5. Biblische Absonderung –
ein dringend erforderlicher Wächter

In diesem Kapitel wenden wir uns biblischer Absonderung zu, wie wir sie im Ereignis des brennenden Busches sehen können. Wie schon in einem vorherigen Kapitel angesprochen, handelt es sich hier um eines der fünf notwendigen Charakteristika eines Christenlebens, um das eigene Zeitalter durchschauen zu können. Erinnern sie sich, dass wir in diesen frühen Kapiteln Prinzipien aufzuzeigen versuchten, die zu Grundeinstellungen des Christenlebens werden müssen, damit wir überhaupt unsere Generation mit der Bibel konfrontieren können. Dieses spezielle Kapitel nun ist sehr wichtig; denn wenn ein bekennender Christ nicht an biblische Absonderung glaubt, dann wird sich eine große Blindheit in seinem oder ihrem Leben breit machen. Biblische Absonderung sollte nicht als Schande oder sozusagen ein notwendiges Übel angesehen werden, das den Christen daran hindert, etwas „Freude“ zu haben, sondern es muss als beschützendes Prinzip des ganzen Christenlebens angesehen werden. Niemals sollten wir Gottes Wort und seine Befehle als etwas Ungerechtes oder Unfaires ansehen. Wenn wir aufwachsen, sehen wir bestimmte Predigten und harte Aussagen der Bibel (in unserem fleischlichen, unreifen Zustand) vielleicht als Anzeichen dafür, dass Gott in bestimmten Lebensbereichen ungerecht und unfair ist oder dass er parteiisch vorgehen würde. Gott ist vielleicht sehr direkt, aber niemals ungerecht oder unfair. Tatsächlich kommt das englische Wort für direkt (= “candid“) vom lateinischen „candidus“, was „weiß“ oder „gebleicht“ bedeutet. Schon das Wort zeigt Gott als fair und offen an, wenn er direkt zu uns ist. Weil eine direkte Aussage unparteiisch ist, kann Er nicht anders denken und richten als gemäß der Wahrheit und Gerechtigkeit. Er bleicht eine Angelegenheit solange, bis sie ganz und gar weiß ist, und spricht den wahren Kern der Sache an. In diesem Licht müssen wir erkennen, dass Gott alle Obliegenheiten der Menschen mit Fairness behandelt. Denken wir vielleicht manchmal, dass Gott in den Forderungen seinen Kindern gegenüber unbarmherzig ist? Oder vielleicht möchte er einfach auch nur, dass wir unser Leben nicht genießen können? Die Bibel sagt deutlich genug: „Der HERR gibt Gnade und Herrlichkeit, wer in Lauterkeit wandelt, dem versagt er nichts Gutes.“ (Psalm 84,12b). Wenn Gott uns auffordert, dass wir uns von irgendetwas trennen sollen, dann deshalb, weil es entweder nicht gut für uns oder seinem Wesen nach böse ist. Gott ist der Einzige, der das Wesen der Sünde und des Bösen wirklich kennt. Der Befehl mag sehr direkt, unverblümt oder aus unserer Sicht unverständlich sein, aber Gott durchschaut die Kraft, ja, die boshafte Wirksamkeit dieser Sache. Er kam nie mit der Sünde in Berührung (außer als Christus für uns zur Sünde gemacht wurde). Dennoch ist Gott allwissend und nur er allein kennt alle Abgründe der Sünde. Es ist Gottes zutiefst empfundener Wunsch, uns von unseren Sünden und vor der gegenwärtigen bösen Welt zu bewahren.

Bevor wir das im Zusammenhang mit unserer heutigen Zeit darstellen, lassen sie uns zunächst einige Grundprinzipien über biblische Absonderung oder biblische Heiligkeit betrachten.

 

1. Der neue Mensch ist in wahrhaftiger Heiligkeit geschaffen

 

In Epheser 4,24 wird uns gesagt, dass wir „den neuen Menschen angezogen [haben], der Gott entsprechend geschaffen ist in wahrhafter Gerechtigkeit und Heiligkeit.“ Biblische Absonderung wird von vielen u. a. deshalb nicht gesehen oder angestrebt, weil die geistliche Wiedergeburt nicht in ihrer Gesamtheit gesehen wird. Damit meinen wir, dass die Wiedergeburt oftmals nur als „Erlösung“ gesehen wird, die lediglich aus Vergebung der Sünden und Annahme durch Gott besteht. „Ich befinde mich nicht mehr auf dem Weg zur Hölle, sondern zum Himmel. Ich lebe nicht mehr unter dem Zorn Gottes.“ Gott sei Dank ist das wahr; denn die Wiedergeburt bringt tatsächlich Erlösung von allen Sünden und Errettung vor der Hölle. Dennoch müssen wir es auch noch aus weiteren Blickwinkeln sehen.

In Johannes 3,3 stehen diese bekannten Worte: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht sehen!“ Der Ausdruck „von neuem geboren“ kommt vom griechischen „gennao anothen“. Das Wort gennao bedeutet in Johannes Schriften immer unverdiente Gnade Gottes, die den Gläubigen zwei Dinge vermittelt: sowohl ewiges Leben, als auch das Wesen, die Natur und die Stellung eines echten Kindes. Das Wort anothen hat verschiedene Bedeutungen. Es kann „wieder“ heißen (wie „zum zweiten Mal“ in Galater 4,9) oder es kann auch mit „von oben“ übersetzt werden. Welche Bedeutung hat es aber an dieser Textstelle in Johannes 3,3? Nikodemus Antwort auf diesen Ausdruck von Jesus deutet an, dass er die Aussage Jesu als das Wort „wieder“ interpretierte, also als eine zweite Geburt aus dem Mutterleib. Christus gebrauchte den Ausdruck jedoch mit der Bedeutung „von oben“, wie man auch in der King James Übersetzung der Textstellen Johannes 3,31 („Der von oben kommt, ist über allen. Wer von der Erde ist, der ist von der Erde und redet von der Erde; der aus dem Himmel kommt, ist über allen.“) und Johannes 19,11 (Jesus sagt zu Pilatus: „Du hättest gar keine Vollmacht über mich, wenn sie dir nicht von oben her gegeben wäre; …“) sehen kann. Hier liegt das Wunder der Lebenszeugung von oben her vor. Wenn wir noch einmal auf Epheser 4,22 zurückkommen, so lesen wir, dass wir „den alten Menschen abgelegt“ haben. Das bedeutet, dass wir den alten Lebensstil, „der sich wegen der betrügerischen Begierden verderbte“, hinter uns gelassen haben. Der neue Mensch von Vers 24 dagegen ist nach dem Vorbild Gottes in Gerechtigkeit und wahrhaftiger Heiligkeit geschaffen worden. Während der alte Mensch den Lüsten nachging, so folgt der neue der Gerechtigkeit und Heiligkeit. Der alte Mensch lebte in „betrügerischen“ Lüsten, der neue in „wahrer“ Heiligkeit. Das fehlt heute vielfach den bekennenden Christen. Sie erkennen gar nicht, dass Heiligkeit und biblische Absonderung miteinander verwoben sind bzw. automatisch vom Beginn der Wiedergeburt an Teil des Christenlebens sind.

Im Alten Testament heißt das Wort für Heiligkeit „qadesh“ oder „qodesh“, was „hell, strahlend, klar und rein“ bedeutet. Es bedeutet aber gleichzeitig „abgeschnitten“ oder „abgesondert“. Es ist jene glänzende Herrlichkeit oder jener Glanz Gottes, der auf jeden hernieder kommt, der für Gott abgesondert ist. Er wurde vom Gewöhnlichen oder Alltäglichen abgetrennt. Dieser spezielle Teil der Wahrheit scheint bei den lasterhaften Herzen heftige Reaktionen hervorgebracht zu haben. Als die Spione Israels von Kadesh Barnea ausgesandt wurden, scheiterten sie. Sie hatten genügend Glauben, um Ägypten zu verlassen, aber keinen Glauben, um in Kanaan einmarschieren zu können. Irgendetwas befindet sich in einem heiligen Herzen und Leben, was die Seele zu einer Reaktion veranlasst; denn Heiligkeit ist ein Feind des alten Menschen, der im Leben des Gläubigen nach seiner Wiedergeburt teilweise unterdrückt wird, aber noch am Leben ist. Der alte Mensch kämpft darum, wieder der einzige Gönner und Herr im Hause zu sein. Im fleischlichen (seelischen) Gläubigen findet dieses furchtbare Tauziehen statt. In Galater 4,17 sagt Paulus: „Denn das Fleisch gelüstet gegen den Geist und der Geist gegen das Fleisch …“ Beide Seiten kämpfen mit vollem Einsatz. Paulus fährt fort: „… und diese widerstreben einander, …“. Sie sind in einem geistlichen Duell gegeneinander aufgestellt. Das „sarx“ (Fleisch) ist der tödliche Feind des „pneuma“ (des Geistes).

Wir können hier aber auch ein Gesetz erkennen. Was ist eigentlich ein Gesetz? Das ist eine Regel oder eine beherrschende, kontrollierende Kraft. Römer 7,21-25 übermittelt uns Paulus folgende Einsicht:

„Ich finde also das Gesetz vor, wonach mir, der ich das Gute tun will, das Böse anhängt. Denn ich habe Lust an dem Gesetz Gottes nach dem inneren Menschen; ich sehe aber ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das gegen das Gesetz meiner Gesinnung streitet und mich gefangen nimmt unter das Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern ist. Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von diesem Todesleib?“

Paulus fährt fort und erklärt, woher diese Erlösung kommen wird: „Ich danke Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn!“ Dann heißt es in Römer 8,1-2:

„So gibt es jetzt keine Verdammnis mehr für die, welche in Christus Jesus sind, die nicht gemäß dem Fleisch wandeln, sondern gemäß dem Geist. Denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus hat mich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.“

Nun müssen wir die Frage stellen: „Was ist das bestimmende Prinzip meines Lebens?“ Ist es das Gesetz der Sünde und des Todes oder das Gesetz des „Geistes des Lebens in Christus Jesus“?

 

2. Das Prinzip biblischer Absonderung

 

Eines von den Missverständnissen, die beim Thema biblische Absonderung aufkommen, rührt daher, dass das Grundprinzip der Trennung nicht verstanden wurde. Deshalb sieht man nicht ein, wie es praktisch funktionieren kann. Die biblische Absonderung muss ihre Wirksamkeit als Prinzip im Herzen des Menschen beginnen. Eines der traurigen Kennzeichen Israels, das Stephanus in seiner Predigt in Apostelgeschichte 7 darstellte, ist „die Rückkehr ihrer Herzen nach Ägypten“. Zuerst müssen wir uns folgendes vergegenwärtigen: Das Herz des Menschen muss die Sünde hinter sich lassen, sonst ist die „Erfahrung“ der Wiedergeburt nichts als eine Reform des alten Menschen. Es besteht aber auch die Gefahr, dass das Herz Ägypten verlassen hat und danach geistlich dorthin zurückkehrt (während solche Menschen mit ihrem körperlichen, äußerlichen Leben weiterhin für Gott arbeiten und ein christliches Bekenntnis haben). Wir stehen unter dem Befehl, nicht nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist zu wandeln. Christus betete in Johannes 17,17: „Heilige sie in deiner Wahrheit! Dein Wort ist Wahrheit.“ Das hier mit „heilig“ übersetzte Wort ist „hagnizo“. Es bedeutet Reinigung und Läuterung zur Weihe und auch Absonderung. Das gehörte zu der Last, die im Gebet unseres heiligen Herrn zu finden ist, der auch flehte: „Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie bewahrst vor dem Bösen.“ (V. 15). Vor welchem Bösen?! Gemeint ist das Böse („poneros“) dieser Welt und ihres Systems. Ganz sicher ist Gnade das stärkste Gebilde, das ein Mensch kennen kann, aber die Lasterhaftigkeit kommt ihr an Kraft beinahe gleich. Wo die Sünde ein Haus oder Leben überflutet hat, da müssen wir glauben, dass die Gnadenflut Gottes sie noch überwinden kann. Dennoch sollten wir uns der verschlingenden Kraft der vergangenen und gegenwärtigen Situationen bewusst sein. In uns tragen wir die von Adam her kommende Erbsünde und zusätzlich noch die belastenden Verunreinigungen aus unserer Familie und ihren Sünden. In Römer 7 wird das allerdings als kombinierte Sünde dargestellt, die aus dem Individuum heraus wirkt. Die Erbsünde ist zur innewohnenden Sünde bzw. zum Teil unserer Persönlichkeit geworden.

Die Bibel gibt uns durch Jakobs Person eine Veranschaulichung dessen. Er hat von Adam an über die Vorväter viel Erbsünde mitbekommen. Die Atmosphäre sowohl bei ihm zu Hause, als auch später in Labans Haus, hat noch zusätzlich zur innerlichen Verschmutzung beigetragen. Er wurde bereits mit der Neigung zum Betrügen geboren und entschied sich später auch immer wieder in diese Richtung; denn es war ihm zur zweiten Natur geworden. Die Eigendynamik dieser Trilogie, bestehend aus Erbsünde, Einfluss seiner Umgebung und seinen eigenen Entscheidungen, brachte ihn in eine schwere Krise am Pniel. Das Ereignis an diesem Fluss, das wir in 1. Mose 32 finden, wurde zum markanten Kommentar seines ganzen Lebens. 97 Jahre lang fand ein Kampf zwischen zwei starken Charakteren statt, nämlich zwischen Gottes und Jakobs Willen. Jakobs Reaktionen „frustrierten“ das Werk der Gnade (s. Galater 2,21: ”I do not frustrate the grace of God …” = „Ich verwerfe die Gnade Gottes nicht …“). Der Einfluss seiner Vergangenheit, seiner Umgebung und seiner eigenen Entscheidungen ließen es nicht zu, dass er seine Hilflosigkeit anerkannte. Hier kämpfte ein fleischlicher (seelischer) Mann, der seine eigene Stärke und seine Wege nicht aufgeben wollte. Er „kämpfte“ mit Gott. Dieser hebräische Ausdruck hat die Wortwurzel „Staub“ oder „im Staub wälzen“. Mein Vater führt im Abschnitt übers 3. Buch Mose seines Kommentars zu den 5 Büchern Mose in den Kapiteln 11-14 aus, dass es drei Bereiche der Sünde gibt, die einen Einfluss auf uns ausüben: Erbsünde, Verschmutzung durch die Umgebung (unser Zeitalter) und unsere eigene Sünde. Die in Römer 6 beschriebene Krise wird durch die Kreuzigung unseres alten Menschen beendet – das ist gut. Die biblische Absonderung wird aber darüber hinaus benötigt, um uns vor der Verunreinigung durch Sünden aus unserer Umgebung zu bewahren. Es bedarf vieler Krisen und Werke der Gnade, um mit den jahrelangen Auswirkungen unserer eigenen Verschmutzungen auf unseren Charakter fertig zu werden. Die schwerste Verunreinigung kam wahrscheinlich durch unsere eigenen Sünden, die über Jahre hinweg mit unserem Wesen verschmolzen sind. Es bedarf des Kampfes Gottes, um unseren staubigen Lebenspanzer zu durchbrechen. An diesem Morgen am Pniel überfiel Jakob solch eine Krise. Er kämpfte anhaltend, weil sein Fleisch in seinem Leben noch so stark war. Aber Gott kann die stärksten Naturen, die Eigenwilligkeit eines Menschen, mit der er halsstarrig seinen eigenen Weg gehen möchte, und die Boshaftigkeit in den Staub zwingen. Gott schlug das Fleisch; denn kein Fleisch soll sich in seiner Gegenwart rühmen können. Paulus spricht in Galater 6 über die Umgebung, dass ich der Welt gekreuzigt bin und die Welt mir gekreuzigt ist. Was ist also biblische Absonderung? Es ist ein Werk der Gnade sozusagen „innerhalb“ der betreffenden Absonderung und führt zur Absonderung nach außen.

Wie ein Mensch die biblische Absonderung sieht wird einen weit reichenden Effekt auf seine Predigten, seine Sicht des Zeitalters, seinen Lebensstil, seine Gewohnheiten, Freunde, Musik und jede Facette seines christlichen Wandels haben. Einige haben eine ziemlich beschränkte Sicht der Absonderung und werden deshalb die Wahrheit durch Kompromisse schwächen. Andere dagegen sind zu eng und werden in Gesetzlichkeit und Selbstgerechtigkeit fallen. Und wieder andere werden in Bitterkeit und Hass geraten. Jede Sicht der Absonderung aber, die nicht in ihren Motiven und Zielen mit ganzer Kraft die Verherrlichung von Christus dem Herrn in all seiner Herrlichkeit, seiner Wahrheit und seines wundervollen Charakters verfolgt, verdient es nicht, biblische Absonderung genannt zu werden. In der Tat müssen wir uns von gewissen Dingen fernhalten, aber Motiv und Zweck dieser Absonderung soll auf Christus zielen. Zum Beispiel sollen wir uns deshalb vom Papst und dem Katholizismus trennen, weil sie die klare und wahrhaftige Sicht eines Christen auf Christus verhindern.

Im christlichen Glauben gibt es wohl kein schlimmeres Wundmal, als die Lehre von der biblischen Absonderung. Es ist die Lehre, die christliches Martyrium hervorgebracht hat und immer wieder erzeugen wird. Die Geschichte hat uns überliefert, dass die Christen in Rom nicht deshalb verfolgt wurden, weil sie Jesus Christus anbeteten, sondern weil sie nur nach den Worten Christi anbeteten, lobten und lebten. So ließen sie Caesar und Rom keinen Raum, neben Jesus Christus existieren zu können. Für diese Christen gab es kein Christus und Rom, sondern Christus allein. Rom hasste sie, weil sie sich von den Dingen dieser Welt absonderten, die ihnen den Blick auf Christus verstellten. Die Trennung von Caesars konkurrierender Persönlichkeit und Roms religiösem System muss sein. Ja, die Leute dieser Welt hätten überhaupt kein Problem mit kraftvoller, fundamentalistischer Predigt und Lehre, solange wir einigen Sünden oder Teilen der Welt Zutritt zu unserem Leben erlauben oder sie jedenfalls tolerieren würden. Genau an dieser Stelle findet unser Kampf statt.

In unserem ersten Kapitel erwähnten wir das „Licht“ als allererstes Prinzip der Wahrheit. Trotzdem gibt es noch etwas anderes, das von vornherein klar und offensichtlich ist und ebenfalls am ersten Tag der Schöpfung gefunden werden kann, nämlich das Prinzip biblischer Absonderung. „Gott schied das Licht von der Finsternis. Und Gott nannte das Licht Tag, und die Finsternis nannte er Nacht.“ (1.Mose 1,4-5). Bei der Erschaffung dieses Planeten widmete Gott sich von Anfang an dem Prinzip der Absonderung. Die deutliche Andersartigkeit von Licht und Dunkelheit wird durch die Trennung offensichtlich. Wir lesen weiterhin, dass Gott am zweiten Tag die Wasser [der Ozeane] so von den Wassern [über der Lufthülle] trennte, dass die Atmosphäre entstand. Am dritten Tag schied er die Wasser und das trockene Land voneinander. So gesehen geht es in den ersten drei Schöpfungstagen eigentlich nur um Trennung. Diese Absonderung hat das Universum auf die größeren Absichten der nächsten drei Tage vorbereitet. Die Himmel wurden mit Sonne, Mond und Sternen angefüllt, Fische und Wale wurden ins Wasser gesetzt und Tiere und Menschen auf dem Land erschaffen.

Bevor wahre, biblische Frucht sich bilden kann, muss eine biblische Absonderung im Leben und Dienst stattgefunden haben. Ich rede hier nicht von offensichtlichen Resultaten, die Kirchen/Gemeinden auch ohne die Gegenwart Gottes erreichen können. Biblische Frucht aber wird nur dort wachsen, wo biblische Absonderung im Leben und Dienst erkennbar ist.

 

3. Verschiedenartige Samen verderben die Früchte

 

Eine weitere wichtige Wahrheit über dieses Thema finden wir in 1. Mose 1,11: „Und Gott sprach: Die Erde lasse Gras sprießen und Gewächs, das Samen hervorbringt, fruchttragende Bäume auf der Erde, von denen jeder seine Früchte bringt nach seiner Art, in denen ihr Same ist! Und es geschah so.“ Schlüsseln wir zunächst die Wendung „Früchte … nach seiner Art, in denen ihr Same ist“ auf. Das gilt nicht nur in der physikalischen, sondern auch in der geistlichen Welt. Das Leben befindet sich im Samen und die Frucht ist der Beweis des innewohnenden Charakters und der Kraft des Samens. Das wird in 5. Mose 22,9 noch weitergeführt: „Du sollst deinen Weinberg nicht mit zweierlei Samen besäen, damit nicht das Ganze dem Heiligtum verfällt, der Same, den du gesät hast, und der Ertrag des Weinbergs.“ Mit dem Samen fängt alles an. Die Warnung hier besagt, dass man ein und denselben Weinberg nicht mit verschiedenartigem Samen besäen soll. Dabei geht es darum, dass die Frucht, also das Ergebnis dieses Samens, „nicht befleckt wird“1. Petrus weist auch auf die Tatsache hin, dass wir „nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen“ wiedergeboren sind „durch das lebendige Wort Gottes, das in Ewigkeit bleibt.“ (1. Petrus 1,23). In Matthäus 13, wo uns die sieben Gleichnisse vom Königreich Gottes auf Erden erzählt werden, entdecken wir das Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen. Auch hierbei handelt es sich um eine Mischung von Samen auf dem Feld. „Das Reich der Himmel gleicht einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte. Während aber die Leute schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut2 mitten unter den Weizen und ging davon.“ (V. 24-25). Eine zeitlang mag Gott die verschiedenartige Saat auf dem Feld, die das Wort Gottes darstellt, dulden, aber Gott wollte niemals, dass so etwas in der Kirche/Gemeinde geschieht. Das Unglück bei dieser Saatmischung wird beim Ausreifen der Frucht sichtbar. Eine Saatmischung wird eine Hybridfrucht hervorbringen, also eine unechte Frucht. Deshalb können wir nicht einfach die Wahrheit mit anderem „Samen“ mischen und noch denken, es würde in der Ernte irgendetwas nützen. Das Individuum mag als statistische Tatsache für den evangelistischen Erfolg missbraucht werden, aber welche Art von „Frucht“ wird sein Leben dann hervorbringen? Gottes Volk kann nicht die Neo-Evangelikalen nachäffen, in seinen Methoden faule Kompromisse eingehen und dann auch noch glauben, dass der Erfolg die Mittel rechtfertigen würde. Wenn man die Samen mischt, wird man die Frucht verderben.

Die heutige Christenheit erntet Bastarde. Sie sind das Ergebnis einer Vielzahl von verschiedenen Samen des Evangeliums, sowohl von „verschiedenen“, als auch von „ähnlichen“ Evangelien. Viele Evangelisten, Pastoren und Musikleiter, die diese Methode benutzen, mögen ja hoffen, dass schon die richtige Frucht dabei herauskommen wird. In unserem vorhergehenden Kapitel haben wir beim Rückbezug auf 1. Mose 6 aber bereits gesehen, dass die Kinder abnormal wurden, als die Söhne Gottes zu den Töchtern der Menschen eingingen. Sie trugen wesentlich zu den Gewalttätigkeiten dieser Zeit bei. Hybrid-Christenheit – was für ein fatales Markenzeichen. Das Wort „Hybrid“ bedeutete ursprünglich eine Art Monstrosität.

 

4. Das Mischen der Samen

 

Betrachten wir einmal diese Mischung in der Zoologie. Es ist durchaus möglich, eine Art mit der anderen zu mischen, aber irgendwann landet man in einer Sackgasse. Nehmen wir als Beispiel Pferde und Esel, zwei natürliche Arten, die so ähnlich sind, dass man sie zur selben Gattung zählt. Dennoch unterscheiden sie sich in der Anzahl ihrer Chromosomen ihres Keims, also ihrer „Hochzeitszelle“. Der Esel besitzt 32 Chromosomen, das Pferd dagegen nur 19. Das Ergebnis der Paarung eines Pferdes und eines Esels nennt man Maultier. Männliche Maultiere sind immer steril. Kein Fohlen hat je ein männliches Maultier zum Vater gehabt. In seltenen Fällen aber (und zwar sehr selten) haben weibliche Maultiere Fohlen hervorgebracht, wenn sie mit Esel- oder Pferde-Hengsten gepaart wurden. Die Nachkommenschaft eines weiblichen Maultiers und eines Hengstes zeigt deutlich den klaren Unterschied zwischen Pferden und Eseln, indem weibliche Maultiere überhaupt Mütter werden können. In Wirklichkeit sind sie nämlich Pferde. Sie sehen zwar wie eine Mischung aus Pferd und Esel aus, aber sie können nur wie Pferde schwanger werden. Was bedeutet das? Immer, wenn ein weibliches Maultier mit einem männlichen Pferd gepaart wird (sie kann ja niemals mit einem männlichen Maultier gepaart werden, weil diese alle steril sind), ist die Nachkommenschaft des Muttertiers, wenn sie denn welche hat, in jeder Hinsicht ein Pferd. Es sieht wie ein Pferd aus und bringt auch wieder ein Pferd hervor. Und immer, wenn ein Fohlen durch die Paarung eines weiblichen Maultiers mit einem männlichen Esel entsteht, so ist dieses in jeder Hinsicht ein Maultier, also ein Tier, das auch bei der Kreuzung von Pferd und Esel erzeugt wird. Das weibliche Maultier verliert die Fähigkeit, in seinen Eizellen etwas von seiner Eselsnatur weiterzureichen. Man hat sogar versucht, einen Esel mit einem Zebra zu kreuzen, also einem Tier, das zur selben Gattung wie Pferd und Esel gehört. Genau wie beim Maultier, so ist der Esel-Zebra-Hybrid steril. Die kanadische Regierung forschte viele Jahre lang an einer Kreuzung von Bison und Rind. Wenn aber ein männlicher Bison mit einer Kuh gepaart wird, dann entsteht fast immer eine Totgeburt. Es gibt weniger Totgeburten, wenn ein weiblicher Bison mit einem Ochsen gekreuzt wird. Die nächste Generation ist jedoch wieder steril, genau wie beim Maultier.

Was hat uns diese Analogie nun zu sagen? Es ist eine geradezu klassische Veranschaulichung der „geistlichen Kreuzung“ in vielen heutigen Kirchen/Gemeinden. Wir haben schon so viel von Evangelisationen eines Billy Graham gehört. Denen, die nicht vollkommen mit ihm übereinstimmen, wird immer gesagt, dass er doch das Evangelium predigen und Gott zweifellos viele durch ihn retten würde. Wenn wir uns diese Argumentationsweise zu Eigen machen, dann müssen wir dasselbe von Oral Roberts und dem problematischen Ehebrecher Jimmy Swaggart sagen. Wenn ein Prediger die Leute nur zur „Errettung“ bringen will (was immer das auch bedeutet), dann kümmert er sich offensichtlich nicht um die Folgen dieser „Erfahrung“. Welche Frucht wird von einer kompromissbereiten, ja manchmal sogar abgefallenen Versammlung hervorgebracht? Wenn wir das Pferd als Bild auf Botschaft und Herz der Fundamentalisten ansehen und der Esel die Abgefallenen darstellt (das ist eine gute Analogie, weil der Esel in der Bibel ein Typus auf den Abfall ist), dann müssen wir uns fragen, was bei einer solchen Mischung wohl herauskommen wird. Solch eine Saat wird eine befleckte Frucht hervorbringen. Wir behaupten nicht, dass in solchen Versammlungen niemand errettet werden wird; denn ein Herz kann dem Wort Gottes ja trotzdem Glauben schenken. Dennoch wird der abgefallene Prediger im Himmel keine Anerkennung finden: „Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt und in deinem Namen Dämonen ausgetrieben und in deinem Namen viele Wundertaten vollbracht? Und dann werde ich ihnen bezeugen: Ich habe euch nie gekannt; weicht von mir, ihr Gesetzlosen!“ (Matthäus 7,22-23). Dennoch wird die überwältigende Mehrheit von „Bekehrten“ solcher Versammlungen wie die Nachkommenschaft von Pferd und Esel sein, eben ein Maultier, eine Sackgasse, steril, keine Frucht für Gott hervorbringen und überhaupt nicht errettet sein. Vielleicht gibt es darunter aber auch selten mal einen (wie beim sehr seltenen weiblichen Maultier), der durch die Gnade Gottes in diesen Gottesdiensten errettet wurde. Deren Vereinigung mit dem „Esel“ muss aber gebrochen werden, sonst wird daraus eine Sackgasse. Das kann aber nur mit einem Pferd geschehen (der wahren, biblischen Saat), dessen Nachkommenschaft wieder ein Pferd sein muss.

In Amerika gibt es viele religiöse „Zuchtversuche“. Durch unseren Einfluss verbreitet sich die amerikanische Art der Evangelisation und Christwerdung über die ganze Welt. Das Ergebnis ist aber leider die Befleckung der Frucht. Die Bibel lehrt uns, dass wir die Christen an ihren Früchten erkennen werden. „So bringt jeder gute Baum gute Früchte, der schlechte Baum aber bringt schlechte Früchte. Ein guter Baum kann keine schlechten Früchte bringen, und ein schlechter Baum kann keine guten Früchte bringen.“ (Matthäus 7,17-18). Das ist das Prinzip der Frucht! Ein verdorbener Baum kann keine guten Früchte hervorbringen. Hier haben wir den biblischen Kommentar auf Leute wie Billy Graham. Die Art wird immer das hervorbringen, was ihr entspricht. Das Mischen der Samen innerhalb einer Art oder Gattung wird die Frucht und die Nachkommenschaft beflecken. Man kann Jesus nicht mit einem ähnlichen Evangelium „einer anderen Art“ („allos“) mischen. Pferd und Maultier scheinen gleich zu sein, aber ihre Chromosomen und Samen unterscheiden sich. Prediger sind so versessen auf eine gute Evangelisationsstatistik, dass sie dazu neigen, ein klein wenig fremden Samen in den Weinberg zu säen.

Im Gleichnis vom Weinberg Gottes spricht Jesaja in Kapitel 5 von einer fremden Frucht. Diese Schriftstelle sagt uns, dass der Weinberg gute Reben hätte hervorbringen sollen, aber er brachte stattdessen wilde Reben hervor. Das Wort für wilde Reben ist hier „bushim“. Es bedeutet wörtlich „stinken“. Ja, es wurde Frucht hervorgebracht, alles schien so lange gut zu laufen, bis das Stadium der Reife erreicht war. Als aber die Reben geerntet, in die Weinpresse geschüttet und getreten wurden, um Wein für den Herrn herzustellen, da brachten die Reben Gestank hervor.

Wenn wir uns eine gemischte Musik ansehen, insbesondere bei Musik für Kinder, dann finden wir das vielleicht gar nicht so schlecht. Wenn wir uns eklektische3 Musik von fundamentalistischen Komponisten anhören (im Country-/Western-Stil, sanfter Synkopierung usw.), welche Auswirkungen wird das auf unsere Kinder haben? Schließlich sehen wir die Frucht, aber welche Art Christ wird solch ein Kind als Erwachsener sein? Welch eine Frucht wird das dann ergeben? Die Frucht einer bestimmten Saat kann niemals geändert werden. Wir können nicht erwarten, dass ein Kind sich am Ende gut und rein entwickelt, wenn wir in seinem Leben schon früh ein wenig Dunkelheit zulassen. Wie der Samen auch immer aussieht, die Frucht wird das Ergebnis dieses Samens sein. Erinnern sie sich an die Worte aus Galater 5,17, wo es um das Fleisch und den Geist geht: „Denn das Fleisch gelüstet gegen den Geist und der Geist gegen das Fleisch; und diese widerstreben einander, so dass ihr nicht das tut, was ihr wollt.“ Sie sind nicht kompatibel. Zwischen dem Samen des Fleisches und dem des Geistes gibt es einen deutlichen Unterschied. Möge Gott uns bewahren, dass wir sie nicht miteinander mischen.

Ein weiteres Prinzip der Heiligen Schrift finden wir in 5, Mose 22,10: „Du sollst nicht zugleich mit einem Rind und einem Esel pflügen.“ In diesem Trennungsgesetz geht es darum, dass man versucht, zwei verschiedene Tiere zusammen arbeiten zu lassen. Noch einmal: der Esel ist in der Bibel ein Bild auf das Unerrettete, der Ochse ist dagegen bekannt, seinen Dienst als gezähmtes Tier zu verrichten. Es sind Tiere von entgegengesetzter Natur. Amos 3,3 fragt: „Gehen auch zwei miteinander, ohne dass sie übereingekommen sind?“ Vor einigen Jahren hat der Autor eine vierseitige Broschüre über das „Ergehen“ einer Kirche/Gemeinde in Charlotte, North Carolina, bekommen, die für ihre neo-evangelikale Position bekannt ist. Im Frühling desselben Jahres waren Jerry Falwell (der seine Früchte schon allein dadurch gezeigt hat, dass er kürzlich Billy Graham an seine Schule eingeladen hat) und Dr. Guillermin (zu der Zeit Präsident der Liberty Baptist University) anwesend, um die Antrittsrede der Christlichen Schule dieser Kirche/Gemeinde zu halten. Schon vorher hatte der Weltkongress der Fundamentalisten bereits erklärt, dass Herr Falwell ein Neo-Evangelikaler sei (wie viel weiter kann jemand in seinen Kompromissen auch noch gehen, als die Leitung eines charismatischen Fernsehsenders wie PTL zu übernehmen?). Sein Besuch bei der Kirche/Gemeinde in Charlotte kam überhaupt nicht überraschend. Was aber überraschte war die fundamentalistische Familie, bekannt für ihre gelungenen Lied- und Musikkompositionen, die für mehrere Tage anreiste, um am Ende des Sommers ihr “Majesty in Music“ (= „Erhabenheit der Musik”)- Seminar in dieser Kirche/Gemeinde abzuhalten. In derselben Broschüre wurden Bilder und Kritiken beider Ereignisse wiedergegeben. Diese Familie ist für viele Chor- und Kinderstücke verantwortlich. Der Grund für ihren Kompromiss ist ganz einfach in der Aussage zu suchen: „Wir wollen dorthin gehen, wo die Fische sind.“ Wie wird sich ihr Vorbild wohl auf die Kleinkinder in Christus und auf die Komponisten in den Reihen der Fundamentalisten auswirken, die sie als Vorbild nehmen und sich von ihnen leiten lassen? Als Paulus an die Christen in Korinth schrieb, da schrieb er einer Kirche/Gemeinde, die sich ihrer Gaben im Geist rühmte und doch in ihrem Leben fleischlich war. Das kann aber nicht sein, weil – noch einmal – diese entgegengesetzt sind. Im 2. Korinther 6,14-17 erklärt und Paulus folgendes:

Zieht nicht in einem fremden Joch mit Ungläubigen! Denn was haben Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit miteinander zu schaffen? Und was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis? Wie stimmt Christus mit Belial überein? Oder was hat der Gläubige gemeinsam mit dem Ungläubigen? Wie stimmt der Tempel Gottes mit Götzenbildern überein? Denn ihr seid ein Tempel des lebendigen Gottes, wie Gott gesagt hat: »Ich will in ihnen wohnen und unter ihnen wandeln und will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein«.“

Diese Verse werden sicherlich oft zitiert, damit christliche Männer sich trösten können, auch wenn sie mit Neo-Evangelikalen zusammen dienen, dass sie ja nicht mit „Ungläubigen“ zusammenarbeiten würden. Auch wenn der erste Teil der Textstelle den Ausdruck „Ungläubige“ gebraucht, so lehrt uns diese Stelle im Folgenden „Prinzipien“. In unseren Prinzipien können wir nicht „Licht“ und „Dunkelheit“ miteinander mischen. Die Neo-Evangelikalen geben dem Gebrauch „dunkler“ Werke und Prinzipien nach. Wir müssen uns von ihnen absondern, weil sie durchs Mischen ihrer Samen die Prinzipien der Welt nutzen. Paulus fährt fort:

„Darum geht hinaus von ihnen und sondert euch ab, spricht der Herr, und rührt nichts Unreines an! Und ich will euch aufnehmen, und ich will euch ein Vater sein, und ihr sollt mir Söhne und Töchter sein, spricht der Herr, der Allmächtige.“ (V. 17-18).

In 7,1 fährt Paulus weiter fort:

„Weil wir nun diese Verheißungen haben, Geliebte, so wollen wir uns reinigen von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes zur Vollendung der Heiligkeit in Gottesfurcht!“

Wir müssen klar erkennen, dass biblische Absonderung für den Christen nicht lediglich eine Option darstellt, sondern notwendig fürs christliche Leben ist. Eines der Charakteristika im weltlichen System unseres Zeitalters ist der Schrei nach Vereinigung und die Hoffnung, zum Schmelztopf der Gesellschaft zu werden. Wir finden uns im Fußknöchel von Nebukadnezars Standbild in Daniel 2 wieder. Eisen und Ton kann man nicht miteinander mischen, dennoch versucht das Weltsystem genau das zu tun.

 

5. Der Hass der Welt auf Abgrenzung und Absonderung

 

Der Mensch versucht, alles wieder zusammenzubringen, was Gott im Reich des Natürlichen am Anfang getrennt hat. In 1. Mose 11 trennte Gott die Völker voneinander. Apostelgeschichte 17,26 sagt es so: „Und er hat aus einem Blut jedes Volk der Menschheit gemacht, dass sie auf dem ganzen Erdboden wohnen sollen, und hat im Voraus verordnete Zeiten und die Grenzen ihres Wohnens bestimmt, …“ In Kapitel 14,16-17 steht: „Er ließ in den vergangenen Generationen alle Heiden ihre eigenen Wege gehen; und doch hat er sich selbst nicht unbezeugt gelassen; …“ Das Weltsystem möchte sich gerade deswegen in der Sache gegen Gott wieder vereinigen (wie es in Psalm 2 erwähnt wird), um die Tage Nimrods wieder zurückzuholen. Diese Ära war der Versuch, Männer und Frauen zu nivellieren und sie auf einen androgynen („Mann-Frau“) Stil und eine ebensolche Philosophie zu prägen. Doch die Bibel sagt in 1. Mose 1,27 deutlich: „Als Mann und Frau schuf er sie.“ Obwohl Gott die Geschlechter trennte, gibt es eine weltweite Bewegung, diese von Gott verordnete Trennung zu zerstören. Die Kreuzungen von Pflanzen und Tieren (und man weiß nie, was sich hinter den Türen der Laboratorien dieser Welt sonst noch alles im Versuchstadium befindet) gehören alle zum Endzeitkampf, mit der Gottes Souveränität zerstört und seine souveränen Anordnungen aufgehoben werden sollen. Wir hören von wirtschaftlichen Zusammenschlüssen, dem Europäischen Markt, dem internationalen Druck zur Schwächung der Protestanten Nordirlands, zur Vereinigung Südkoreas mit Nordkorea und der kürzlichen Übernahme von Hong Kong durch China. Religiöse Körperschaften wachsen zusammen, die Barrieren der Vergangenheit wurden niedergerissen. Die Welt sieht die Protestantische Reformation nur noch als Streit zwischen zwei historischen Persönlichkeiten, nämlich Martin Luther und dem Papst, und glaubt tatsächlich, wenn die beiden heute leben würden, dann gäbe es keine Trennung. Alles schreit danach, die Mauern niederzureißen und charismatische Brücken nach Rom zu bauen. Das in den Tagen von Gerald Ford begonnene Détente (Entspannung zwischen Staaten) wurde 10 Jahre später durch Henry Kissinger zum Ruf Amerikas, Brücken nach Moskau und China zu bauen. Amerikanische Staatsschulen treiben die Zusammenlegung voran, was das Bisschen jetzige Elternbeteiligung am Bildungsprozess auch noch zerstören wird. In jeder Facette der menschlichen Existenz gibt es inzwischen Integration und jedes Lebenskonzept wird zum Teil des Zeitgeistes, den wir einatmen. Die Musik wird durch Integration und Synthetisierung in ihrem Stil immer eklektischer. (Das werden wir in einem weiteren Kapitel noch vertiefen.)

Viele glauben, dass man Kirchen/Gemeinden durch Vereinheitlichung bauen sollte. Sie haben herausgefunden, dass man die Leute je stärker anzieht, je mehr Kompromisse man macht. Wir behaupten nicht, dass Mickrigkeit automatisch richtig wäre, aber Wachstum bedeutet auch noch nicht automatisch Segen Gottes. Eine Spaltung kann sich am Ende als größerer Segen herausstellen. Abraham hätte Lot nicht retten können, wenn er sich auch in Sodom aufgehalten hätte. Seine Trennung von seinem Neffen gereichte schließlich zu dessen Rettung (s. 1. Mose 14). Das zeigt uns eine weitere Wahrheit über biblische Absonderung: manchmal fordert uns ein Bruder zur Trennung auf. Paulus zeigt uns das in 2. Thessalonicher 3,-14-15: „Wenn aber jemand unserem brieflichen Wort nicht gehorcht, den kennzeichnet und habt keinen Umgang mit ihm, damit er sich schämen muss; doch haltet ihn nicht für einen Feind, sondern weist ihn zurecht als einen Bruder.“ Warum sondern wir uns von einem undisziplinierten Bruder ab? Weil wir ihn hassen? Nein, wir sollen ihn nicht als Feind ansehen. Aber wir sollen auch keine Gemeinschaft mit ihm haben, damit er sich schämt. Paulus ergänzt seine Worte mit der Hoffnung, dass sein sich schämender, undisziplinierter Bruder sich nach Gemeinschaft mit der Bruderschaft sehnen und zurückkehren wird. Die Trennung bewirkt, dass er auf den Weg der Wahrheit und der Gerechtigkeit zurückkehren wird. Wir sollen uns nicht lediglich von Abgefallenen absondern, sondern auch von Undisziplinierten. Wie oft fürchten wir uns doch, dass durch die Notwendigkeit der Absonderung eine Spaltung in einer Kirche/Gemeinde entstehen könnte. Doch Paulus sagt im 1. Korinther 11,19, dass Spaltungen manchmal nötig sind, weil sie in einer Gemeinschaft reinigend wirken. Es mag sein, dass wir uns von Brüdern trennen müssen, die Musik komponieren, weil sie Wahrheit und Irrtum, Licht und Dunkelheit und „verschiedene Samen“ miteinander mischen. Warum muss das so sein? Damit die Ernte der Guten und Reinen bewahrt wird.

 

6. Die Entstehung eines Stammbaums

 

Sinn der biblischen Absonderung ist es, uns unbefleckt von der Welt zu erhalten. So vieles verändert sich heute. Es ist schwierig, in irgendeiner Kunstform Reinheit zu finden. Klassiker der Erziehung, unter Künstlern, in der Christenheit – die ganze Welt scheint daraus eine Promenadenmischung, eine Einheitskunst machen zu wollen. Die Mischung scheint dabei das Einzige zu sein, was diese Musik und ihre Aufzeichnungen verkaufsfähig machen. Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir es endlich so machen, wie Mose es nach Gottes Befehl mit den Kindern Israel tat: „Und sie ließen sich eintragen in die Geburtsregister, nach ihren Sippen und ihren Vaterhäusern, …“. (4. Mose 1,18). Das Wort „Geburtsregister“ ist das hebräische Wort für “Yalad“, was „jemandes Herkunft zeigen“ bedeutet. Wie oft haben wir schon über den Gesetzen gebrütet, den verordneten Grenzen der Trennung, die Gott seinem Volk auferlegt hat: Heirat innerhalb des Stammes, spezielle Speisegebote, Gesetze über den Aussatz, die Mutterschaft, über Nacktheit usw. Vielleicht sehen wir auf diese Gesetze und denken: „Mein Gott, bin ich froh, dass das alles in Christus aufgehoben ist.“ Mein lieber Freund, wir können diese Dinge nicht einfach alle wegwerfen und sie das Alte Testament für die Juden nennen. Denken sie daran, dass sich hinter jedem physikalischen Gesetz auch ein geistliches Gesetz verbirgt. In der großartigen Hymne “All Hail The Power of Jesus` Name“ (= „Alles jubelt der Kraft im Namen Jesus zu“) wird uns gesagt: „Ihr auserwähltes Geschlecht aus Israels Rasse“. Petrus erhellt das im 1. Petrus 2,9: „Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, ein heiliges Volk, ein Volk des Eigentums, damit ihr die Tugenden dessen verkündet, der euch aus der Finsternis berufen hat zu seinem wunderbaren Licht.“ Ja, wir sollten das geistliche Gesetz hinter dem physikalischen sehen. Paulus sagt uns im Galaterbrief, dass wir das auserwählte Geschlecht innerhalb des verheißenen Geschlechts sind, was Jesus Christus ist. Römer 2,28-29 belehrt uns: „Nicht der ist ein Jude, der es äußerlich ist; … sondern der ist ein Jude, der es innerlich ist.“ Nicht die Beschneidung des Fleisches, sondern die des Herzens zählt. Wir müssen die Gesetze des Alten Testaments durch den Geist Gottes erleuchtet sehen, wie z.B. die Speisegesetze für unsere Seele oder die Ernährung durch Wiederkäuen und der Besitz von gespaltenen Hufen (s. 3. Mose 11). Unser Reden und unsere Sprache müssen mit dem abgesonderten Wandel übereinstimmen. (Es gibt doch tatsächlich einige Späßchen von manchen Predigern, die sie von der Kanzel herunter zum Besten geben, von denen der Hörer nicht weiß, ob sie zwielichtig oder rein sind.) Einige Dinge, mit denen wir uns möglicherweise beschäftigen, scheinen ein christliches Zeugnis zu haben (manche Bücher und Zeitschriften, die wir als christlich ansehen), aber sie sind von ihrem Gehabe und Charakter her nicht abgesondert. Andere Dinge scheinen einen von der Welt getrennten Wandel aufzuweisen, aber reden mit gespaltener Zunge. Das Wiederkäuen steht für die Inhalte, die wir immer wieder überdenken können und noch weiteren Nutzen für unsere Seele daraus ziehen. Das sind die offenen, ehrlichen Dinge des Lebens. Auch im Meer findet man verborgene Dinge. Sie müssen Flossen und Schuppen haben (Richtung und Schutz). Der Christ muss sich seines Weges gewiss sein und vom Geist vor dem Einfluss des Zeitalters beschützt werden. Ja, genauso wie es reine und unreine Tiere gibt, so gibt es auch reine und unreine Dinge, mit denen wir uns beschäftigen können, ob es sich nun um den gemeinsamen Markt des Lebens oder um etwas im Gewand der Christenheit handelt. Alles muss durch die Autorität des Wortes Gottes geprüft werden. Wenn sie sich als unrein erweisen sollte, muss man sich und seine Familie davor schützen.

 

7. Wo befindet sich der Stammbaum heute?

 

Wo findet man heute einen Christen mit Stammbaum? Wer kann schon sagen: „Mein Leben kann man in der Bibel wieder finden.“? Und wo ist die christliche Musik mit Stammbaum heute? Es geht nicht darum, Innovatives und Frisches zu hassen, sondern wir wollen nur sicherstellen, dass unsere Musik den Standards des biblischen Stammbaums entspricht. Als Israel sich mit dem Samen seiner Feinde vermischte, verloren sie ihren Stammbaum. Im Laufe der Jahre habe ich in Gesprächen mit Musikern und Predigern herausgefunden, dass nur diejenigen den Sinn hinter den Gesetzen und Prinzipien sehen können, die eine echte Liebe für Christus besitzen. Man mag die Gesetze des Alten Testaments als etwas Hartes ansehen, aber als Christus gefragt wurde, was denn das größte Gesetz wäre, antwortete er: „Du sollst Gott, deinen Herrn, mit deinem ganzen Herz, mit deiner ganze Seele und mit all deiner Kraft lieben.“ Obwohl man nicht genau diese Worte in 2. Mose 20 findet, so hat Christus hier doch das „Herz“ des Gesetzes offenbart, nämlich die Liebe zu Gott. Das ist heute ein großes Pro­blem im Herzen vieler Christen, wenn es um biblische Absonderung geht; denn sie sehen das lediglich als Gesetzlichkeit oder Feind der Gnade an. Wir können das Christenleben aber nicht so locker flockig sehen und damit zufrieden sein, dass das Blut Christi uns beständig bedeckt. Einer, der seinen Herrn wirklich liebt, wird den Grund für die biblische Absonderung herausfinden: es ist die Liebe zu seinem Herrn, Liebe für den Erretter. Wer diese Liebe aber nicht hat, wird sich wünschen, dass einige kleine weltliche Dinge in seinem Leben integriert sind – wenn es auch nur wenige sind. Nur ein klein wenig vom Sound dieses Zeitalters, um den alten Menschen zufrieden zu stellen, um die Natur Ismaels zu besänftigen. Die Kirche/Gemeinde Jesu scheint voller solcher Leute zu sein. Wenn sie ein Musiker sind, der sich dieser Wahrheit, dieses Prinzips bewusst ist, dann gehen sie keine Kompromisse ein, wenn sie eine Kirche/Gemeinde besuchen, die ein wenig vom heutigen Sound „genießen“ möchte. Ändern sie nicht ihr Repertoire für diese Leute. Wir können die Leute nur zu einer gesunden, biblischen Musik zurückrufen, wenn wir ihnen beständig diese Kost verabreichen und sie aus der Zuckerwatte herausreißen, die keine Substanz besitzt. Wir sehnen uns nicht nach vielen Zuhörern, sondern nach einem Leben gemäß unserem Stammbaum.

Lassen sie mich in diesem Kapitel noch ein letztes Wort anmerken. In Esra 10 wird eine Geschichte über eine sehr heikle Angelegenheit erzählt, die dieser Mann Gottes ausführen musste. Esra war im Jahre 458 v. Chr. aus der Gefangenschaft nach Jerusalem zurückgekehrt. Er war ein Priester und Schriftgelehrter, der sich fest vorgenommen hatte (Esra 7,10), sein Herz auf die Erforschung des Gesetztes Gottes zu richten, das Gesetz dann auch in die Tat umzusetzen und es Israel zu lehren. Als er in Jerusalem ankam, sah er wie weitgehend die heilige Nachkommenschaft Abrahams sich bereits mit den Einwohnern des Landes vermischt hatte. Die Prinzen und Führer des Volkes waren sogar die Ersten gewesen, die diese schlimme Übertretung begangen hatten. Hier haben wir eines der Hauptprobleme, das 175 Jahre vorher die Gefangenschaft verursacht hatte. Esra erkannte, dass dasselbe Problem wieder eingetreten war. Die Mischehen hatten zu Allianzen geführt. Wie reagierte dieser Diener Gottes? Nun, Esra war zutiefst erschüttert und bekümmert. Er zerriss seine Kleider, riss sich Barthaare aus und saß fassungslos auf dem Boden. Beim Lesen von Gottes Wort war ihm klar geworden, was diese Sünde dem Volk antun und wohin sie führen würde. Es würde sie wieder direkt ins Gericht Gottes bringen. Die Frauen, die sie geheiratet hatten, und ihre Kinder, die Frucht dieser verbotenen Vereinigung, zeigten die ganze Tiefe dieser Sünde auf. Esra konnte nur eins tun: Er befahl ihnen, die Frauen des Landes und deren Kinder zu verstoßen. Gott sei Dank sehnte sich ein Überrest danach, genau das zu tun; denn auch sie wussten, dass Gott das Volk dieses Mal für immer vernichten würde. Wir lesen, dass einer dieser jungen Männer, der diese Sünde der Vermischung durch Heirat begangen hatte, der Sohn eines Prinzen war. Dennoch stellte er sich vor Esra und sagte: Steh auf, denn du musst handeln in dieser Sache! Wir wollen dir beistehen; führe es mutig aus!“ (Esra 10,4).

Möge Gott schenken, dass ein Überrest aufsteht und erkennt, dass die sündigen Kompromisse unserer Vorväter schon wieder in denen sichtbar werden, die einst den Auszug aus dem System der abgefallenen Denominationen auf sich genommen hatten. Kann es sein, dass wir Fundamentalisten, die den Exodus aus diesen Denominationen angetreten hatten, die wir in Jerusalem Erweckung erlebt haben, nun demselben Muster des Kompromisses folgen? Folgt unsere Musik demselben Pfad wie Bill Gaither in den späten 1960ern? Wollen wir denn gar nichts aus ihren Kompromissen, ihren Sünden und ihrem gegenwärtigen geistlich verwüsteten Zustand lernen?

Möge Gott uns den Mut geben, diese Dinge, die sich einschleichen und Teil unserer Anbetung und selbst unseres Lebensstils geworden sind, zu ändern und uns von ihnen loszureißen. Biblische Absonderung muss zum Wächterprinzip unseres Christenlebens werden. Sonst werden wir demselben Pfad folgen und genauso enden, wie diejenigen, die uns verlassen haben.

 

1 In der King James Bibel steht hier nicht „… damit nicht das Ganze dem Heiligtum verfällt, …“, sondern “… and the fruit of thyne vineyard be defiled.“ (= „… damit die Frucht deines Weinbergs nicht befleckt wird.“).

2 Hier ist der »Taumellolch« oder »Afterweizen« gemeint, ein dem Weizen ähnliches giftiges Unkraut.

3 a) (Abwertend:) In unschöpferischer Weise nur Ideen anderer (z. B. in einer Theorie) verwendend; b) Aus bereits Vorhandenem auswählend u. übernehmend.