Testament von Sebulon

Über Mitleid und Gnade.

1. Sebulon

Der Bericht von Sebulon, den er seinen Kindern im 140. Jahr seines Lebens mitgegeben hat, 22 Jahre nach Josephs Tod. Er sagte zu ihnen: „Hört mich an, meine Söhne. Ich, Sebulon, bin eine gute Gabe für meine Eltern; denn als ich geboren wurde hatte unser Vater sehr zugenommen sowohl an Herden, als auch an Menschen. Das war, als er seinen Anteil durch die gestreiften Stäbe bekam. Meine Kinder, ich weiß, dass ich während meines Lebens in meinen Gedanken gesündigt habe. Ich erinnere mich nicht mehr an einzelne Sünden, nur noch an die Sünde der Untätigkeit, die ich wegen Joseph verübte. Ich half nämlich meinen Brüdern und erzählte meinem Vater nicht, was geschehen war. Im Geheimen weinte ich, weil ich Angst vor meinen Brüdern hatte. Sie waren alle übereingekommen, jeden mit dem Schwert zu töten, der etwas ausplaudern würde. Aber als sie Joseph töten wollten, flehte ich sie an, doch nicht solch ein Unrecht zu begehen.

2. Joseph verkauft

Simeon und Gad sprachen sich dafür aus Joseph zu töten. Joseph fiel auf sein Angesicht und sagte ihnen: „Habt Mitleid mit mir, meine Brüder, habt Erbarmen um Jakobs, unseres Vaters, willen. Tötet mich nicht. Ich bin unschuldig. Ich habe nicht an euch gesündigt. Wenn ich das habe, dann bestraft mich, aber tötet mich nicht. Denkt daran, was ihr damit Jakob, unserem Vater, antun werdet.“ Als ich ihn das sagen hörte, fühlte ich Mitleid mit ihm und fing an zu weinen. Mein Herz schmolz dahin und mir wurde schlecht. Joseph weinte auch, und ich weinte mit ihm. Mein Herz pochte in mir und ich zitterte. Als Joseph sie herankommen sah, um ihn zu töten, versteckte er sich hinter mir und flehte sie an. Ruben sagte: „Meine Brüder, wir wollen ihn nicht töten, sondern ihn in eine dieser trockenen Zisternen werfen, die unsere Väter gegraben haben.“ Der Herr ließ diese Zisternen trocken sein, um Josephs Leben zu erhalten; denn nachdem Joseph an die Ismaeliter verkauft worden war, floss Wasser in sie hinein.

3. Gesetz des Henoch

Ich hatte keinen Anteil an dem Geld, das sie für Joseph erhielten. Aber Simeon, Gad und sechs weitere Brüder nahmen das Geld und kauften sich, ihren Frauen und ihren Kindern Sandalen dafür; denn sie sagten: „Wir wollen nicht davon essen, weil es der Preis fürs Blut unseres Bruders ist. Stattdessen werden wir es unter unseren Füßen zertreten, weil er gemeint hatte, dass er König über uns sei. So werden wir dann sehen, was aus seinen Träumen wird.“ Es steht im Gesetz des Henoch, wer keine Nachkommen für seinen Bruder zeugen wird, dessen Sandalen werden sich lösen und die Leute werden ihm ins Gesicht spucken. Josephs Brüder wollten nicht, dass er lebt, und der Herr löste die Sandalen Josephs von ihren Füßen. Als sie nämlich nach Ägypten kamen, wurden sie vor dem Tor von Josephs Dienern losgemacht. So wurden sie nach ägyptischem Brauch zu Josephs Sklaven. Aber nicht nur das, sondern sie wurden auch angespuckt, als sie unverzüglich vor ihm niederfielen. Auf diese Weise wurden sie vor den Ägyptern gedemütigt. Danach hörten die Ägypter von all dem Bösen, was wir Joseph angetan hatten.

4. Josephs verkauft

Danach brachten sie Nahrung herbei. Zwei Tage und Nächte lang konnte ich wegen Mitleid mit Joseph nichts mehr schmecken. Juda aß nicht mit ihnen, sondern bewachte die Zisterne; denn er fürchtete, dass Simeon und Gad zurückkommen und ihn umbringen würden. Als sie sahen, dass ich nicht aß, platzierten sie mich in der Nähe, um ihn zu bewachen, bis er verkauft sein würde. Er blieb drei Tage und Nächte lang in der Zisterne und wurde dann hungernd verkauft. Als Ruben hörte, dass Joseph verkauft worden sei, während er weg war, zerriss er seine Kleider, wehklagte und sagte: „Wie soll ich meinem Vater Jakob in die Augen sehen?“ Er nahm das Geld und rannte den Kaufleuten hinterher, konnte sie aber nicht finden. Sie waren nämlich von der Hauptstraße abgewichen. An jenem Tag aß Ruben nichts. Dan kam zu ihm und meinte: „Mach dir keine Sorgen, ich habe mir etwas ausgedacht, was wir unserem Vater Jakob sagen können. Lass uns ein Zicklein töten und den Mantel Josephs hineintauchen. Dann sagen wir einfach: 'Schau und sieh, ob das der Mantel deines Sohnes ist.'“ Bevor sie ihn verkauften, hatten sie Joseph nämlich den Mantel ausgezogen, den sein Vater ihm geschenkt hatte, und ihm Sklavenkleider angezogen. Simeon verwahrte seinen Mantel und gab ihn nicht heraus, weil er ihn mit seinem Schwert zerschneiden wollte. Er war nämlich stinksauer, weil Joseph noch lebte und er ihn nicht hatte töten können. Wir alle standen vor ihm und sagten zu ihm: „Wenn du den Mantel nicht hergibst, werden wir sagen, dass du allein diese Verruchtheit in Israel begangen hast.“ Daher ließ er den Mantel los und sie taten, wie Dan vorgeschlagen hatte.

5. Sünde verursacht Krankheit

Nun, meine Kinder, ich bitte euch, die Gebote Gottes zu halten. Erzeigt eurem Nächsten Barmherzigkeit und geht gnädig mit allen um, nicht nur mit Menschen, sondern auch mit Tieren. Deshalb segnete Gott mich. Während alle meine Brüder krank wurden, kam ich ohne irgendetwas davon; denn der Herr weiß um das Herz eines jeden Menschen. Daher habt Mitleid; denn was auch immer ein Mann seinem Nächsten tut, das wird der Herr ihm auch antun. Die Söhne meiner Brüder waren krank und starben wegen Joseph, weil sie in ihrem Herzen keine Barmherzigkeit gehabt hatten. Meine Söhne aber bekamen keine Krankheiten, wie ihr sehr wohl wisst. Als ich in Kanaan am Meeresufer war, fing ich sehr viele Fische für meinen Vater Jakob. Während viele im Meer ertranken, überlebte ich unverletzt.

6. Segeln und Fischen

Ich war der erste von uns, der ein Schiff baute, um übers Meer zu segeln; denn der Herr gab mir Verstand und Weisheit dafür. Ich ließ ein Ruder am Heck herunter und hängte ein Segel auf inmitten eines senkrechten Masts. So segelte ich an der Küste entlang. Ich fing Fische fürs Haus meines Vaters, bis wir nach Ägypten hinabzogen. Aus Mitleid gab ich allen Fremden von meinen Fischen ab. Wenn irgend jemand fremd war, krank oder alt, so kochte ich ihm den Fisch und kleidete ihn gut ein. Das schenkte ich jedem, je nachdem ob einer Mangel hatte. So brachte ich sie zusammen und behandelte sie barmherzig. Daher ließ mich der Herr viele Fische fangen; denn wer seinem Nächsten etwas abgibt, bekommt viel mehr vom Herrn zurück. Fünf Jahre lang fing ich Fisch und gab davon jedem ab, der mir zu Gesicht kam. Auch brachte ich genügend für das ganze Haus meines Vaters zusammen. Im Sommer fing ich Fische und im Winter hütete ich zusammen mit meinen Brüdern Schafe.

7. Mitleid zeigen

Jetzt will ich euch verkünden, was ich getan habe. Im Winter sah ich einmal einen verzweifelten, nackten Mann, über den ich mich erbarmte. Heimlich gab ich ihm ein Gewand aus meinem Haus. Tut dasselbe von dem, was Gott euch geschenkt hat. Zeigt unvoreingenommen Mitleid und Barmherzigkeit allen gegenüber und gebt jedermann mit einem reinen Herzen. Wenn ihr einmal nichts zu geben habt, so zeigt demjenigen jedenfalls Mitleid. Als ich einmal nichts mehr hatte, ging ich mit ihnen, hörte ihnen zu und und gab ihnen guten Rat.

8. Mitleid und Barmherzigkeit

Erzeigt jedem Mitleid und Barmherzigkeit, dann wir der Herr mitleidig und barmherzig euch gegenüber sein. Gott wird in der letzten Zeit Mitleid mit jedem haben und bei jedem sein, der barmherzig war. Wenn ihr eurem Nächsten (Nachbarn) kein Mitleid erzeigt, dann wird Gott auch euch kein Mitleid erzeigen. Als wir nach Ägypten hinabzogen, hegte Joseph kein Groll gegen uns. Als er mich sah, war er voller Mitgefühl. Nehmt euch das zum Vorbild. Entsagt der Bosheit, liebt einander und plant kein Unheil gegen euren Bruder; denn das zerstört die Einheit, zerteilt Familien und betrübt die Seele. Wer mit Unheil schwanger ist, kann niemandem Mitleid erzeigen.

9. Zwei Königreiche und zwei Gefangenschaften

Betrachtet einen Fluss, der Bäume und Felsen bewegen kann. Wenn er in viele kleine Bäche zerteilt ist, dann trocknet die Erde ihn einfach aus. Genau das wird euch passieren, wenn ihr gespalten seid. Zerteilt euch nicht in zwei Häupter; denn alles, was der Herr geschaffen hat, besitzt nur einen Kopf. Er schuf die Schulter, Hände und Füße paarweise, aber alle Gliedmaßen sind nur einem Haupt (Kopf) unterworfen. Aus den Schriften meiner Väter habe ich gelernt, dass ihr in der letzten Zeit vom Herrn abfallen werdet und Israel zerteilt werden wird. Ihr werdet zwei Königen folgen, jede Art von Abscheulichkeit begehen und alle Götzen anbeten. Eure Feinde werden euch in die Gefangenschaft führen und in allen Schwachheiten, aller Trübsal und Angst eurer Seelen müsst ihr unter den Heiden wohnen. Danach werdet ihr euch an den Herrn erinnern und umkehren (Buße tun). Er wird euch zurückführen; denn er ist gnädig und voller Mitleid. Er rechnet den Menschensöhnen das Böse nicht an, weil sie nur Fleisch sind. Die Geister des Irrtums verleiten sie auf all ihren Wegen. Nach diesen Dingen wird der Herr selbst für euch aufstehen.1 Das Licht der Gerechtigkeit, Heilung und Erbarmen werden seine Schwingen sein. Er wird alle Gefangen der Menschensöhne von Belial erlösen und jeder Geist des Irrtums wird niedergetrampelt werden. Er wird wieder alle Nationen dahin bringen, feurig für ihn zu sein, und ihr werdet Gott in Menschengestalt sehen, den der Herr erwählen wird. Sein Name wird Jerusalem lauten. Durch die Bosheit eurer Worte werdet ihr Ihn wieder erzürnen und dann zerstreut werden, bis zur Zeit der Sammlung.

10. Sebulons Tod

Meine Kinder, seid nicht betrübt über meinen Tod. Ich werdet in eurer Mitte wieder auferstehen, wie ein Herrscher inmitten seiner Söhne. Ich werde inmitten meines Stammes jubeln, bei allen, die das Gesetz Gottes und die Anordnungen ihres Vaters Sebulon gehalten haben. Aber der Herr wird die Gottlosen durch alle Generationen hindurch mit ewigem Feuer verbrennen. Ich werde bald in meine Ruhe eingehen, genau wie meine Väter. Fürchtet den Herrn, euren Gott, mit all eurer Kraft, alle Tage eures Lebens.

Nachdem er dies alles gesagt hatte, schlief er sanft ein und seine Söhne legten ihn in einen Sarg. Danach brachten sie ihn hinauf nach Hebron und beerdigten ihn bei seinen Vätern.

Kommentar

Sebulon 3 sagt, dass das Gesetz Henochs die mosaische Schwagerehe enthält.

Sebulon 9 lehrt, dass Israel sich in zwei Königreiche aufteilen wird. Sie werden zwei Gefangenschaften erleben (welches die babylonische und römische waren). Die Schriften der Väter lehren, dass der Messias seinen Dienst im Land Sebulon beginnen wird, und dass er sowohl Gott als auch Mensch sein wird.

Sebulon 10 lehrt, dass es eine Auferstehung geben wird.


 


 

1Matthäus 4,14-16. Sebulon und Naphtali, das Galiläa der Heiden.