2. Die Blockierung des Lichts

 

Was für eine Kraft hat doch das Licht des Evangeliums, einen Sünder in ein Kind Gottes zu verwandeln! Welch großartige Fähigkeit hat es doch, einen Menschen aus der Grube des Irrtums zu ziehen und ihm die Wahrheit zu zeigen! Ja, wir hätten sogar nie etwas von den Wegen Gottes erfahren, wenn sein Licht nicht über uns gekommen wäre! Und jetzt ist sein Wort „meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Weg.“. Dieses Licht wird uns niemals in die Irre führen, weil es – genau wie seine Quelle – „überhaupt keine Dunkelheit“ in sich hat. Gibt es nicht dennoch die Möglichkeit, dass Satan das Licht als Waffe zur Verführung einsetzen kann, um einen Christen vom wahrhaften Licht abzuziehen? Kann er seine Verführung durchs Licht so geschickt präsentieren, dass – wenn es möglich wäre – sogar die Auserwählten getäuscht werden können?

Dieses Kapitel wird uns die gedankliche Möglichkeit eröffnen, dass Satan heute, am Ende der Zeit, auf dem Schlachtfeld einen Angriff gegen Gottes Volk führt, bei dem er seine größten Fähigkeiten und Kunstgriffe in der Kriegsführung offenbaren wird. Er wird das Licht gegen das Licht einsetzen bzw. Licht benutzen, um das Licht zu hemmen. Man kann eine ganz ähnliche Philosophie so benutzen, dass eine notwendige Wahrheit dadurch ausgelöscht wird. In der einen oder anderen Form geschieht das Stören des Lichts jeden Tag auf unserem Planeten.

HCM (Heutige Christliche Musik) ist zu einem mächtigen Streulicht geworden, um die christlichen Kirchen bzw. Gemeinden von der Wahrheit abzuziehen, die sie in dieser Phase der Geschichte doch so verzweifelt nötig hat, um die Welt, das Fleisch und den Teufel überwinden zu können.

Nur einen kurzen Augenblick werden wir ihre Aufmerksamkeit darauf richten, wie dieses Prinzip im Bereich von Radio und Fernsehen zu finden ist und wie es auf die Welt der HCM Anwendung findet.

 

1. Eine philosophische Sichtweise von Radio und Fernsehen

Was beherrscht eigentlich inhaltlich Radio und Fernsehen? Was ist die Philosophie dieses Mediums, welche Art von Licht wird durch dieses Tor ausgestrahlt? Die Philosophie der einzelnen Stationen wird vom Staat, seinen Einwohnern, ihren politischen und ideologischen Ansichten und der jeweiligen Kultur bestimmt. Die Regierungen dieser Welt kann man in drei grundsätzliche Klassen einteilen, zumindest was den Inhalt ausgestrahlten Programme angeht. Hierfür gibt es in unserer Welt drei grundlegende Philosophien:

  • Zunächst gibt es da die freizügige Handhabung. Ein gutes Beispiel solch eines Systems sind Ausstrahlungen in Amerika. Wenn man die Geschichte des Radios und Fernsehens in unserem Land verfolgt, so entdeckt man, dass die Regierung sich lediglich kurz in diesem Bereich umgetan hat, bevor man sich entschied, alle Stationen zu privatisieren. Das kommerzielle Radio und Fernsehen Amerikas bewegt sich innerhalb des liberalen Rahmens unseres freien Marktes und weist die gesamte Bandbreite des Pragmatismus, der Aggressivität, des Materialismus, der Improvisation, des Expansionismus und der „locker flockigen“ Wettbewerbsfähigkeit des amerikanischen Marktes auf. Aber die tolerante Philosophie hat auch einer größeren, zur Schau gestellten Gottlosigkeit Tür und Tor geöffnet, die immer weniger eingeschränkt wird. Eine freizügige Handhabung hat ihre positiven, aber auch negativen Einflüsse auf die Gesellschaft.

  • Zweitens haben wir die väterliche Handhabung. Diese Einstellung will eine gesund ausbalancierte Programmkost sicherstellen, wobei fürs soziale und psychologische Wohlergehen weder zuviel „Spinat“, noch zu viel „Eis“ gesendet werden soll. Ursprünglich geht die patriarchalische Sicht davon aus, dass der öffentliche Geschmack dem Frivolen zugeneigt ist und dass Leiter ganz allgemein solchen Vorlieben nachzugeben pflegen. Programmdirektoren haben hier die Pflicht, das Programm durch Kultursendungen besser auszubalancieren. Die meisten nicht-kommunistischen Indus­trienationen praktizieren heute verschieden starke Grade der patriarchalischen Handhabung bei ihren Radio-/Fernsehstationen. Die BBC („British Broadcasting Corporation“) ist ein gutes Beispiel dafür. Diese Art der Herangehensweise bewährt sich, wenn eine moralisch gefestigte Persönlichkeit am Ruder ist. Leider müssen wir sagen, dass das Fernsehen in Großbritannien heute schlechter als das amerikanische ist.

  • Drittens gibt es noch den autoritären Stil, welcher für die Medien Russland, auch anderer kommunistischer Länder und des Großteils der Dritten Welt charakteristisch ist. In Russland finanziert und betreibt der Staat selbst die Sendeanstalten und spannt sie damit vor den Karren der Regierung. Die Sendungen werden von einem Komitee hergestellt, dass dem Ministerrat direkt unterstellt ist. Die Richtlinien verfügen, dass alle Programme einem ideologischen Zweck dienen müssen. Wenn man sowjetische Moderatoren über die Kontrolle durch die Regierung befragt, dann neigen sie dazu zu sagen: „Wir werden nicht von der Regierung kontrolliert, wir sind die Regierung.“ Damit wird die Lüge zum „Evangelium“ ihrer Religion und Ideologie erhoben. Leider sind selbst in Amerika heute die Nachrichten verdreht. Uns wird nur das erzählt, was die Medien uns wissen lassen wollen und was mit ihren vorgefassten Meinungen übereinstimmt.

Sendungen stellen aber auch einen einflussreichen und neuen Faktor in den Beziehungen zwischen den Nationen dieser Welt dar. Niemals zuvor war es so leicht, internationale Grenzen zu überschreiten, um direkt mit den Einwohnern eines ausländischen Landes zu reden. Wegen ihrer weiten Verbreitung ist UKW als Sendemöglichkeit nach außen zu einer starken Waffe in Kriegs- und Friedenszeiten geworden. Russland und die Vereinigten Staaten sind führend unter mehr als 80 Ländern, die ausländische Sendeanstalten unterhalten. Mit mehr als 2000 Stunden Ausstrahlung pro Woche bilden die Russen die Weltspitze. Selbst einige kleinere Länder, wie Albanien und Kuba, rangieren unter den ersten zehn international ausstrahlenden Ländern, weil China bzw. die Sowjetunion (wie sie früher hieß) deren ausländische Dienste finanzieren. So haben sie eine Möglichkeit, Zugang an strategisch platzierte Übertragungsstandorte jenseits ihrer eigenen Grenzen zu gelangen.

 

2. Ausländische Übertragungen haben einen störenden Effekt

Was sind eigentlich ausländische Übertragungen? Betrachten wir ihren Beginn und ihren Zweck. Als die Ausstrahlungen in den 1920er Jahren anfingen, existierte Großbritanniens weltweites Empire noch. Die BBC erkannte sofort die Möglichkeiten solcher Ausstrahlungen fürs Britische Reich. Bereits 1928 begannen sie mit Überseeausstrahlungen zu experimentieren. Dieser ausländische Pionierdienst war vollständig in Englisch gehalten und zielte sowohl auf Sympathisanten in den britischen Kolonien, als auch auf Einwohner des Commonwealth, um ihre Bindungen ans Heimatland aufrechtzuerhalten. Kurz vor dem 2. Weltkrieg startete die BBC 1938 ihre ersten Übertragungen in ausländischen Sprachen. Die Sendungen in arabischer Sprache sollten italienischer Radiopropaganda für den nahen Osten entgegenwirken. Sogleich begannen Deutschland und Großbritannien ein tödliches Wortgefecht. Die USA traten in dieses Wortgefecht ein, als Präsident Franklin D. Roosevelt dem beliebten Radioansager Elmer Davis das Amt für Kriegsinformation (OWI, „Office of War Information“) übertrug. Ein wichtiger Bestandteil des OWI war die Stimme Amerikas, die im Februar 1942 auf Sendung ging. Zu der Zeit wurde der amerikanische Kongress misstrauisch, weil hiermit eine Propagandaagentur der Regierung gebildet werden sollte. Die Abgeordneten fürchteten, dass solch ein Gebilde in der Zukunft von einer regierenden Partei gegen Amerikaner selbst verwendet würde. Bis auf den heutigen Tag verbietet das amerikanische Gesetz der Regierung, eigene Radio-, Fernseh- oder Filmprogramme zu senden, die innerhalb der USA für den Gebrauch in Übersee hergestellt werden. Sinn der Stimme Amerikas war die Sendung objektiver Nachrichten für die Menschen hinter dem Eisernen Vorhang. Radio Freiheit (“Radio Liberty“) wurde gegründet, um die Botschaft objektiver Wahrheit in die damalige UdSSR zu senden, und Radio Freies Europa (“Radio Free Europe“) sollte in die Länder Polen, Ungarn und andere Pufferstaaten senden.

Die kommunistischen Nationen haben schon immer viel Vertrauen in die Kraft der Propaganda gesetzt. Einer der frühesten Versuche Propaganda durch Übertragung ins Ausland einzusetzen war die telegraphische Botschaft Lenins 1917 an Dissidenten in andere Länder, in der er die kommunistische Revolution ausrief – und das war vor den ersten Radioübertragungen. Als die Sowjetunion die Vereinigten Staaten während der 1970er Jahre als führenden internationalen Sender (was die Stunden auf Sendung anbetrifft) überholte, wurde die Welt in einen Krieg der Worte, Ideologien und der Meinungsmache geworfen, in dem jeder um die Vorherrschaft wetteiferte. Ein Land brachte eine Lüge in Umlauf, während das andere mit der Wahrheit entgegenwirkte. Wer würde am Ende gewinnen?

Dennoch begnügte man sich nicht mit simpler Übertragung. Idealerweise sollte die Wahrheit zur besten Widerlegung der Propaganda werden. Manchmal tut die Wahrheit aber auch weh, insbesondere im Zusammenleben der Nationen und Menschen. Die Stimme Amerikas, Radio Freies Europa und Radio Freiheit wurden gegründet, um den in (zumindest ideologischer) Dunkelheit lebenden Menschen die Wahrheit zu bringen. Die atheistischen Regierungen konnten nicht einfach daneben stehen und dem Zusammenbruch ihrer Lüge tatenlos zusehen; denn was würden die Leute sagen, wenn sie schließlich bemerkten, dass die gesamte Grundlage ihrer Revolution, ihrer Regierung, ihres Landes und ihrer Wirtschaft auf einer Lüge aufbaute? Etwas musste also geschehen. Diese Nationen entschieden sich daher dazu, die ausländischen Sender zu stören.

Interferenz, eine Form der elektronischen Störung, macht ein elektronisches Signal unverständlich, indem blanker Lärm auf demselben oder angrenzenden Kanälen gesendet wird. Der einfache Bauer, der in seiner Wohnung hinter dem Eisernen Vorhang heimlich Stimme Amerikas oder Radio Freies Europa hört und versucht, sich ein objektives Bild von den Vorgängen in der Welt zu machen, hat plötzlich einen durchdringenden Krach gehört, der die übertragenen Worte störte. Um seine geistige Unversehrtheit zu erhalten, musste er das Radio abstellen. Interferenz ist eine sehr teure Angelegenheit. Westliche Fachleute schätzen, dass Russland in den frühen 1970er Jahren 300 Störsender bauen ließ, deren Betrieb jährlich 185 Millionen Dollar kostete. Die Kosten sind heute auf 400 Million Dollar angestiegen. Nach der sowjetischen Invasion Afghanistans und den Kämpfen zwischen den polnischen Gewerkschaftlern und ihrer kommunistischen Regierung wurde die Störung noch einmal intensiviert. Der Hass der Sowjets auf solche Radiostationen in der freien Welt wird über die Jahre durch verschiedene Bombenangriffe durch die Kommunisten demonstriert. Einer dieser Angriffe war 1981 in München. Er richtete mehr als 2 Millionen Dollar Schaden an einer Station von Radio Freies Europa an.

 

3. Geistliche Interferenz

Allgemein gesagt hasst die Menschheit die Wahrheit; denn das Licht vertreibt die Dunkelheit. In Johannes 3,19-21 sagt Jesus:

„Darin aber besteht das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Werke waren böse. Denn jeder, der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden. Wer aber die Wahrheit tut, der kommt zum Licht, damit seine Werke offenbar werden, dass sie in Gott getan sind.“

Die Menschheit hasst das Licht der Wahrheit und wird versuchen, es um jeden Preis zu vernichten. Eine der erfolgreichsten Taktiken Satans gegen die Wahrheit ist sie zu stören. Schon in der Urgemeinde begann die Propaganda. Paulus warnte die Korinther vor Fleischlichkeit, falschen Ideen über christliche Freiheit, falschen Propheten und Aposteln und Satans Verwandlung in einen Engel des Lichts. Auch drangen die Gnostiker in die Gemeinde ein.

Der Schlüssel für Interferenz ist grundsätzlich die Anwendung desselben Lichtspektrums, das Senden auf derselben Frequenz, und dabei bei den Zuhörern Verdrehung und Verwirrung zu stiften. Das gilt auch für diesen Bereich der Wahrheit. Der Feind benutzt Licht, um das Licht zu bekämpfen. In unserer Zeit bekräftigen selbst eine Reihe von Science Fiktion Filmen den Gebrauch des Lichts als Waffe. „Krieg der Sterne“ (”Star Wars“) und „Das Empire schlägt zurück“ (“The Empire Strikes Back“) zeigen grelle Veranschaulichungen von Lichtwaffen, -kanonen und -schwertern.

Im Laufe der Geschichte hat der Teufel drei Wege benutzt, um das Wort Gottes zu durchkreuzen: (1) eine simple Zerstörung der Bibel wie in den Tagen Jehojakims, Antiochus Epiphanes und später der römischen Kaiser bis zum Höhepunkt bei Diokletian; (2) die Erzeugung von Glaubenszweifeln durch die Enzyklopädisten, Skeptiker und Ungläubige wie Voltaire und Thomas Paine; und (3) ein Stören der Wahrheit durch Entmythologisierung und Textkritik durch Theologen und bekennende Christen. All diese Strategien zeigen, dass der Teufel seine Vorgehensweise im 19. Jahrhundert verändert hat. Sie gaben vor, Männer der Bibel zu sein. Nach 1900 trat Karl Barth (1886-1968) auf und erklärte: „Wir müssen zur Bibel zurückkehren!“ Seine Sicht der Heiligen Schrift war allerdings nicht die biblische Sichtweise. Der Gebrauch der Waffe des Lichts und der Bibel führte zu einer Verwirrung der Wahrheit und viele ließen sich durch die Interferenz stören. So hat es die Katholische Kirche schon Jahrhunderte lang gemacht. Sie versuchten den „Mantel“ des Christentums, der Konzile und der Heiligen Schriften zu nutzen, um die Stimmen der Vor-Reformatoren, von z.B. Wycliff und Huss, zu stören. Gott sei Dank drang die Botschaft jedoch zu einigen Menschen durch, wie auch zu einem Deutschen namens Martin Luther. Doch 1546 brachten die Anhänger des katholischen Roms eine Gegen-Reformation auf den Weg. Sie bauten ihre eigenen Propaganda-Standorte auf: Päpste bemühten sich um Reformen, der Jesuiten-Orden wurde gegründet, die Inquisition umstrukturiert, katholische Schulen gegründet, um der wahrhaftigen Lehre der protestantischen Schulen entgegenzuwirken, das Konzil von Trient begann, die Apokryphen wurden kanonisiert und die Tradition der Kirche zur letztendlichen Autorität erklärt. Jawohl, das waren Störsender, die aufgerichtet wurden, um Licht mit Licht zu stören.

Lieber Leser, wir können das alles heute in der neo-evangelikalen Bewegung erkennen, die sich selbst als gelehrt und biblisch darstellt, und ach, wie sehr hat sie doch das Licht Gottes gestört! Die charismatische Bewegung erweist sich als eine weitere unterschwellige Störstation gegen die Wahrheit des Heiligen Geistes und seiner Gaben. Männer wie Billy Graham predigen schon irgendwie die biblisch fundierte Botschaft, doch vertreten sie ebenfalls klar die Position, dass man sich nicht abzusondern brauche, wenn es um Musik und Lebensstil geht. In einer Zeit, in der Männer wieder nach Hause gehen, ihren Frauen treu sein und gute Väter für ihre Kinder sein sollten, sind die “Promise Keeper“ („Einhalter von Versprechen“) in ihrer ökumenischen, liberalen und zeitgemäßen Art und Weise als weitere Störstation gegen die Wahrheit aufgetreten. Die Masse wurde regelrecht übertölpelt und glaubt, dass all dies zur wahren Christenheit gehört. Ja, der Teufel benutzt wirklich Licht, um das Licht zu hemmen.

Was ist das für ein Prinzip, mit dem Licht durch Licht gestört wird? Zur Beantwortung dieser Frage müssen wir noch vor den Beginn der Schöpfung in die Dimension des Engelszeitalters zurückgehen. Die Bibel lässt uns einen flüchtigen Blick auf den gesalbten (eingesetzten) Chrerub werfen, ein mächtiger Engel, der voller Weisheit und von vollkommener Schönheit war. Dieser Engel war mit kostbaren Edelsteinen bedeckt. Seine Ausrüstung schlossen auch Tamburine und Flöten ein, er war vollkommen in seinen Wegen vom Tag seiner Erschaffung an:

„O du Siegel der Vollendung, voller Weisheit und vollkommener Schönheit!  In Eden, im Garten Gottes warst du; mit allerlei Edelsteinen warst du bedeckt: mit Sardis, Topas, Diamant, Chrysolith, Onyx, Jaspis, Saphir, Karfunkel, Smaragd, und mit Gold. Deine kunstvoll hergestellten Tamburine und Flöten waren bei dir; am Tag deiner Erschaffung wurden sie bereitet.  Du warst ein gesalbter, schützender Cherub, ja, ich hatte dich dazu eingesetzt; du warst auf dem heiligen Berg Gottes, und du wandeltest mitten unter den feurigen Steinen. Du warst vollkommen in deinen Wegen vom Tag deiner Erschaffung an, bis Sünde in dir gefunden wurde.“ (Hesekiel 28,12-15).

Er hieß Luzifer, der Strahlende, der Sohn der Morgenröte. Während der Erzengel Gabriel der Beschützer der Wahrheit ist, so war Luzifer der Beschützer des Lichts, ein gesalbter, schützender Cherub. Wir lesen von zwei Cherubim, die den Sühnedeckel bedeckten, auf dem das Licht der Schechina-Herrlichkeit im Allerheiligsten thronte. Was bedeutet diese Vorschattung in Bezug auf Luzifer, dem Sohn der Morgenröte, und Jesus Christus, dem hellen Morgenstern? Luzifer war die Decke und der Schutz des Lichts, während das unzugängliche Licht Gott selbst war, das Licht der Welt. Welchen enormen Glanz muss Luzifer einmal besessen haben! Die ihn bedeckenden Steine leuchteten und seine Musik war genial. Er war eine einzige wandelnde Doxologie1. Als geschaffenes Wesen war er Gott so nahe, als schützende Herrlichkeitsdecke stand er auch dem Sohn so nahe. Aber sein Herz überhob sich wegen seiner Schönheit, wegen seiner strahlenden Herrlichkeit korrumpierte er seine Weisheit. Wegen seines Stolzes wurde er – respektlos und profan wie er geworden war – vom Berg Gottes vertrieben und aus der Mitte der feurigen Steine verstoßen, so dass er kein schirmender Cherub mehr sein konnte. In Lukas 10,18 sprach der Herr die 70 Jünger an: „Ich sah Satan wie ein Blitz vom Himmel fallen.“ Ja, aus diesem Licht, der Decke und dem Beschützer des Lichts ist das abgefallene Licht geworden. Matthäus 6,23 wurde schon zitiert: „Wenn aber dein Auge verdorben ist, so wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn nun das Licht in dir Finsternis ist, wie groß wird dann die Finsternis sein!“ Das Licht wurde zur Dunkelheit – wie groß solch eine Finsternis doch ist! Sein Fall war derart tief (ganz anders als Adams Fall), dass es zu einer sofortigen Apostasie (Abfall vom wahren Glauben) führte, die unumkehrbar und unvergebbar war. Wie groß ist solch eine Dunkelheit!

Satan wird auch in Offenbarung 12,4 als großer, roter Drache bezeichnet, dessen „… Schwanz zog den dritten Teil der Sterne des Himmels nach sich und warf sie auf die Erde.“ Der Drachenschwanz wird als Körperteil im Alten Testament immer als Bild auf falsche Propheten gebraucht, z.B. in Jesaja 9,13-15:

„Darum wird der HERR von Israel Haupt und Schwanz abhauen, Palmzweig und Binse an einem Tag. Der Älteste und Angesehene ist das Haupt, und der Prophet, der Lügen lehrt, ist der Schwanz. Die Führer dieses Volkes sind Verführer geworden, und die von ihnen Geführten sind verloren.“

Nachdem Satan die Wahrheit in Lüge und das Licht in Finsternis verwandelt hatte, überredete er ein Drittel der Engel, ihm in seiner Rebellion gegen Gott und das Licht zu folgen. Er zog ein Drittel der „Sterne“ (der Engelschar) nach sich. Dieses Wort „nachziehen“ meint „mit Gewalt hinterherziehen“. Diese Bedeutung offenbart die aufgewendete Kraft der Interferenz, mit der er jene Engel überredete, die mit ihm abfielen. Der Sohn der Morgenröte wurde zum Fürst der Finsternis.

Nachdem Gott diese Welt auf der Grundlage der alten Erde in sechs Tagen neu geschaffen hatte, setzte er den ersten Mann und die erste Frau in einen wunderschönen Garten. 1. Mose 2,25 sagt uns: „Und sie waren beide nackt, der Mensch und seine Frau, und sie schämten sich nicht.“ Auch wenn Adam und Eva bereits in ihrem ungefallenen Zustand körperliche Wesen waren, so scheinen sie doch eine außerordentliche Sehfähigkeit gehabt zu haben, ein Sehvermögen über die Begrenzungen des Physikalischen hinausgehend. Kann es sein, dass sie eine eiden-Sicht vor dem Sündenfall hatten? Sie sahen nicht so sehr auf das Äußerliche, sondern auch den Charakter aller eigenständigen Gebilde. Deshalb nannte Adam seine Frau adama (= vom Manne genommene/Frau), weil sie vom Mann genommen wurde. „Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden ein Fleisch sein.“ (1. Mose 2,24). Welch eine Sicht, ja, welch einzigartige Einsicht Adam doch hatte! Er sah tatsächlich durch das Äußerliche hindurch bis zum Charakter und der spirituellen Dimension der Schöpfung.

Dennoch müssen wir die Kreatur beachten, die Satan in 1. Mose 3 für seine Versuchung auswählte. Der Ausdruck für Schlange ist im Hebräischen nacaash, was „grell leuchtendes Wesen“ bedeutet. Vielleicht sah Eva in der Schlange ursprünglich einen Lichtträger oder Engel des Lichts. In 1. Timotheus 2,14 zeigt uns der griechische Text, dass sie bei ihrer Übertretung vollkommen überrumpelt wurde. Und 2. Korinther 11,3 offenbart, dass „die Schlange Eva verführte“. Es besteht kein Zweifel, dass dieses heilige Ehepaar in ihrem ungefallenen Zustand gewohnt war, Engelswesen zu sehen, weil sie einen Durchblick weit über das natürliche Sehvermögen hinaus hatten. Eva hat wahrscheinlich wirklich geglaubt, dass dieses strahlende Wesen ein Engel Gottes war.

Die Antwort der Schlange an Eva war: „Keineswegs werdet ihr sterben! Sondern Gott weiß: An dem Tag, da ihr davon esst, werden euch die Augen geöffnet, und ihr werdet sein wie Gott und werdet erkennen, was gut und böse ist!“ (1. Mose 3,4-5). Die Verführung der Frau mit dem Versprechen „euch werden die Augen geöffnet“ ist außergewöhnlich und deutet eine noch erweiterte Fähigkeit an, mit der man die Unterscheidungsfähigkeit erhöhen und Dinge der Umwelt erkennen kann, die ansonsten verborgen wären. Die Phrase „gut und böse erkennen“ zeigt einen weiteren Aspekt dieser Begegnung. Das Verb „erkennen“ ist yadhal. Es schließt mehr als nur intellektuelle Erkenntnis ein, es meint eine außerordentlich tiefe Einsicht in die Seele. Das grell strahlende Wesen störte als Lichtträger die bereits von Gott gegebenen Erkenntnisse.

In Evas Seele scheint es kein Misstrauen gegeben zu haben, als der Besucher von der Gleichheit mit Gott gesprochen hat. Danach sprach die Frau kein einziges Wort mehr mit dem grell Leuchtenden, weil sie von der Betrachtung der versprochenen Dinge und in der Hoffnung auf die Erlangung der vom leuchtenden Wesen in Aussicht gestellten lügnerischen, gewaltigen Fähigkeiten vollkommen gefesselt war. „Und die Frau sah, dass von dem Baum gut zu essen wäre, und dass er eine Lust für die Augen und ein begehrenswerter Baum wäre, weil er weise macht; und sie nahm von seiner Frucht und aß, und sie gab davon auch ihrem Mann, der bei ihr war, und er aß.“ (V. 6).

Beachten sie, dass Adam bei ihr war. Er stand da, hörte der Unterhaltung mit der Schlange zu und sah seiner Frau zu. Adam wurde nicht verführt, nahm aber willig von der verbotenen Frucht. „Da wurden ihnen beiden die Augen geöffnet, und sie erkannten, dass sie nackt waren; …“ (V. 7) Als sie die eiden Sicht verloren, behielten sie lediglich die natürliche Sehfähigkeit. Die Schlange hatte sie überzeugt, dass sie wie Gott sein würden, indem sie gut und böse erkennen könnten. Sie hatte eine Sichtweise über die natürliche hinaus versprochen. Damit hatte sie das Licht verzerrt und die Wahrheit gestört.

Im 2. Korinther 11,13-15 heißt es:

„Denn solche sind falsche Apostel, betrügerische Arbeiter, die sich als Apostel des Christus verkleiden. Und das ist nicht verwunderlich, denn der Satan selbst verkleidet sich als ein Engel des Lichts. Es ist also nichts Besonderes, wenn auch seine Diener sich verkleiden als Diener der Gerechtigkeit; aber ihr Ende wird ihren Werken entsprechend sein.“

Das hier mit „verkleiden“ übersetzte Wort ist metaskema. Meta heißt „ankommen/rüber­kommen“ und skema ist eines der Synonyme für „äußerlicher Ausdruck“. Der Unterschied zwischen skema und morphe ist der rein äußerliche Ausdruck, der nicht mit dem inneren Wesen der Sache korreliert2, während das andererseits beim Wort morphe sehr wohl der Fall ist. Metaskema meint daher das Daherkommen mit einem anderen äußerlichen Ausdruck, der nicht mit der inneren Natur der Sache übereinstimmt. Hier wird etwas Falsches ausgedrückt. Satan kann sich noch an seine Vergangenheit erinnern. Er versucht, seine vormalige Position wieder zu erlangen, um sie zu seinem Vorteil nutzen zu können. Er kann aber kein wahres oder reines Licht spenden; denn das gehört nicht mehr zu seiner Natur. Er wird versuchen, als Licht zu erscheinen, aber irgendwo in dem Dargebotenen werden eine Verzerrung der Wahrheit und eine Verfinsterung der Prinzipien vorkommen. Er versucht sich zu verstellen, aber weil der Heilige Geist fehlt, der allein Erleuchter der Wahrheit ist, trifft das Wort metaskema genau den Kern dieses Maskenballs. Dieses Prinzip sollten wir unbedingt im Auge behalten, wenn es um Satan geht: auch wenn er oft nahe an die Wahrheit herankommt, um das Licht zu stören, sein Motiv ist die Zerstörung der Beziehung des einzelnen Menschen zu Gott.

Paulus erklärt uns in Galater 1,6-8:

„Mich wundert, dass ihr euch so schnell abwenden lasst von dem, der euch durch die Gnade des Christus berufen hat, zu einem anderen Evangelium, während es doch kein anderes gibt; nur sind etliche da, die euch verwirren und das Evangelium von Christus verdrehen wollen. Aber selbst wenn wir oder ein Engel vom Himmel euch etwas anderes als Evangelium verkündigen würden als das, was wir euch verkündigt haben, der sei verflucht!“

Beachten sie eben einmal die Aussage dieser Textstelle: sie ließen sich vom wahren Evangelium zu einem anderen abwenden (im Griechischen steht hier allerdings die Gegenwartsform). Paulus spielt hier mit Worten; denn in Vers sechs nimmt er für ein „ … anderes Evangelium …“ das Wort heteros, was „ein anderes einer anderen Sache“, also ein völlig fremdes Evangelium meint. In Vers sieben steht „… während es doch kein anderes gibt …“ das Wort allos, was „ein anderes derselben Sache“ bedeutet. Das „Evangelium“, dem sie sich zuwandten, war ein anderes einer anderen Sache, also eine völlig andersgeartete Lehre als das Evangelium der Apostel und auf jeden Fall nicht mit der Unterweisung des Paulus vergleichbar. Es war eine entartete, das Wesen und die Natur des Evangeliums auf den Kopf stellende Lehre. Selbst wenn ein Engel ein anderes Evangelium gepredigt hätte, wenn er als Engel des Lichts gekommen wäre, so sollten sie es nicht glauben und der Engel sollte verflucht sein.

Im 2. Korinther 11,4 nimmt Paulus wieder dieses Wort: „Denn wenn der, welcher [zu euch] kommt, einen anderen Jesus verkündigt, den wir nicht verkündigt haben, …“ Diesmal ist es der Ausdruck allos. Paulus warnt selbst vor denen, die daherkommen und einen anderen Jesus predigen, der dieselbe Art hat, wie der Jesus, den Paulus lehrte. Wie nahe einige Täuschungen doch an das Original herankommen! Paulus verdammt beide Arten der Verführung: ob es nun eine andere oder eine ähnliche gute Nachricht ist, es ist nicht dasselbe Evangelium.

Jakobus 1,17 zeigt uns: „Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben herab, von dem Vater der Lichter, bei dem keine Veränderung ist, noch ein Schatten infolge von Wechsel.“ Das falsche Licht oder die Störung des wahren Lichts wird also wechselhaft sein, d.h. in seiner Darbietung wird es einen Schatten geben. Wegen solch einer Täuschung und Störung ermahnt uns die Bibel, die Lichter zu unterscheiden. Johannes drückt das in 1. Johannes 4,1 so aus: „Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind! Denn es sind viele falsche Propheten in die Welt ausgegangen.“ Wer auch immer sich darüber aufregt, dass die Botschaft überprüft wird, der hasst das Licht. Epheser 5,10 bittet uns inständig: „Prüft also, was dem Herrn wohlgefällig ist“. Wir sollen uns diesem Zeitalter nicht anpassen, sondern sowohl das innere Wesen, als auch die äußerliche Erscheinung verwandeln, „damit ihr prüfen könnt, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist.“ (Römer 12,2). Wenn wir der Finsternis erlauben, im Namen Christi daherzukommen, dann wird die Dunkelheit wachsen.

Wie wir schon vorher erwähnten, wurde die Störung der Wahrheit während der ganzen Kirchengeschichte angewendet. Die Römisch Katholische Kirche hat die Wahrheit verdreht. Die dialektische Theologie und die neo-moralistische Bewegung haben das Licht im 20. Jahrhundert gestört. Der heteros-Christus dieser Bewegungen wurde zu einem allos-Christus in der neo-evangelikalen Bewegung und ist damit dem wirklichen Christus ähnlicher geworden. Welche Täuschungen und Störungen gab es und gibt es doch noch in dieser Bewegung! (Wir werden uns ihr in einem anderen Kapitel annehmen.) Dann kam die charismatische Bewegung und betonte den Geist, die Erneuerung und die Schwingung in Anbetung und Musik. Diese Interferenzen forderten ihren Tribut unter Evangelikalen und auch schon vielen biblisch fundierten Christen. (Auch mit diesen Auswirkungen beschäftigen wir uns in einem späteren Kapitel.)

Oh, wenn Gott uns doch davor bewahren würde, in den Strudel dieser Täuschungen hineingezogen zu werden. Einige von ihnen sind heteros in ihrem Wesen, andere sind allos. Es ist erstaunlich, wie leichtgläubig die Kirchen bzw. Gemeinden den unterschwelligen Veränderungen, die in der Musik stattgefunden haben, gegenüber geworden sind. Diese Änderungen gleichen den Experimenten des Russen Pawlow, dem Erfinder der modernen Gehirnwäsche. Nachdem ein Hund im Käfig mehrere Wochen lang bei gleichzeitigem Aufleuchten eines Lichts und Erklingen einer Glocke gefüttert worden ist, war der Hund auf das Licht und die Glocke konditioniert und verließ sich nicht länger auf seinen instinktgesteuerten Geruchssinn. Nach der Konditionierung veränderte Pawlow das Essen des Hundes und gab ihm Glassplitter und Material, an dem man sich schneiden konnte. Während das Licht aufleuchtete und die Glocke klang, stieß er den Hundenapf in den Käfig. Der Hund fraß den Inhalt des Napfs, weil er auf das Licht und den Klang konditioniert war, und starb innerhalb von wenigen Stunden an inneren Blutungen. (Was für eine niederschmetternde Botschaft für die Höherentwicklung des menschlichen Geistes durch Konditionierung.) In den neo-christlichen Bewegungen können wir das regelmäßig sehen, weil derart viele sich zu dem Glauben haben hinreißen lassen, dass ein Lied oder ein Song akzeptabel ist, solange nur die Wörter Jesus oder Heiliger Geist darin vorkommen.

 

4. Zeitgenössische Interferenz

Das Beispiel der Prophetensöhne in 2. Könige 4,39 hat Parallelen zur heutigen Störung des Lichts: „Da ging einer aufs Feld hinaus, um Kräuter zu sammeln, und er fand ein wildes Rankengewächs und sammelte davon sein Gewand voll wilde Gurken; und als er heimkam, zerschnitt er sie in den Gemüsetopf; denn sie kannten sie nicht.“ Es verschlägt einem die Sprache, wenn man so etwas sieht: das waren Prophetensöhne, Teil von Elisas Gruppe. Einer von ihnen ging, um etwas zu Essen zu suchen, weil sie nichts mehr hatten. Er ging aufs Feld, um Gemüse zu sammeln, fand wilde Weinranken und sammelte einen Rockschoß voll wilder Kürbisse. Nachdem er zurückgekommen war, schnitt er sie in einen Topf, ohne zu wissen, was für ein tödliches Gift er in den Topf schnippelte.

Lieber Leser, die letzten 20 Jahre hindurch haben wir gehört, dass wir biblisch fundierte Songschreiber benötigen, die uns gute, biblische Musik komponieren können. Man könnte meinen, dass Musik von einem christlich fundamentalistischen Hintergrund die Antwort auf den Hunger nach Musik in unseren Kirchen bzw. Gemeinden ist. Wie oft haben sich Kirchenmusikdirektoren bzw. Anbetungsleiter in der Vergangenheit nichts sehnlicher gewünscht, als frische Musik und neue Bearbeitungen („Arrangements“). Sie meinten, die einzigen Orte, an dem sie das sammeln könnten, seien die neo-evangelikalen Verlage. Jetzt aber, nachdem sie ein paar bekannte christlich-fundamentalistische Komponisten gehört haben, wird es offensichtlich, dass sie „wilde Weinreben“ und „Kürbisse“ gesammelt haben, nämlich ein wenig hinzugesetzte Synkopierung, modernistische Sounds, mehr und mehr Dissonanzen in der Orchestrierung und Pop-Klavierbegleitung. Traurigerweise bemerken wir nicht den Tod, den wir uns durch einige der in den Topf geschnittenen „Kürbisse“ eingehandelt haben. Wir hören uns modernen Folk, Calypso und Softrock mit sanfter Synkopierung oder auch schon mit härteren Rhythmen an.

Für diese unterschwelligen Veränderungen werden alle möglichen und unmöglichen Gründe angeführt, z.B. sagen sie: „Wir müssen dort hin gehen, wo die Fische sind“, oder „Wir müssen gefälligere Musik spielen, damit wir mehr Leute erreichen können“ und: „Musik ist Geschmackssache und hat nichts mit Moral zu tun.“ Was wir in den Pfingstgemeinden der 1960er Jahre gesehen haben, ist inzwischen auch in den heutigen biblisch gegründeten Kirchen bzw. Gemeinden normal. die Musik von Ralph Carmichael (womit wir uns in einem späteren Kapitel beschäftigen werden), der die heutige christliche Welt in den modernen Sound gesteuert hat, wird heute von vielen führenden christlich-fundamentalistischen Musikern als Teil ihres Repertoires genutzt. Gott bewahre uns, dass wir Musik nicht derart verzweifelt zu brauchen meinen, dass wir auf einen der Begründer des modernen Sounds zurückgreifen müssen!

Man mag mir entgegenhalten: „Wir sind aber doch christlich-fundamental in unserer Lehre geblieben.“ Ja, die Worte mögen noch gut sein, aber erinnern sie sich bitte, dass uns vor Jahren von biblisch fundierten Musikleitern erzählt wurde: „Die Musik ist die Botschaft.“ Können sie sich daran erinnern? Kann es sein, dass die Dinge sich mit der Zeit verändert haben? Der Großteil des Abfalls vom Licht passiert nicht über Nacht, sondern er geschieht leise und kaum wahrnehmbar.

Noch durch eine andere Erkenntnis, die uns in den frühen 1970er Jahren aufleuchtete, können wir den Prozess der Veränderung deutlich sehen: „Einen Frosch kann man langsam tot kochen, ohne dass er es überhaupt merkt, wenn die Temperatur des Wassers langsam erhöht wird.“ Auch wenn wir das in einem späteren Kapitel noch vertiefen werden, so möchten wir hier doch ausdrücklich erwähnen, dass die langsame Veränderung in der christlichen Musikwelt der letzten 40 Jahre offensichtlich ist. Die Gospel-Quartetts gerieten Mitte der 1960er Jahre in den Sog der harten Beatmusik und der Einfluss von Turlow Spurr auf die Chöre griff wie ein Lauffeuer um sich. Aber auf die eher konservativen Kirchen/Gemeinden hatte die unterschwellige Infiltration durch Männer wie Ralph Carmichael im Fahrwasser von Billy Graham größeren Einfluss. Das gilt genauso für den Einfluss von Bill Gaither aus der Nazarener-Kirche der späten 1960er Jahre durch Songs wie “He touched me“ („Er hat mich angerührt“). In den 1970er Jahren dann schoss die Lobpreis- und Kindermusik wie Pilze aus dem Boden. Sie war eklektisch3 in ihrer ganzen Darbietung. Wir haben solche Männer wie Gaither sagen hören: „Es spielt keine Rolle, welche Form du benutzt, solange die Worte aus der Bibel sind.“

Genau zu der Zeit lehrten und warnten prominente fundamentalistische Musiker uns: die Musik ist die Botschaft. Und das stimmt! Die Musik war die Botschaft, weil sie lauter redete, was man an ihren Auswirkungen bemerken konnte. Heute müssen wir aber erkennen, dass die Warnungen nicht beachtet werden, und das selbst von denen, die uns zunächst über diese Wahrheiten aufgeklärt haben. Sie selbst sind in ihrem ganzen Gehabe eklektisch geworden, insbesondere was die Musik für Kinder anbetrifft. In der modernen Musik unserer Tage ist eine große Bandbreite von Stilen dialektisch verwoben.

Leider müssen wir sagen, dass man das deutlicher in der Musik sehen kann, die für unsere geliebten Kinder geschrieben wurde und wird. Sie werden heutzutage mit sanfter, sinnlicher, eingängiger, subkultureller Musik angefüllt. Was für Christen werden sie wohl sein, wenn sie erwachsen sind? In ihrem ganzen so genannten christlichen Wandel werden wir keinerlei Kraft finden. Schlimmer noch: kein Prediger, der aus dieser Generation berufen ist, wird genügend Kraft gegen den mächtigen, sogartigen Abfall vom Glauben haben, der sein hässliches Antlitz bereits erhoben hat, obwohl wir doch gerade dafür so verzweifelt Kraft benötigen. Die ganzen Songs für Kinder, die jetzt aus der Feder solcher Männer stammen, haben die Wahrheit stark verwässert. Zum Beispiel wird die natürliche Naivität eines Kindes heute grundsätzlich mit Christsein gleichgesetzt. Die Wahrheit über ihre Erlösungsbedürftigkeit durch Christus, trotz ihrer gut scheinenden Arglosigkeit, geht in den „Tue Gutes“-Songs unter. Natürlich sind wir der Überzeugung, dass wir unsere Kinder so erziehen sollen, dass sie sich anständig verhalten, aber wer Gutes tut ist damit noch nicht automatisch zum Christen geworden. Diese ständige Berieselung mit solchen Songs pflanzt eine Abneigung gegen die notwendigeren Hymnen mit Glaubenstiefgang in das Kind ein. Das ist Teil des störenden Kunstgriffs gegen die notwendige Wahrheit für unsere Zeit.

Für die Wahrheit einzustehen wird heute bei denen mit „Gesetzlichkeit“ gleichgesetzt, die Kompromisse eingehen. Ja, so reden sie: „Dr. Spence, du bist gesetzlich“ oder „Du bist fanatisch in deinen Ansichten und nimmst diese Dinge zu ernst. Schließlich ist es doch nur Musik. Weißt du denn nicht, dass Musik keine Moral besitzt?“ Ist das nicht komisch? Dieselben Leute, die immer behauptet haben, dass Musik auf moralisch korrekte oder falsche Weise gespielt werden kann, sagen jetzt, dass Musik überhaupt nichts mit Moral zu tun hat. In der Tat ist das Teil des Störeffekts für die Wahrheit in den letzten Tagen des Lichts.

In den christlich-fundamentalistischen Kirchen/Gemeinden zeigt sich heute eine Veränderung der Musik, auf die wir achten und mit Gebet reagieren müssen. Wie schon von Bill Gaither in den früher 1970er Jahren und dem kraftvollen Erfinder Ralph Carmichael, so hören wir heute wieder, dass der Form der Musik zuviel Bedeutung beigemessen werden würde und dass wir uns darum überhaupt nicht kümmern müssten, sondern viel lieber die Botschaft beachten sollten. Was wird wohl der geistliche Stand der Gemeinde Jesu in fünf Jahren sein, wenn wir dieser Voreingenommenheit folgen?

In meiner Jugend dachte ich immer, dass ein Abgefallener ein liberaler Modernist wäre, der die fundamentalen Wahrheiten des christlichen Glaubens leugnen würde. Aber es ist mir mehr und mehr klar geworden, dass ein Abgefallener, der Christus den Rücken gekehrt hat, weiterhin die Grundlehren des Christentums predigen kann, während sein Verhalten der Bibel entgegensteht. Biblische Absonderung ist der erste Bereich, in dem Kompromisse gemacht werden, auch wenn die Botschaft noch den Grundlagen der Bibel treu bleibt. Dies ist der „wilde Kürbis“, der uns am Ende doch noch zum Verhängnis werden wird, die „störende Frequenz“, die auf uns zukommt, das „aufleuchtende Licht“ und die „bimmelnde Glocke“, der „Engel des Lichts“, der uns überzeugt, dass wir schon nicht sterben werden und es nicht das Gericht Gottes über unsere Kirchen/Gemeinden bringen wird. Ihre Artikel und ihre Werbung werden uns überzeugen, dass dies der Weg zum Leben, zur Freiheit, zur wahren Evangelisation, zum Wachstum und zur Erreichung geistlicher Reife ist. Solche Männer erzählen uns: „Bereit sein zum Kampf war gestern. Wir müssen auf den jetzigen Zug des Lobpreises, der Freude und des Glücks aufspringen. Wir sind schon viel zu lange negativ gewesen.“

Wir verurteilen Einzelne wie Amy Grant für ihre abweichlerische Musik, aber was ist mit dem unterschwelligen Verlangen, die eigene Musik an die Neo-Evangelikalen zu verkaufen? Dieselbe Logik der HCM (Heutige Christliche Musik) vertreten die Musiker: „Wir müssen doch dahin gehen, wo die Fische sind. Sie werden ganz sicher nicht zu uns kommen. Und die Musik muss anziehend auf sie wirken.“

Nein, wir meinen nicht, dass die Musik gestärkt, zu Grabe getragen, langsam und langweilig sein muss, dennoch müssen wir vorsichtig sein, wie wir sie schreiben. Wir müssen darauf achten, dass unsere Musik nicht wegen ihres zeitgenössischen Sounds attraktiv ist. Wobei der Ausdruck zeitgenössisch heute bedenkenlos hingebogen wird. Vor 20 oder 30 Jahren meinte jemand, der diesen Ausdruck benutzte, „den Sound und die musikalischen Charakteristika dieses Zeitalters“ in der Musik. Jetzt ist er umgedeutet worden, so dass einfach nur „das, was in unserer Zeit geschrieben wurde“, damit gemeint ist. Damit haben sie die ursprüngliche Bedeutung des Ausdrucks fallen lassen und die Sache verschleiert. Natürlich bedeutet „zeitgenössisch“ auch das, es meint aber auch „modern“ und „charakteristisch für unsere Zeit“. Es ist ein ganz eigener Sound, der mit unserer Generation identifiziert wird und der nichts Gutes bringt. Wenn dieser Sound auch noch mit dem Christentum verbunden wird, dann wird er die Kraft unseres Glaubens zunichte machen. Man kann den Geist dieses Zeitalters nicht mit dem Evangelium mischen, ohne die Kraft der frohmachen Botschaft Gottes zu zerstören. Das wird dann zu einem Evangelium anderer Art. Ja, vielleicht ist es noch eine ähnliche, aber nicht mehr dieselbe gute Botschaft.

Wir leben in der Zeit der allergrößten je aufgekommenen, gegen den christlichen Glauben gerichteten Verführungen. Wenn das überhaupt möglich wäre, so würden dadurch sogar die Auserwählten verführt werden. Die Störsender wurden über die ganze christliche Welt verteilt, und die Fundamentalisten sind keineswegs immun gegen solche Interferenzen. Wenn solche Störer auftreten, dann tun sie das autoritär. Solche Leute werden ihre Musik mutiger als vorher vertreten. Es scheint, je mehr man versucht, in der Sache fest zu bleiben und für die Wahrheit einzutreten, desto mehr verhärtet sich ein solcher Störer.

Wenn Pastoren/Prediger nicht endlich anfangen, ihr Zeitalter und die Musik zu durchschauen, die ihre Kirchen/Gemeinden unterwandert, dann werden wir uns nicht mehr wesentlich von den Charismatikern und ihrer Musik unterscheiden. Oh, dass Gott uns doch sehende Augen, Herzen mit Unterscheidungsfähigkeit und Mut zum Handeln in dieser Angelegenheit geben würde. Alle, die zu Gott gehören, werden ein tiefes Verlangen haben, dass Musik überprüft und getestet wird. Solche Menschen werden zum Licht laufen, um zu sehen, ob diese Musik unter Gottes Inspiration geschrieben wurde.

Hüten wir uns vor einer guten Nachricht, die nicht mit dem Evangelium der Bibel deckungsgleich ist. Solch eine Botschaft ist Teil der Störstrategie, um das Volk Gottes in der Endzeit durcheinander zu bringen. Genau diese Strategie verfolgte der Teufel, als er unseren Herrn 40 Tage lang in der Wüste versuchte. Der Satan zitierte aus den Psalmen, um Jesus dazu zu bringen, sich selbst von der Zinne des Tempels zu werfen. Jawohl, er benutzte das „Wort“, um das leibhaftige „Wort“ zu versuchen. Der Teufel kennt die Bibel, aber sein Wissen darüber ist verdorben, pervertiert und verdreht. Ihm fehlt die Salbung und Erleuchtung durch den Heiligen Geist. Dennoch benutzt er Kunstgriffe, die biblische aussehen, um Gottes Volk von der Wahrheit abzuziehen.

Es stimmt, dass die HCM-Bewegung im Namen Jesu daherkommt, dennoch sind sie die wahren Wölfe im Schafsfell.

 

1 Das bedeutet Lobpreisung, eine Verherrlichung Gottes od. der Dreifaltigkeit.

2 Korrelieren heißt: einander bedingen, miteinander in [Wechsel]beziehung stehen.

3 a) (Abwertend) in unschöpferischer Weise nur Ideen anderer (z. B. in einer Theorie) verwendend; b) aus bereits Vorhandenem auswählend u. übernehmend.