Warum ich Christ wurde

 

Bevor ich mehr über meine Erfahrungen in der deutschen und einer ausländischen Bildungslandschaft berichten werde, möchte ich zunächst erzählen, wie ich zu Gott kam und welche Prägung ich bekommen habe. Das ermöglicht dem Leser dann abzuschätzen, wie meine Schlussfolgerungen motiviert sind.

  1. Kindheitserlebnisse mit Gott

Als kleiner Junge hatte ich eine meiner ersten bewussten Begegnungen mit Gott. Ich war auf einen hohen Birnbaum geklettert und von ganz oben heruntergefallen. Als ich aufstand, hatte ich nicht einmal eine Schramme und eine Stimme sagte zu mir: „Wo wärst du jetzt, wenn du dabei gestorben wärst?“ Wie üblich hatte ich keine Antwort darauf und war auch nicht an einer solchen interessiert. Ich lebte weiterhin naiv in den Tag hinein und ging meinen eigenen Ideen und Plänen nach.

Mit 15 Jahren war gerade meine erste tiefgehende Beziehung mit meiner ersten großen Liebe zerbrochen. Tagelang weinte ich und wusste nicht aus noch ein. Es war mir unmöglich, das zu verarbeiten. Ohne noch recht überlegt zu haben, rief ich Gott um Hilfe an und ER erhörte mich sofort – in einem Moment war meine Traurigkeit weggeblasen. Anstatt ihn dann aber zu suchen, stand ich leichtfertig auf, froh wieder "normal" zu sein und ging meines Weges. Ein schwerer Fehler.

Meine Mutter hatte dafür gesorgt, dass diese Freundschaft in die Brüche gegangen war. Das konnte und wollte ich ihr nicht vergeben. Ich traute ihr fortan nicht mehr. Meine Eltern suchten auch nicht das Gespräch mit mir, sondern ließen mich in meiner Not buchstäblich allein. Das überzeugte mich davon, dass sie mich nicht lieb hatten und ich ihnen egal war. Daher zerbrach meine Beziehung zu ihnen. Mit einem Schlag hatte ich also Gott den Rücken gekehrt, meine erste große Liebe und meine Beziehung zu meinen Eltern verloren. Es bleibt niemals ohne negative Folgen, wenn wir Gott innerlich klar absagen oder uns an IHM vorbeidrücken, weil wir IHN gar nicht haben wollen. 
 

  1. Was mich als Jugendlicher umtrieb

Mehr und mehr zog ich mich von allen Menschen zurück und vergrub mich in meine Bücher. Die alte Traurigkeit kam zwar nicht wieder, aber dafür wurde ich immer einsamer. In dieser Zeit fing ich an zu glauben, dass es überhaupt keinen Gott geben könne. Stattdessen glaubte ich dem, was mir auf dem Gymnasium beigebracht wurde, nämlich dass Menschen und Affen denselben Vorfahren gehabt hätten. Woher soll der Mensch auch sonst kommen, wenn es doch keinen Gott gibt?

Dennoch war wohl etwas von meiner Begegnung mit Gott übriggeblieben; denn drei Dinge suchte ich mit aller Kraft:

  • Liebe suchte ich bei meinen Freundinnen. Die armen, überforderten Wesen tun mir heute noch Leid. Hätten sie gewusst, was mit mir los war, dann hätten sie sicherlich die Finger von mir gelassen.

  • Mehr und mehr merkte ich auch, dass ich nach der Wahrheit suchte. Ich wollte einen Überblick über unsere Welt bekommen, der mir Orientierung und Halt gegeben hätte. Erst sehr viel später las ich in der Bibel, dass ich die „Liebe zur Wahrheit“ angenommen hatte, die mich zur Erlösung führen sollte (2. Thessalonicher 2,10).

  • Außerdem bekam ich immer größere Angst vor der Zukunft und - wie ich mir letztlich eingestehen musste - vor dem Tod. Wie auch einige namhafte Psychologen inzwischen festgestellt haben, ist das überhaupt die Grundlage all unserer Ängste. Wie üblich finden sie damit nur wieder das heraus, was schon seit Jahrtausenden in der Bibel steht. Deshalb heißt es im Hebräerbrief 2,15b-16: „ Nachdem nun die Kinder [Gottes] Fleisch und Blut haben, ist er [Jesus] dessen gleichermaßen teilhaftig geworden, auf dass er durch den Tod die Macht nehme dem, der des Todes Gewalt hatte, das ist dem Teufel, und erlöste die, so durch Furcht des Todes im ganzen Leben Knechte sein mussten.“ Letztlich versklavt uns die Furcht/Angst vor dem Tod, so dass wir unser ganzes Leben Sklaven dessen sind, der die Macht des Todes einmal hatte. Und Jesus ist deshalb Mensch geworden, gestorben und wieder auferstanden, um uns aus dieser Sklaverei zu befreien. Damals hatte ich davon natürlich noch keinen blassen Schimmer und beschloss daher, mein Lieblingsfach Biologie später zu meinem Beruf zu machen und daran mitzuforschen, wie wir den Tod besiegen könnten. Ich wollte helfen, eine biologische Lösung gegen das Sterben zu entdecken.

Es war die Zeit des kalten Krieges und ganz Westeuropa hatte Angst vor einem Atomkrieg - ich auch. Da ich sehr viele Bücher mit biologischen Inhalten verschlang, merkte ich auch immer mehr, wie fahrlässig wir Menschen mit unserer Umwelt umgehen. Meine Zukunftsangst erlebte einen Höhepunkt, als ich die Shell-Umweltstudie 1978 in den Händen hielt. Darin wurde deutlich gemacht, dass wir auf unserer Erde nicht überleben können, wenn wir sie weiterhin so verschmutzen. Wo war der Ausweg?

Ich begann, mich für Science Fiction zu interessieren und tagträumte davon, mit einem Raumschiff diese Erde und ihre habgierigen, egoistischen Menschen hinter mir zu lassen. Eine Kolonie auf einem anderen Planeten schien mir die Lösung zu sein. Natürlich war die Fernsehserie „Raumschiff Enterprise“ („Star Trek“) meine Lieblingsserie.

  1. Zerbruch meines Weltbilds

In dieser Situation ließen zwei Erlebnisse mein ganzes Weltbild zusammenkrachen:

  • Meine Tagträume hörten jäh auf, als ich mir eingestehen musste, dass wir niemals auf anderen Planeten überleben könnten. Wir schaffen es ja nicht einmal hier unter so günstigen Bedingungen, wie sie uns die Erde bietet. Außerdem würden wir dieselben Probleme, die wir heute miteinander und mit unserer Natur haben, in uns selbst mitnehmen. Einige Jahre später wurde ein Versuch mit einer riesigen, hermetisch abgeschlossenen Glaskuppel gemacht. Darin versuchten eine ganze Reihe von Wissenschaftlern ohne Hilfe von außen zu überleben. Der Versuch ist jämmerlich gescheitert. Wir können nicht auf anderen Planeten überleben, wenn wir es nicht einmal hier unter solch günstigen Bedingungen auf der Erde schaffen.

  • In der Wissenschaft entstehen durch eine gelöste Frage etwa zwei bis drei neue. Ich musste mich fragen, wie wir je zur Erkenntnis der Wahrheit kommen sollten, wenn unser Wissen sich immer weiter zerstückelt. Vor meinem geistigen Auge sah ich einen riesigen, stark verästelten Baum. Ganz oben in einer seiner Kronen konnte ich mich erkennen. Ich sah mich als einen von sehr vielen Fachidioten, die zwar ein großes Wissen in einem Wissenschafts-Teilgebiet erwerben konnten, aber von einem Überblick weiter entfernt waren als je zuvor.

Das war zu viel für mich. Ich erkannte, dass ich auf diese Weise weder die Wahrheit erkennen konnte, noch meine Ängste zu überwinden waren. Auch konnte ich nirgendwo echte Liebe finden. Die typisch menschlichen Eigenschaften Egoismus und Habgier machen alles zunichte – auch in mir selbst. Daher waren auch meine Beziehungen zu einigen Mädchen in dieser Zeit alle zum Scheitern verurteilt.
Nachdem wir in der 5. Klasse von unserer Biologie-Lehrerin im Sexualkundeunterricht aufgeklärt worden waren, wollte ich Sex unbedingt einmal ausprobieren. Mit 18 Jahren hatte ich dann eine Freundin, mit der ich schlief und war sehr enttäuscht. Egoismus gepaart mit Sexualität verstehen sich nicht sonderlich, sondern ergeben eine explosive Mischung, die letztlich zu Frust und Unzufriedenheit führen.
Überhaupt kann man die Sexualität nicht verstehen, wenn man die Bibel nicht liest. Es gibt keinen vernünftigen Grund für sie. Hätte tatsächlich eine Makro-Evolution stattgefunden, so dass sich höhere Lebensformen aus niederen entwickelt hätten, dann wäre so etwas Kompliziertes und Anfälliges wie die Sexualität sicherlich nicht entstanden, weil es viel einfachere und robustere Formen der Fortpflanzung bereits gibt oder sich etwas Besseres zum Austausch von genetischem Material entwickelt hätte. Selbst Bakterien können das schneller und unkomplizierter tun. Kein Weltmensch kann Sexualität je wirklich verstehen. Und der gottlose Umgang damit (z.B. nach einer Aufklärung im Sexualkundeunterricht) führt nur zu Frust, Enttäuschung und schweren Lebenskrisen – wie immer, wenn man irgendetwas von Gott abkoppelt und zweckentfremdet.
Wenn man ein neues Gerät kauft, dann schaut man ja auch erst einmal in die Gebrauchsanweisung, um es so einsetzen zu können, wie es gedacht ist. Dasselbe gilt für uns als Menschen: wir sind von Gott erschaffen und sollten erst einmal in seine Gebrauchs-Anweisung (die Bibel) hineinschauen, bevor wir irgendetwas verwenden oder lehren. Sonst müssen wir uns nicht wundern, wenn wir ständig alles um uns her zerstören – das gilt auch und gerade für Beziehungen und alles, was damit zusammenhängt.

In meiner damaligen Klassenstufe hatten wir eine neue Physik-Lehrerin bekommen, die mit uns einfache Schlussfolgerungen der Einsteinschen Relativitätstheorie durchnahm. Das faszinierte mich. Die Erkenntnis, dass unser Weltall ein in sich geschlossener Raum ist, der sich ausdehnt, machte mich stutzig. Ich fragte mich: In was dehnen sich unsere drei Dimensionen (plus die Zeit als vierte) denn aus? Es musste also noch mindestens eine weitere Dimension geben. Und in dieser Dimension konnte es sehr wohl auch Gott geben. Er wäre damit übernatürlich an einem bestimmten Ort und könnte doch gleichzeitig überall sein, ohne dass wir es überhaupt mitbekommen würden.
Mein sogenanntes wissenschaftliches, dreidimensionales Weltbild brach krachend in sich zusammen. Wir sind sehr weit davon entfernt die Wahrheit auch nur annähernd zu erkennen. Auf dem griechischen Weg ist sie einfach nicht zu finden.

Durchs Lesen der vielen Bücher mit biologischen Themen war ich schon länger erstaunt, dass es derart viele ineinander greifende Regelkreisläufe in der Natur gibt. Sie konnten unmöglich zufällig entstanden sein. Alles deutete auf einen Plan hin, nach dem alles gebaut war. Wo aber war der geniale Planer? Er musste übernatürlich weise und mächtig sein. Ich fing also an, nach Gott zu suchen - jetzt überzeugt davon, dass es ihn geben müsse. Mein Verstand hatte hier tatsächlich die höchste Leistung erbracht, die er überhaupt nur zustandebringen kann: ich hatte mittels Nachdenken über die Natur erkannt, dass es Gott geben muss (Römer 1,19-20). Aber wo sollte man nach Gott suchen?

  1. Suche nach Gott

Im Fach Religion nahmen wir damals gerade die großen Weltreligionen durch.

  • Bei Buddha merkte ich irgendwie, dass er auch in seinen vielen Nachtwachen nicht fand, was er gesucht hatte. Später las ich dann seine letzten Worte: "Ich habe nicht gefunden, nach was ich gesucht habe."

  • Das hinduistische Kasten-System fand ich schreiend ungerecht. Es war für mich mehr als deutlich, dass es von Menschen erfunden sein musste – und zwar von Leuten aus der höchsten Kaste. Diese Herrscher stellten dadurch sicher, dass niemand von den unteren Kasten aufmuckte, sondern alle schön ihnen zuarbeiteten - wie Parasiten eben so sind. 

  • Von der christlichen Religion war ich schon mit 14 Jahren enttäuscht, als meine Eltern mich einmal in eine lutherische Kirche schleppten. Der Gottesdienst war förmlich und kalt. Mich schaudert es heute noch, wenn ich daran zurückdenke; denn ich konnte die vom Pastor ausgehende Kälte fast körperlich spüren und fröstelte dementsprechend. Mir schien der ganze Raum vom Tod erfüllt zu sein.

  • Eine Gesetzesreligion wie Judentum oder Islam erzeugt nur Enttäuschung und Wut. Das konnte es also auch nicht sein. Und damals kannten wir im "christlichen Abendland" noch nicht die Bedrohungen, die vom echten Islam ausgehen, die wir heute „Terror“ nennen. Dennoch erkannte ich bereits, dass man durch eine Gesetzesreligion nicht zu Gott kommen oder ihm irgendwie damit gefallen kann.

Verzweifelt wollte ich aufgeben, als Gott mir auf Seine unnachahmliche, kreative Weise zu Hilfe kam. Eines Tages ging ein Mädchen in einem der Schulkorridore an mir vorbei. Eine seltsame, starke Ausstrahlung ging von ihr aus. Sehr erstaunt und mit offenem Mund starrte ich ihr nach und hörte deutlich in mir: "Die hat das, was du suchst!"

Natürlich war ich neugierig und bemühte mich, sie kennen zu lernen. Was hatte ich auch schon zu verlieren? Sie wohnte ganz in der Nähe der Schule und wir hatten auch einige Schulkurse zusammen. So übten wir dann z.B. für einen Physik-Test oder waren auch sonst ganz gern zusammen. Da wir beide reiten konnten, fuhren wir auch manchmal zu einem Reiterhof, wo sie jemanden kannte, der uns günstig Pferde ausleihte. An anderen Tagen machten wir auch einfach nur einen Spaziergang an einem alten Kanal entlang und genossen zusammen die Natur.

Solch eine Freundschaft mit einem Mädchen hatte ich noch nie gehabt und auch nicht davon gehört, dass man als sexualisierter Jugendlicher solch eine kameradschaftliche Beziehung zu Mädchen haben konnte. Diese unerklärliche Ausstrahlung, die von ihr ausging, hielt mich zurück, so dass ich sie nicht küssen konnte, selbst wenn sie selbst das manchmal schon gewollt hätte. Später, als ich Gott dann kennengelernt hatte, hielt ich sie für heilig und wagte nicht mehr sie auch nur anzurühren. Das klingt vielleicht töricht, aber als geistliches "Baby" sieht man die Welt eben mit ganz anderen Augen.

Wenn wir uns trafen, schlug sie ab und zu die Bibel auf und las mir etwas aus einem der Evangelien vor. Jedes Mal, wenn das passierte, strömte eine überwältigende Liebe von ihr zu mir. Zuerst dachte ich erstaunt, wie irgend jemand mich nur derart stark lieben konnte. Dann aber merkte ich, dass es nur passierte, wenn sie von diesem Jesus redete.

Wenn sie mir auf einfache Weise von Jesus berichtete, wurde ich immer sehr wütend. Für meine Ohren war der Inhalt der Bibel eine Beleidigung für einen denkenden Menschen. Hatten wir das Christentum nicht längst mit Recht überwunden? Sollten wir etwa ins dunkle, katholische Mittelalter zurückfallen und womöglich sogar noch einen neuen Kreuzzug starten? Wie kam sie dazu, immer wieder meinen gut geschulten Verstand zu kränken und mir solch einen Unsinn zu erzählen? Manchmal wurde ich so wütend, dass ich sie beinahe geschlagen hätte.

Gegen die von ihr ausströmende Liebe kam ich jedoch nicht an. Ich sprang dann auf und verließ unter irgend einem Vorwand schnell ihr Haus. Doch kehrte ich nach einigen Tagen immer wieder zurück - neugierig, wo solch eine auf mich gerichtete Liebe herkommen konnte. Schließlich verband sich ihr Gerede über Jesus in meiner Vorstellung mit dieser übernatürlich großen Liebe. Ob sie von diesem seit beinahe zweitausend Jahren toten Menschen ausgehen konnte? Und wurde mir nicht gesagt, dass sie etwas hätte, was ich suchen würde? War es vielleicht dieser Jesus, der sie zu etwas Besonderem machte? Stimmte vielleicht doch alles, was in der Bibel steht? Aber nein, das war doch nur ein altes Märchenbuch – oder etwa doch nicht?

Nach Monaten lud sie mich einmal in eine freie christliche Gemeinde ein. Bei mir schellten alle Alarmglocken: „Vorsicht, Sekte!“ Da ich Vertrauen zu ihr gefasst hatte, ließ ich mich aber überreden. Der Gottesdienst fand in einem Altenheim statt. Alles war voller alter Menschen, die einer alten Frau zuhörten. Die predigte sehr lebendig, während sie aus Altersgründen auf einem Sessel saß. Plötzlich spürte ich im ganzen Raum, dass über den vielen Zuhörern Gottes Geist schwebte. Er rechtfertigte diese Leute und hatte sie angenommen. Ich hatte eine geistliche Vision ... 

Wer nach Gott sucht, muss sich mit der Art und Weise abfinden, wie Gott zu uns redet. Das geschieht auf übernatürliche Weise, z.B. durch Visionen oder Einsichten, die unseren Verstand nicht benötigen und ihn weit übersteigen. Obwohl ich Verstandesmensch bin, war ich bereit dazu, von meinem hohen Verstandes-“Ross“ herunterzusteigen und das zu akzeptieren.

Wenn ich später mal mit jüngeren Teilnehmern dieses Gottesdienstes redete, dann fiel mir auf, dass sie alle völlig verschieden waren und doch immer die gleiche Geschichte von diesem Jesus erzählten. Außerdem mussten sie nicht all ihr Geld der Gemeinde abgeben oder ihre Kontakte zu Familie oder Freunden abbrechen. Die grundsätzlichen Kennzeichen einer Sekte fehlten in dieser Gemeinschaft.

Die Gemeinde hatte auch eine gut organisierte Jugendarbeit. An ihren Aktionen nahm ich immer wieder einmal teil. Zum Beispiel besaßen sie einen umgebauten Linienbus, mit dem sie zu einer Diskothek fuhren und Jugendliche von dort zu Schmalz-Broten und Tee einluden. Einmal fuhr ich mit. Manche von diesen Jugendlichen kamen auch tatsächlich und hörten sich eine Predigt an. Ein Laien-Prediger erzählte etwas vom Fischzug des Petrus und dass sie die Fische wären, die ins Netz gehen würden usw. Ich dachte nur, dass doch niemand solch einen kompletten Unsinn glauben könne. Doch ohne Vorwarnung brachen einige der Jugendlichen regelrecht zusammen, weinten und gingen mit diesem Mann hinaus, um ihr Leben mit Jesus in Ordnung zu bringen und zu ihm zu beten. Ich war wie vom Donner gerührt. Es konnte unmöglich von diesem Prediger da vorne ausgegangen sein, weil der nun wirklich ein ziemlich durchschnittlicher Typ ohne irgendwelche besonderen rhetorischen Fähigkeiten war. Ich selbst hatte auch nichts gespürt. Wie kam es dann, dass diese Leute so getroffen waren? Es gab nur eine Erklärung: diesen Jesus musste es doch geben.

Ich bekam eine kleine Broschüre mit nach Hause, die ich in aller Ruhe durchlas. Sie hieß "Schritte in ein neues Leben" und war vom Missionswerk Werner Heukelbach. Als ich zu Hause angekommen und allein in meinem Zimmer war, las ich alles sorgfältig durch. Jede Seite traf mich wie ein Speer mitten ins Herz. Mir war jetzt klar, dass ich mit Gott in Ordnung kommen musste. Es war mir auch klargeworden, dass offenbar nur dieser Jesus unser größtes Problem gelöst hatte: die Sünde (Egoismus, Bosheit, Neid und überhaupt alles, was böse in uns ist und die daraus folgenden bösen Handlungen).
Einige Monate vorher hatte ich mehrere Wochen lang versucht mich selbst zu bessern und war kläglich gescheitert. Ich brauchte effektive Hilfe von außen dazu. Und so beschloss ich ein Experiment: Wenn es diesen Jesus wirklich geben sollte, dann könnte ich das doch jetzt in meinem Zimmer herausfinden. Keiner war da und so konnte mich niemand beeinflussen. Außerdem konnte ich nichts verlieren oder mich blamieren, weil mich ja niemand sah. Deshalb betete ich, was in diesem Heftchen auf der letzten Seite vorgeschlagen wurde: Ich bekannte meine Sünden, bat Gott um Vergebung und sagte ihm, dass ich von jetzt an ihm gehören wollte.

Geglaubt habe ich nicht, dass irgend etwas passieren würde. Für mich war das ein wissenschaftliches Experiment. Eher schon wollte ich später sagen können, dass ich auch versucht hätte, mit Gott Kontakt aufzunehmen, aber es hätte nicht funktioniert, weil es ihn ja gar nicht gebe.

Doch plötzlich wurde mir eine riesige Last von meinen Schultern genommen, die ich wohl unbemerkt schon sehr lange mit mir herumgeschleppt hatte. Ich fühlte mich unglaublich leicht und froh. Dann zog ein Friede in mein Innerstes ein, von dem ich noch nicht einmal gehört hatte. Es war unbeschreiblich stark und schön. Gott hatte mich angenommen! Von da an weiß ich innerlich mit einer unfassbaren Gewissheit, dass ich zu Gott gehöre und er mich als Sein Kind angenommen hat. Erst viel später las ich von dieser inneren übernatürlichen Gewissheit in der Bibel (z.B. Römer 8,16).

  1. Lutherische Landeskirche

Da ich sozusagen in die lutherische Landeskirche hineingeboren war, unsere Kirche am Ort aber tot war, suchte ich mir eine andere Kirchengemeinde desselben Typs. Zwischenzeitlich spielte ich sogar mit dem Gedanken Theologie zu studieren und selbst evangelischer Pastor zu werden. Gott sei Dank bin ich wieder davon abgekommen. Berichte von einem Mitschüler, der genau das vorhatte und immer wieder zu von Pastoren abgehaltenen Vorbereitungstreffen ging, erschreckten mich. Bereits damals hörte man dann von einem schändlichen Treiben solcher Teilnehmer; z.B. verschwanden sie nach einem gemeinsamen lutherischen Abendmahl paarweise in den umliegenden Räumen. Was dort passierte, kann man sich selbst als naiver Jugendlicher nur zu gut vorstellen. Ich war entsetzt.
Als ich später mit Theologie-Studenten auf der Universität sprach, verhärtete sich mein Verdacht nur noch, dass das moderne Studienfach Theologie nur dazu gut ist, echten Christen den Glauben aus dem Herzen zu reißen. Die Bibel wird seziert und in tausend Teile zerstückelt. Ein Theologie-Student, der sich gegen diese Zerfetzung von Gottes Wort wehrt, kann die Prüfungen nicht mehr bestehen und muss das Studium abbrechen. Wie gut, dass ich davon verschont geblieben bin.

Ich schloss mich einer Gottesdienstvorbereitungsgruppe an meinem Schulort an. Der Pastor gefiel mir und die anderen Teilnehmer waren vernünftige junge Männer und Frauen, die zum großen Teil auch auf mein Gymnasium gingen, so dass ich sie bereits etwas kannte. Wir entwarfen Krippenspiele und dergleichen mehr zum Aufpäppeln der ansonsten recht langweiligen Gottesdienste dieser Kirchengemeinde. Manchmal besuchten wir auch zusammen mit dem Pastor andere lutherische Jugendgruppen.

Irgendetwas stimmte aber nicht mit dem Pastor. Ich konnte aber nicht fassen, was das war. Schon manches Mal hatte ich mich während seiner Gottesdienste gewundert. Mir fiel z.B. auf, wie dieser Landeskirchen-Pastor das Abendmahl mit zittrigen Händen austeilte. Ansonsten zitterten seine Hände nie. Er stand für jeden klar erkennbar nicht hinter diesem Ritual, sondern tat das nur, weil es von ihm erwartet wurde und es eine christliche Tradition war.

Immer klarer erkannte ich, dass der Pastor jeden Sonntagmorgen seine politischen und sonstigen Meinungen verkündete, anstatt das Evangelium zu predigen. Glaubte er überhaupt, was die Bibel uns so deutlich berichtet? Erst viele Jahre später, nachdem dieser Pastor in Rente gegangen war, schrieb er ein Buch, in dem er bekannte, dass er nichts von dem glaubt, was in der Bibel steht. Er hatte den Beruf als Pastor ausgeübt, weil er dadurch viel Geld bekam und ein hohes gesellschaftliches Ansehen genoss. So ist es leider mit vielen Pastoren heute - zum Glück aber nicht allen. 

Eines Tages sprachen wir in der Gottesdienstvorbereitungsgruppe über den alttestamentlichen Propheten Jesaja und seine gewaltige Begegnung mit Gott (Jes. 6). Jesaja hatte Gott im Tempel auf einem hohen und erhabenen Thron gesehen. Engel umgaben ihn und der Tempel bebte von Gottes Stimme. Der Pastor meinte, dass Jesaja buchstäblich benebelt gewesen wäre von dem Weihrauch, welcher die Tempelräume erfüllte. Das wäre so, als wenn jemand starke Drogen genommen und dann Halluzinationen gehabt hätte. Einer der Teilnehmer unserer Gruppe stimmte sofort uneingeschränkt zu. Ich war entsetzt; denn ich glaube der Bibel, wenn sie uns solch ein Erlebnis eines ihrer Propheten berichtet. Wieso glaubte der Pastor das nicht?

Dann kamen wir auf den Film „Die 10 Gebote“. Gemeint ist der Monumentalfilm mit Charlton Heston in der Hauptrolle. Der Pastor mokierte sich über das „Ungeheuer“ im Film, das sich in einer Feuersäule versteckt hatte und mit einem Feuerfinger die 10 Gebote auf die ersten Gesetzestafeln aus Stein schrieb. Die Bibel berichtet aber genauso davon, wie dieser Film diese Szene darstellt: „Und als er mit Mose auf dem Berg Sinai zu Ende geredet hatte, gab er ihm die beiden Tafeln des Zeugnisses, Tafeln aus Stein, beschrieben mit dem Finger Gottes.“ (2. Mose 31, 18). An anderer Stelle wird deutlich ausgesagt, dass Gott in einer Feuersäule war (z.B. 2. Mose 13,21). Wie konnte dieser Pastor es nur wagen, Gott als ein „Ungeheuer auf dem Berg“ zu bezeichnen und noch einen draufzusetzen, indem er sagte, dass es unheimlich gewesen wäre, wie der Feuerfinger aus der Säule herausgekommen und die Gebote auf die Tafeln geschrieben hatte!

Ich war endgültig geschockt und machte das auch sehr deutlich. Der Pastor bemerkte daraufhin zu mir gewandt lediglich, dass ich ein Strohfeuer in mir hätte, das schon bald nicht mehr brennen würde. Das reichte mir. Von da ab kehrte ich der lutherischen Landeskirche den Rücken und bin nie wieder „in ihren Schoß“ zurückgekehrt.
Erst viel später lernte ich zwei Pastoren dieser Kirche kennen, die wirklich alles glauben, was die Bibel aussagt. Damit sie aber nicht ihre gutbezahlten Jobs als Pastoren verlieren, zelebrieren sie weiterhin die falschen und toten Traditionen und Rituale dieser Kirche. Sie glauben zwar an Jesus, aber bekennen das nicht uneingeschränkt, damit sie nicht ausgeschlossen werden. Gott wertet das so, dass sie die Ehre bei Menschen lieber haben als die Ehre bei ihm (Johannes 12,42-43).
Insbesondere die Baby-Besprengung mit etwas Wasser, die sie „Taufe“ nennen, wird dabei als unverzichtbar angesehen. Wenn ein Landeskirchenpastor diese Taufe einmal einem Kind aus Zweifeln an der Richtigkeit dieses Rituals verweigert, so wird er sofort vor die Tür gesetzt. An dieser unbiblischen Tradition hält diese Kirche genauso eisern fest, wie die Katholische Kirche an ihren Traditionen. Diese Taufe ersetzt bei ihnen die klare Hinwendung im Glauben eines Menschen zu Gott; denn Babys können noch nicht glauben.

Später wird diese Baby-„Taufe“ durch die sogenannte Konfirmation bestätigt und gefestigt. Ich erinnere mich noch deutlich, dass ich seinerzeit den Konfirmanden-Unterricht besucht und dann am Ende in einem kirchlichen Gottesdienst den Katechismus von Luther, das „Vater unser“ und die 10 Gebote aufsagen musste – zumindest teilweise. Anschließend gaben meine Eltern ein Fest zur bestandenen Konfirmation, bei dem die Verwandten einem eine Menge Geld schenkten. Man wurde also gut bezahlt, wenn man sich konfirmieren ließ. Da ich damals vollkommen ungläubig war, handelte es sich um nichts weiter als Heuchelei von meiner Seite aus. Ich war auf das Geld aus, das es anschließend von den Verwandten gab, und kaufte mir dafür ein Mofa (Motor-Fahrrad), das man mit 15 Jahren schon fahren durfte.

  1. Freie Gemeinde

Statt zu dieser Kirchengemeinde fuhr ich fortan an Wochenenden zu der Gemeinde, die mich zum lebendigen Glauben an Jesus geführt hatte. Es war ein christliches Altersheim mit angeschlossener Jugendarbeit, das von einer cholerischen Frau gegründet worden war. Sie hatte eine Spezialerkenntnis erhalten und sich daher von allen anderen Gemeinden und Verbänden abgesetzt, um ihr eigenes Werk aufmachen zu können. Erst viel später erfuhr ich, dass alle anderen Gemeinden dieses "christliche Werk" immer als Sekte bezeichnet und vor ihr gewarnt hatten. Ich dagegen war nicht gewarnt worden und lief in mein Elend hinein. Ich fand zwar zu Jesus, der auch deutlich in ihrer Mitte wirkte, aber ich bekam auch ihre Irrlehre mit, die mich anschließend fast mein ewiges Leben in Jesus gekostet hat.