nicht kennen, dann gehören sie nicht ins Seminar.“ (Damit fing eine Beziehung zwischen Professor und Schüler an, die zwar profitabel, aber schlimmer als reizend war.) Zu der Zeit hatte ich lediglich eine Ausbildung zum Chemiker und hatte den Teil der Universität, in dem sie sich mit Epistemologie beschäftigen, nie betreten.

Die Lektüre dieses Buches wird sie überzeugen, dass Dr. Spence sowohl Musiker, als auch Philosoph ist. Seine Überzeugungen sind biblisch in beiderlei Richtung. Die erste Hälfte des Buches besteht aus einem Kurs in biblischer, auf die Musik bezogene Philosophie. Genau wie bei den Briefen von Paulus bildet das die Lehrgrundlage für die praktische Anwendung, die in den späteren Kapiteln folgt.

Als ich mit dem Lesen des Manuskripts begann, hatte ich in meinen Predigten gerade eine 22-wöchige Reise durchs Buch der Offenbarung abgeschlossen. Das war die vierte, detaillierte Erörterung dieses Buches während meines 45-jährigen Dienstes. Die Realität des kommenden, antichristlichen Königreichs, das böse geistliche Babylon von Kapitel 17 und das weltliche Babylon von Kapitel 18 standen mir sicherlich klarer vor Augen, als es noch 45 Jahre vorher der Fall war. Ganz offensichtlich leben wir heute in dem Zeitalter, in dem die Weltgeschichte zu dem Ende hinstürmt, von dem Johannes geschrieben hat. Meiner Meinung nach hat Dr. Spence seine Einsicht, mit der er die Rockmusik auf die Offenbarung bezieht, von Gott bekommen.

Mein Vater sagte immer: „Gottes Antwort in einer Krise ist normalerweise ein Mann.“ Er veranschaulichte diese Wahrheit durch Männer wie Mose, Elia und Paulus. Dr. Spence zeigt auf, dass Satan dieses Prinzip bei seinen dämonischen Unternehmungen nachäfft. Genau wie Gott, so präsentiert auch der Teufel jeweils seinen Mann für jedes neue Zeitalter. Diese Wahrheit ist nur wenigen aufgefallen. Dr. Spence weist diese Wahrheit nach, indem er aufzeigt, dass die Rockmusiker unserer Zeit Teil von Satans Plan sind, um unsere Kultur zu unterminieren, logisches Nachdenken zu zerstören und die Welt auf die Annahme des Antichristen vorzubereiten.

Die meisten von uns haben schon eine Anzahl Bücher über Rockmusik gelesen. Sie geben die vulgäre Geschichte einer verdorbenen musikalischen Form wider. Auch Dr. Spence erzählt in einigen Kapiteln die Geschichte der Rockmusik. Dennoch war es nicht seine Absicht zu zeigen, wie schlecht diese Musik ist, sondern wie diese Musik alle notwendigen Elemente aufgenommen hat, um Gemahlin der Eine-Welt-Kirche zu werden, die in der Endzeit Gott widerstehen und Gegenstand der Anbetung der Menschheit werden wird. (Wie froh bin ich, dass der Autor kein Ex-Rockmusiker ist, sondern ein Mann Gottes, der die Sache vom Berggipfel biblischer Theologie aus sieht.) Das stellt einen wertvollen Beitrag dar.

Das Buch geht sehr gut mit der Idee vom „gegenwärtigen Zeitalter“ um. Jeder von uns ist gerufen, unserem Zeitalter zu dienen. Genau wie Luther im Zeitalter der Reformation lebte und dem Widerstand Satans in jenem Zeitalter entgegentreten musste, so leben wir kurz vor dem Auftreten des Antichristen und müssen den satanischen Plan unserer Zeit bekämpfen. Wir denken gern, dass wir in anderen Zeitaltern erfolgreich gewesen wären, aber Gott möchte, dass wir seinen Willen in dem Zeitalter vollbringen, in das er uns gesetzt hat.

Dieses Buch versorgt uns auch mit einem kurzen Abriss der Hymnenkunde, den viele von uns während der Jahre auf dem College verpasst haben. Wegen unseres bösen Herzens geht alles in dieser Welt eine Zeitlang den Bach hinunter. Dr. Spence zeigt die Entwicklung unserer Kirchen- bzw. Gemeindemusik von der Musik zur Begleitung zur Musik für die Anbetung, für die Predigt, für Evangelisationen, als Entertainment und schließlich für den Verkauf auf. Einige werden sich verletzt fühlen, wenn er die Probleme von Musik aufzählt, die wir genossen haben, aber niemand kann diese Entwicklung und ihre Schlussfolgerungen leugnen. Etwas Neues zu schaffen ist schon immer ein Ziel des Musikbetriebs gewesen. Genau wie die Sucht nach Neuem das gesunde Schulsystem von einst verdorben hat, so sind die Innovationen auch kein Freund der geistlichen Musik gewesen. Innovationen sind heute ein beliebtes Thema in unseren fundamentalistischen Kirchen bzw. Gemeinden. Lassen sie sich gesagt sein, dass Neuerungen in einer gefallenen Welt sich normalerweise in die falsche Richtung entwickeln.

Ja, wir haben hier ein weiteres Buch über moderne Musik vorliegen. Aber es unterscheidet sich grundlegend von den meisten anderen. Es dauert lange, bis es zum Punkt kommt, weil es zunächst eine biblische Grundlage legt und danach den gesamten Werdegang der HCM (Heutigen Christlichen Musik) aufzeigt. Die wichtigsten Komponisten und Künstler des gesamten Bereichs werden aufgeführt und mit Namen genannt. Erst wenn das Ganze ihnen vor Augen steht, wird das Problem von seiner geistlichen und heilsgeschichtlichen Dimension her betrachtet. Durch dieses Vorgehen werden ihre Augen für eine gegenwärtige Gefahr geöffnet, die ihre Kirche bzw. Gemeinde verschlingen möchte.

 

1 eine Ansicht, Lehre o. Ä. verteidigend, rechtfertigend

2 Erkenntnislehre