1. Das Lichtprinzip in der Musik

Ein „a priori“ Kapitel 1

 

Musik! Ihre Kraft hat ganze Nationen zum Krieg bewegt und ebenso hat sie Jungfrauen in Liebe entflammen lassen. Die Geschichte berichtet uns sogar von der Heilungskraft der Musik. Als General Spaatz im 2. Weltkrieg in eine ziemlich ausgebombte italienische Stadt gesandt wurde, um dort amerikanische Gesetze und Ordnung aufzurichten, war seine erste Anweisung, dass sich jeder bei ihm zu melden hatte, der ein Musikinstrument spielen konnte. Männer trotteten mit ihren Instrumenten aus Höhlen und Kellern in seine Amtsstube. Innerhalb von zwei Wochen hatte er ein provisorisches Symphonieorchester, das regelmäßig probte, und nicht lange danach wurden bereits Konzerte gegeben. Die Auswirkungen waren ganz erstaunlich. Die ängstlichen Leute, von denen die meisten kein Englisch sprachen, verstanden die Sprache der Musik und kamen zusammen, um begierig seine Botschaft aufzunehmen. Diese Konzerte erreichten mehr als Redeschwalle oder Propagandafeldzüge, stellten die Moral wieder her und richteten das Vertrauen in die Amerikaner auf. Ja, man kann sagen, dass Musik eine einzigartige Stellung unter uns Menschen einnimmt, indem sie die Menschheit in jedem Bereich ihres Seins berührt. Meine liebe Mutter, Dr. Joye Spence, hat die Musik oft eine „göttliche Gabe“ genannt.

Der Einfluss der Musik ist heute weltweit, Abspielgeräte gibt es sehr viele und sie werden in immer größeren Stückzahlen hergestellt. Es ist eine Art Esperanto, eine Sprache für die ganze Welt. Wer in unserer Zeit nichts über Musik weiß, weiß nichts über unsere Generation. Die Christen sind allein schon aus Selbstschutz gezwungen, sie zu studieren. Sie ist der „Sound“ der Endzeit.

In diesem ersten Kapitel soll ein kitzliges Prinzip besprochen werden: das Licht und die Sichtweise. Die Ansichten gehen bei dieser Sache weit auseinander. Manche sagen: „Ich kann das nicht so wie du sehen.“, andere meinen: „Ich glaube, das ist eine Sache des Geschmacks und nicht des Prinzips oder der Überzeugung.“ Die Leute können das jedoch aus verschiedenen Gründen nicht erkennen. Entweder ist ihr Licht begrenzt oder ihre Erkenntnis. Beides kann Auswirkungen auf eine angemessene Sichtweise für jeden Bereich des Lebens haben, insbesondere für alles, was mit Musik zu tun hat.

Um sehen zu können, brauchen wir Licht; denn Licht ist ein a priori bzw. eine unerlässliche Voraussetzung. Dasselbe gilt für die Existenz Gottes. Die Bibel bemüht sich nicht, die Existenz Gottes zu beweisen. In allerersten Vers der Bibel (1. Mose 1,1) setzt sie den Glauben des Lesers an die Existenz Gottes voraus. Er ist eine Grundvoraussetzung. Wenn wir aber im 1. Buch Mose weiter lesen, dann kommen wir an ein weiteres a priori, zumindest von diesem Planeten aus gesehen. Man findet es am ersten Tag der Schöpfung:

Das erste Schöpfungswerk war Licht. Es ist das Himmlischste von allen Dingen und doch gleichzeitig die unerlässliche Grundvoraussetzung für Leben und Existenz. Dieses Licht strahlte nicht von Sonne, Mond oder Sternen ab; denn die wurden erst am vierten Tag erschaffen. Welche Art von Licht war das denn nun? Nun, bevor wir dieser Fragen nachgehen können, lassen sie uns zunächst einmal verschiedene Ansichten über Licht betrachten.

 

1. Allgemeine Prinzipien des Lichts

Experimente zum Prinzip des physikalischen Lichts gehen in der Geschichte bis auf die Chinesen und Griechen (insbesondere Pythagoras) zurück. Später führten Männer wie Euklid, Empedokles, Leonardo da Vinci, Johannes Kepler und Sir Isaak Newton die Diskussion um Licht fort. Dennoch kam die Erforschung dieses Phänomens erst im 19. Jahrhundert wesentlich voran, als James Clerk Maxwell, der berühmte britische Physiker, postulierte, dass alle elektromagnetischen Energiewellen sich mit Lichtgeschwindigkeit ausbreiten. Die Theorie wurde später von dem deutschen Physiker Heinrich Hertz verifiziert, der auch noch herausfand, dass Licht fast 300.000 Kilometer pro Sekunde schnell ist. Nichts ist derart allgegenwärtig wie Licht.

 

2. Das elektromagnetische Spektrum

Lassen sie uns aber zunächst die Kennzeichen von Licht betrachten. Sichtbares Licht ist lediglich ein kleiner Teil aller Wellen des elektromagnetischen Spektrums. Dieses Spektrum stellt die große Bandbreite aller Wellen dar, die sich annähernd mit Lichtgeschwindigkeit fortbewegen. Den Anteil von sichtbarem Licht kann man erkennen, wenn ein Prisma oder Wassertropfen das Sonnelicht in seine Regenbogenfarben bricht. Weißes Licht (wie z.B. Sonnenlicht) ist in Wirklichkeit eine Kombination aller Farben des Regenbogens. Kürzere Wellenlängen sehen wir als Rot und längere als Orange, Gelb, Grün, Blau, Indigo und schließlich Violett. Das ultra-violette Licht dagegen ist die elektromagnetische Energie knapp unter den sichtbaren Frequenzen, infra-rotes Licht liegt dagegen gerade über den sichtbaren Wellenlängen.

 

3. Das elektromagnetische Spektrum von strahlender Lichtenergie

Wir haben uns jetzt einmal etwas Zeit genommen zu zeigen, dass von allen Teilen des Spektrums nur ein einziges für das menschliche Auge sichtbar ist. Bevor wir all die anderen Wellenlängen mit Instrumenten wissenschaftlich entdecken konnten, haben Menschen einfach behauptet, dass es nur eine Form von Licht geben würde, und zwar das sichtbare. Menschliche Augen sind auf einen kleinen Bereich des gesamten Spektrums begrenzt. Nur ein Dummkopf kann behaupten: „Ich glaube nur das, was ich sehe.“ Über und unter dem Sichtbaren gibt es eine ganze Welt von Licht, mit viel mehr Energie und ausgedehnter, als die begrenzte Sichtweise des Menschen. Deshalb müssen wir bekennen, dass Licht selbst dann existiert, wenn wir es nicht sehen können.

Das Unsichtbare besitzt Substanz. Im Kapitel 11 des Briefes an die Hebräer wird vom Glauben als „eine feste Zuversicht [= Substanz] auf das, was man hofft, eine Überzeugung von Tatsachen, die man nicht sieht“ gesprochen. Von Mose heißt es, dass er „sich an den Unsichtbaren [hielt], als sähe er ihn“. Wir können nicht behaupten, dass etwas nicht existieren würde oder keine Substanz hat, nur weil wir es nicht sehen können. Der Glaube ist wahr, er hat Substanz, auch wenn er nicht materiell ist. Gott hat Substanz und ist wirklich da, auch wenn wir Ihn nicht sehen können. Deshalb gibt es hinter jedem physikalischen ein geistliches Gesetz.

 

4. Die verschiedenen Lichtformen

Genau wie beim Licht, so gibt es auch beim Glauben ein Spektrum. Liegt das eigentlich über den kosmischen Strahlen? Befindet sich das geistliche Licht, welches das wahre Licht ist, außerhalb der Reichweite unserer menschlichen Instrumente? Lassen sie uns das Verständnis von Licht noch weiter fassen. Der Ausdruck Licht kommt beinahe 400-mal in der Bibel vor. 1. Johannes 1,5 teilt uns mit: „Und das ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen, dass Gott Licht ist und in ihm gar keine Finsternis ist.“ Gott ist Licht. Das ist keine Metapher oder Analogie, sondern Gott ist Licht! Behalten sie im Gedächtnis, dass sichtbares Licht nicht die einzige Erscheinungsform des Lichts ist. Welche Welt des Lichts kann noch über dem elektromagnetischen Spektrum in Gottes unermesslichem Universum sein? Es gibt den Luft-Himmel, den Weltraum-Himmel und den Himmel der Himmel. Dort befindet sich das Licht der Wahrheit, welches Gott selbst ist. 1. Timotheus 6,16 sagt uns, dass Gott jemand ist, „der allein Unsterblichkeit hat, der in einem unzugänglichen Licht wohnt, den kein Mensch gesehen hat noch sehen kann; ihm sei Ehre und ewige Macht! Amen.“

Bevor wir über diese Schriftpassagen hinausgehen, lassen sie uns zunächst betrachten, wie die Bibel das Wort Licht in vielerlei Facetten entfaltet. Jede Phase dieser Welt kann in der Bibel nachgelesen werden, vom ursprünglichen Licht der natürlichen Welt bis zur geistlichen Herrlichkeit im Himmelreich. Es gibt das Reich des natürlichen Lichts: das Licht des Tages (die Sonne) und die Lichter der Nacht (Mond und Sterne). Für die Juden des Alten Testaments waren Licht und Leben benahe genauso austauschbare Begriffe wie Dunkelheit und Tod. Die Zeit wurde im alten Israel von Sonnenaufgang bis -untergang gemessen. Neben der Erschlagung aller Erstgeborenen, finden wir in 2. Mose 10,23 eine der schwersten Gerichte über Ägypten: die Plage der Dunkelheit. Während es in ganz Ägypten stockdunkel war, hatte Israel natürliches Licht.

Die Bibel stellt uns das Licht einer Öllampe vor. Wenn es kein natürliches Licht gab, holten die Israeliten Olivenöl oder andere Ölarten hervor. Dieses Öl für Licht finden wir in 2. Mose 25,6; 35,8 und 3. Mose 24,2. Lampen wurden im Alten Testament auch wie Kerzen benutzt.

So wie die Stiftshütte im 2. Buch Mose präsentiert wird, gab es in den drei Abteilungen drei verschiedene Arten von Licht. Im äußeren Vorhof schien natürliches Licht, nämlich Sonnenlicht bei Tag und Mond- bzw. Sternenlicht bei Nacht. Im Heiligtum, dem ersten Raum des Zeltes der Begegnung, gab es drei Abdeckungen, die das natürliche Licht ausschlossen. An der Südseite des Heiligtums sorgte der goldene Kerzenhalter, oder noch genauer, der siebenarmige Leuchter für Licht zum Dienst der Priester. Sein Licht kam von sieben schwimmenden Dochten in kleinen Ölwannen. Aber es gab ja auch noch das Allerheiligste, der innerste Raum des Heiligtums. In diesem 15 mal 15 Fuß großen Raum stand nur die Bundeslade. Es gab kein natürliches Licht und keinen Leuchterschein, dennoch war hier Licht, nämlich die Herrlichkeit Gottes, die wir Schechina nennen. Es war eine lichte Wolke von 18-Zoll Durchmesser über dem Sühnedeckel, die zeitweilig zur Feuerseule wurde und sich zwischen den beiden goldenen Cherubim-Standbildern befand. Das war übernatürliches Licht, welches ein drittes Reich des Lichts in der Bibel repräsentiert.

Diese dritte Art von Licht wurde erst eingeführt, als der Herr die Kinder Israels aus Ägypten durch die Wildnis geführt hatte. Im 2. Buch Mose und im Psalm 78,14 wird uns erzählt: „Er leitete sie bei Tag mit einer Wolke und mit dem Licht eines Feuers durch die ganze Nacht.“ Dieses Licht strahlte aus einem Wolkenschacht bzw. einer Wolkensäule, die im Däm­merlicht zu einer Feuersäule wurde. Dies war ein wunderbares Licht. Matthäus 17,2 erzählt vom Berg der Verklärung, wo Christus vor ihnen „verklärt [wurde], und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß wie das Licht.“ Apostelgeschichte 9,3 erwähnt ein Licht vom Himmel, das Saul auf dem Weg nach Damaskus erschienen ist. Auch das war ein übernatürliches Licht, stärker als das natürliche Licht der Mittagssonne. Dieses sind keine Metaphern, sondern wirkliche Lichter, wenn auch nicht gerade das, was wir ansonsten als Licht bezeichnen. Gott ließ diese Lichter denen erscheinen, die sie sahen.

Dennoch gibt es noch ein anderes Reich des Lichts in der Bibel: das geistliche Licht, was oft auch als geistiges oder moralisches Licht gesehen wird. Das ist allem anderen übergeordnetes Licht. Wagen wir es, diese Schriftstellen zu lesen, ohne ins Bildliche abzugleiten? Psalm 119,130 sagt uns: „Die Eröffnung deiner Worte erleuchtet und gibt den Unverständigen Einsicht.“ Verstand und Herz empfangen Licht durch die göttliche Unterweisung, durch sein Wort. Hiob 24,13 spricht zu denen, die „das Licht hassen“. An dieser Stelle wird uns von denen erzählt, die gegen das Licht rebellieren und auch von denen, die das Licht gar nicht kennen. Psalm 27,1 stellt fest: „Der HERR ist mein Licht und mein Heil, …“. Wie wortwörtlich wir doch den zweiten Ausdruck Erlösung nehmen – genauso wörtlich sollten wir auch den ersten nehmen, nämlich Licht. Noch einmal sei betont, dass nicht alles Licht für die natürlichen Augen sichtbar ist. Und Psalm 36,10 sagt: „Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, in deinem Licht schauen wir das Licht.“

 

5. Geistliches Licht

Können wir diese Wahrheit über Licht erkennen? Das geistliche Licht ist das höchste im Spektrum. Es befindet sich über und jenseits des menschlichen Spektrums in der Dimension des Geistes und des Himmels. Es ist ein völlig neues Spektrum von geistlichen Frequenzen, von Anti-Materie. Gott ist Licht, Christus ist Licht! Dies wird uns in Johannes 1,9; 8,12; 9,5 und 12,46 vorgestellt. „Ich bin das Licht der Welt.“ „Ich bin das phos …“ Dieses griechische Wort für Licht (aus dieser Wortwurzel kommt unser Wort Phosphor) bedeutet die Energie, die von einem Objekt ausgeht und ihm Form und Farbe verleiht. Christus ist dieses phos des Vaters. Wir lesen in Johannes 1,18, dass Christus kam, um „Aufschluss“ über ihn zu geben. in Hebräer 1,3 lesen wir, dass Er die „Ausstrahlung seiner Herrlichkeit und der Ausdruck seines Wesens“ ist. Er ist die Herrlichkeit des Vaters und der direkte Ausdruck seiner Person. Christus erzählte Philippus in Johannes 14,9: „Wer mich gesehen hat, der hat den Vater gesehen.“ Und was für eine Aussage wird doch im 1. Johannes 1,1-2 gemacht:

„Was von Anfang war, was wir gehört haben, was wir mit unseren Augen gesehen haben, was wir angeschaut und was unsere Hände betastet haben vom Wort des Lebens – und das Leben ist erschienen, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das ewige Leben, das bei dem Vater war und uns erschienen ist –, …“

Christus war dies phos, dieser Glanz und diese Herrlichkeit des Vaters, durch die er uns sterbliche, fleischliche Wesen die Form und Farbe des Vaters hat verstehen lassen, wenn man diesen Text so verstehen will. Wenn wir jemanden bitten würden, uns aus einem griechischen Neuen Testament zu lesen, obwohl er überhaupt kein Griechisch versteht, dann würde er das Ganze bestimmt nicht verstehen. Wenn wir ihm aber eine Übersetzung vom Neuen Testament in seine Sprache geben würden, dann könnte er das besser verstehen. Gott ist Geist und Gott ist Licht, und zwar ein unzugängliches Licht. Aber Gott hat seinen Sohn gesandt. In Johannes 1,14 steht, dass wir „seine Herrlichkeit [sahen], eine Herrlichkeit als des Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“ Christus ist dieses phos des Vaters, um uns in körperlicher Form Verständnis für den Gott der Ewigkeit zu geben. Paulus möchte uns in Kolosser 2,9 erklären: „Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig; …“ oder anders ausgedrückt: In Ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit in körperlicher Form. Er brachte das unsichtbare Licht herunter zu uns in die Welt des sichtbaren Lichts. Und „wenn wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft miteinander, und das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde.“ (1. Johannes 1,7).

Wie unglaublich dumm ist es doch von einem Menschen, wenn er sagt, dass es keinen Gott gibt, nur weil er Gott nicht sehen kann. Nachdem der russische Kosmonaut Gherman Titoy aus dem Weltall zurückkehrte, sagte er:

„Einige Leute behaupten, dass es dort draußen einen Gott geben würde …, aber in meinen tagelangen Umkreisungen um die Erde herum habe ich mich umgesehen und Ihn nicht gesehen … Ich habe weder Gott noch Engel gesehen. Die Rakete haben meine eigenen Landsleute gebaut. Ich glaube nicht an Gott, sondern an den Menschen, an seine Kraft, seine Möglichkeiten und seinen Verstand.“

Aber nur weil wir irgendetwas nicht sehen können, heißt das noch lange nicht, dass es nicht tatsächlich auch existiert. Auch die Gesetze der Thermodynamik, die Titoy bei seinem Flug geholfen haben, können nicht gesehen werden.

Während vieler Jahre habe ich mit bekennenden Christen über Musik gesprochen, die einfach so von sich gaben: „Dr. Spence, ich kann das nicht so sehen.“ Man muss aber vorsichtig sein, wenn man glaubt, dass eine bestimmte Wahrheit nur dann existiert, wenn man sie auch erkennen kann. Wenn jemand das so nicht sehen kann oder nie so gelehrt wurde, dann kann er dennoch nicht behaupten, dass es nicht wahr sein kann. Das Licht der Wahrheit ist ein Spektrum. Ob ich dieses Spektrum sehen kann, hängt von vielen Dingen ab.

 

6. Eine Voraussetzung für Licht

Welchen Ausschnitt dieses Spektrums ich sehen kann, hängt ganz wesentlich von den eigenen Prägungen ab. Die Voraussetzungen, die jemand mitbringt, sind die persönliche, grundsätzliche Sichtweise des Lebens und der Welt. Es ist eine „Brille“, durch die jemand die Welt betrachtet. Die persönliche Erkenntnis beruht auf dem eigenen Glauben dessen, was man für wahr hält. Die eigene Einstellung legt eine Matrize für alles an, was man denkt, tut und sagt. Sie legt auch die Grundlage für die Werte, nach denen man sich richtet, und schließlich auch die eigenen Entscheidungen – kurz gesagt für alles, was das Leben eines Menschen bestimmt. Die Bibel lehrt uns den umfassenden Einfluss der eigenen Prägung: „Wie ein Mann in seinem Herzen denkt, so ist er.“ Wenn jemandes Leben von Sünde bestimmt ist, dann glaubt derjenige, dass er der Herr und Souverän seines eigenen Lebens ist, und seine Handlungen zeigen seine Prämissen. Wenn sein Leben aber vom Geistlichen bestimmt ist, dann wird so jemand vom Geist Gottes geprägt sein. Psalm 1 zeigt uns, dass ein Mensch das Ergebnis seiner Entscheidungen in seinen Gedanken ist.

Was sind ihre Voraussetzungen? Auch wenn viele behaupten, dass sie „christlich“ geprägt sind, so reden ihre Entscheidungen und Handlungen im eigenen Leben (auch die in der Wahl der Musik) doch eine andere Sprache. Mal ganz ehrlich – was bestimmt ihr Leben, ihre Sichtweise und ihre ganze Existenz?

Bevor wir uns dem näher zuwenden, lassen sie uns noch etwas anderes beachten. Kurz gesagt ist die Welt das Ergebnis von Gottes Einwirken und Kraft, wie auch durch die Fähigkeiten und Handlungen des Teufels. In gewissem Sinne ist sie aber auch das Ergebnis der inneren Gedankenentscheidungen von uns Menschen, die in die Außenwelt dringen. Gedanken göttlichen Einflusses kann man in Männern wie Martin Luther, John Wesley, Jonathan Edwards, David Brainard, Robert Murray McCheyne, Dwight L. Moody und anderen finden. Aber auch die Gedanken der Gottlosen fließen nach außen und zerstören durch ihre Schriften das Gemüt von Millionen, wie z.B. bei Marquis de Sade, Engels, Marx, Lenin, Hitler, Mussolini etc. Die Sünde dieser Welt ist die Gedankenmischung der Herzen vieler Menschen. Die nächste Generation bekommt dieses böse Erbe vermacht und fügt noch eigene Gedanken aus ihren eigenen sündenverseuchten Quellen hinzu. Dann schütten sie das ganze Gebräu zusammen mit den Philosophien vorhergehender Generationen in den Schmelztopf des gegenwärtigen Zeitalters.

Erinnern sie sich, die inneren Gedanken eines Menschen bestimmen seine äußeren Handlungsweisen. Seine inneren Gedanken bilden sich anhand der Prägungen. Woher aber kommen diese inneren Prämissen? Die große Masse der Leute erlaubt der Gesellschaft, den Medien, der Bildung (den Schulen, die sie besucht haben), dem Familienhintergrund, dem religiösen Umfeld, der Tradition usw., Grundgestimmtheiten in ihnen zu prägen. Wenn das Gemüt eines Menschen gut geformt wurde, so lässt das sicherlich die Hoffnung zu, dass der Glaube, der daraus erwachsen wird, auch gut sein wird. Wenn die Prägung jedoch falsch ist, dann wird alles schlecht sein, was daher kommt, selbst wenn es nach außen hin gut aussehen sollte.

Vor einiger Zeit sprach ich einmal mit einem jungen Mann, der meine Einstellung zur Rockgruppe “Guns and Roses“ in Frage stellte. Er bezweifelte, dass ich das Recht hätte, irgendetwas gegen eine Gruppe zu sagen, von der ich nichts wüsste. Natürlich habe ich ihn korrigiert und ihm gesagt, dass ich sehr wohl etwas von ihnen wüsste. Dann erzählte ich ihm die Geschichte dieser teuflischen Gruppe, dessen Musik mit Rassismus, Hass auf alle Menschen, Vergewaltigung, Anarchie und Rebellion angefüllt ist. Diese Bosheiten sind Teil der Grundlage ihrer Musik. Sie waren bekannt für ihren Alkoholismus, Drogenmissbrauch, ihre Scheidungen und viele andere Laster. Der junge Mann machte dann einen Rückzieher und erkannte, dass es wahr ist, was ich sagte. Was kann man denn sonst dazu sagen, wenn eine Gruppe ihr Debüt mit einem Album gibt, das den Titel „Appetit auf Zerstörung“ trägt und davon 13 Million Kopien verkauft? Ich ging noch weiter mit diesem jungen Mann und besprach alle Formen der Rockmusik mit ihm. Er glaubte jedoch, dass es einige schöne Rocksongs gäbe. In diesem Gespräch wurde klar, dass „schön ist, was gefällt“. Jedoch wird selbst das, was in Ordnung zu sein scheint, zum Schlechten hin beeinflusst, wenn es von jemandem mit einem bösen Herz stammt. Wenn jemand durch seine Prägung Schönheit nur aus der Perspektive der Gosse verstehen kann, dann mag das wirklich schön für denjenigen aussehen. Wenn aber jemand Schönheit aus der Perspektive der Tugend, Reinheit, Keuschheit und – um noch höher zu greifen – aus der Sicht des Gottes der Bibel sieht, dann schwindet die Schönheit dieser Welt dahin. Oh, wie sehr kann doch die Erkenntnis des Lichts und der Wahrheit durch die falsche Prägung beschränkt werden!

Was sagen wir nun aber über Christen, die aus einem geistlich gesehen schwachen Zuhause kommen, die entweder eine staatliche Universität oder eine christliche Schule besucht haben, die der biblischen Absonderung nur andeutungsweise folgte oder die nur einen sehr kleinen Teil des Spektrums der Wahrheit sehen konnte? Die meisten unserer Kirchen bzw. Gemeinden werden heute auf evangelistischem Niveau gegründet und aufgebaut. Sie haben keinen Tiefgang und nur begrenztes Licht. Ihre Mitglieder haben vielleicht die Grundlagen des christlichen Glaubens angenommen, aber nach einem kurzen Gespräch mit ihnen wird überdeutlich, dass sie geistlich auf schwachen Füßen stehen. In diesem Falle ist ihre Erkenntnis der Wahrheit sehr begrenzt. Einige mögen einwenden: „Mir wurde das nicht beigebracht.“ Nun, bedeutet das denn, dass es nicht wahr ist? Sind ihr geistliches Licht und ihre Sicht dieser Dinge nicht sehr beschränkt? Ist in Gottes Wort nicht mehr Tiefgang und Licht zu finden, als das, was solche Menschen erkannt haben?

 

7. Mein Zeitalter durchschauen

Aber lassen sie uns zu dem Spektrum zurückkehren, das uns bekannter ist. Was muss geschehen, damit wir unser Zeitalter richtig einschätzen können? Letztendlich müssen die folgenden fünf Prinzipien im Herzen des Christen zu finden sein, damit er sein Zeitalter biblisch durchleuchten kann:

  • Zunächst muss man wiedergeboren sein. Johannes 3,3 sagt: „Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht sehen!“ Einer der Gründe, warum viele bekennende Christen das Problem der heutigen Musik nicht sehen können, ist ganz einfach, weil sie nicht wiedergeboren sind. Wir reden hier über eine geistliche Sichtweise, die der natürliche Mensch nicht erkennen kann, denn er befindet sich nicht einmal im Licht.

  • Zweitens muss man an die überragende Autorität der Bibel glauben, die alle Bereiche des Lebens beherrscht. Nun werden viele Christen das in einigen Bereichen ihres Lebens akzeptieren, aber nicht in allen. Die Sicht der Wahrheit wird bei einer Person beschränkt sein, die nicht glaubt, dass die Bibel die höchste Autorität in allen Angelegenheiten ist. Die Wahrheit hängt weder vom Gefühl, noch von der Ansicht eines Konzils, einer Denomination oder einer Gemeinde ab. Jeder Christ muss selbst herausfinden, was Gott wohlgefällig ist. Das kann nicht durch praktische Überlegungen geschehen, sondern nur durch die unfehlbare Quelle der Wahrheit, die den Menschen gegeben wurde, nämlich durch die Bibel.

  • Drittens muss man sich jeden Tag vom Heiligen Geist führen lassen. Wieso ist das so wichtig? Weil der Heilige Geist uns erleuchtet und in alle Wahrheit führt. Wir brauchen die Gemeinschaft mit Ihm (wie Paulus es in 2. Korinther 13,14 sagt).

  • Viertens muss man biblische Trennung leben. Ein Christ, der in seinem Privatleben und Herz nicht von der Welt abgesondert ist, wird nur eine beschränkte Sicht des Lichts haben.

  • Und fünftens braucht man den Sieg über seinen Stolz. Ein Mensch, der gegen die Wahrheit rebelliert, wenn sie ihm gesagt wird, wird eine beschränkte Sicht haben. Die Auflehnung gegen die Wahrheit hat ihre Ursache im Stolz dieses Menschen. Nur der ist ein wahres Kind Gottes, der die Wahrheit auch annimmt, wenn er sie erkennt. Vor einiger Zeit sprach ein Freund des Autors mit einer Pianistin eines halb-professionellen „Gospel Quartetts“. Nachdem er versucht hatte, mit ihr zu diskutieren, fragte er sie, ob sie bereit wäre, sich verschiedene Tonband-Kassetten anzuhören, bei denen es um heutige Musik geht. Sie antwortete: „Nein.“ Er fragte sie, warum nicht? Sie meinte, dass sie Angst hätte, dass die Botschaft sie dessen überführen könnte, was sie so trieb, und sie wolle ihre Musikgewohnheiten nicht verändern.

Ist das nicht komisch? Die „Neo“-Anhänger nennen uns engstirnig wegen unseres Glaubens, und sind doch nicht bereit, ihre eigenen Überzeugungen auf den Prüfstand zu stellen. Oft ist der Stolz die Ursache für eine beschränkte Sicht. Einige andere könnten hier sagen: „Wenn es nichts mit dem zu tun hat, was mir beigebracht wurde, dann ist es nicht wahr.“ Tiefergehende Wahrheiten werden eine Person meiden, wenn sie das Naheliegende verwirft. Im Licht werden wir das Licht sehen. Wenn jemand im Licht leben möchte, dann wird er tiefer ins Licht geführt werden. Wenn er aber innehält, behindert er die Wahrheit und weiterer Fortschritt im Licht wird gezügelt. Mir kommt dabei eine Bibelstelle aus Markus 4,13 in den Sinn, wo Christus das Gleichnis vom Sämann und der Saat erzählt. Er sagt: „Wenn ihr dieses Gleichnis nicht versteht, wie wollt ihr dann alle Gleichnisse verstehen?“ Diese Aussage beweist, dass es Wahrheiten gibt, die man wissen und akzeptiert haben muss, bevor weitere offenbart werden können. Die erste Erkenntnisstufe wird vom griechischen Wort oida beschrieben, das bedeutet „verstehen“. Die zweite Stufe ist das griechische Wort gnosko, was eine allgemeine Erkenntnis einer Sache meint. Christus sagte hier: „Wenn ihr dieses Gleichnis nicht versteht, wie wollt ihr dann alle Gleichnisse verstehen?“ Dieses spezielle Gleichnis vom Sämann und der Saat war ein Schlüssel-Gleichnis. Wenn jemand die Wahrheit, das Licht dieses einen nicht versteht, dann kann ein solcher die anderen Gleichnisse auch nicht verstehen. Es gibt noch eine andere Begebenheit in Markus 8,15, wo die Jünger die Bemerkungen Christi über den Sauerteig missverstanden. Sie dachten, er würde physikalisches Brot meinen. In Vers 17 beginnend stellte er ihnen dann sieben Fragen:

„Und als es Jesus merkte, sprach er zu ihnen: Was macht ihr euch Gedanken darüber, dass ihr kein Brot habt? Versteht ihr noch nicht und begreift ihr noch nicht? Habt ihr noch euer verhärtetes Herz? Habt Augen und seht nicht, Ohren und hört nicht? Und denkt ihr nicht daran, ….“

Offensichtlich sahen sie nur das physische Brot. Gleich nach diesem Ereignis kam Jesus nach Bethsaida „und man bringt einen Blinden zu ihm und bittet ihn, dass er ihn anrühre. Und er nahm den Blinden bei der Hand und führte ihn vor das Dorf hinaus, spie ihm in die Augen, legte ihm die Hände auf und fragte ihn, ob er etwas sehe. Und er blickte auf und sprach: Ich sehe die Leute, …“ Nun, Gott sei Dank! Aber er fuhr fort und sah Leute, „… als sähe ich wandelnde Bäume!“ (Markus 8,22-24). Was war geschehen? Hatte die Kraft Christi einen Kurzschluss? Hatte er einen schlechten Tag? Nein, keins von beiden. Christus heilte hier mit voller Absicht nur teilweise. Hinter allen Wundern steht eine Wahrheit. die Wunder werden nicht um der Wunder Willen gegeben. Denken sie daran, dass seine Jünger nicht völlig sahen. Sie glichen diesem Mann. Oh, sie hatten die Speisung der 5000 und auch der 4000 Menschen mit angesehen, aber ihre Erkenntnis war auf das Physikalische beschränkt geblieben. Dieser Mann sah die Menschen, als sähe er wandelnde Bäume. Dank sei Gott für solch eine Sicht, auch wenn sie noch ein wenig deformiert ist. „Hierauf legte er noch einmal die Hände auf seine Augen und ließ ihn aufblicken; und er wurde wiederhergestellt und sah jedermann deutlich.“ (V. 25). Hier drückt das griechische Wort aus, dass er jedermann „aus der Ferne“ sah.

Viele Christen können schon etwas sehen, aber weil ihre Herzen noch in einem fleischlichen Zustand sind und sie noch Sympathie für die Welt empfinden, ist ihre Sicht verzerrt. Sie können das Offensichtliche erkennen, alles, was in ihrer Nähe ist. Aber die Dinge, die Unterscheidungsvermögen verlangen (die Dinge „in der Ferne“) können sie einfach nicht erkennen, ihre Sicht ist beschränkt. Ein Christ kann selbst dann ein lauwarmes Leben führen, wenn er treu im Weinberg Christi arbeitet. Nach Offenbarung 3,17 produziert Lauheit im Leben eines Christen Blindheit, wobei es keine Rolle spielt, ob jemand eine Kirche oder Gemeinde leitet oder nicht. Einige Leute, die als Autoritäten in der Musik angesehen werden und die anderen schon seit vielen Jahren in den christlichen Kreisen an vorderster Front leiten, verwässern heute die klaren Prinzipien Gottes mit ihren Kompromissen in der Musik. Lieber Leser, das ist ein deutlicher Hinweis auf Lauheit oder Abfall vom Glauben. Ihre Musik ist eklektisch1 und dialektisch2 geworden, wobei sie Sounds dieses Zeitalters verwenden. Und doch behaupten sie, dass sie sich nicht verändert hätten, dass sie ihre Musik nur marktgängiger machen oder dahin gehen wollen, wo die Fische sind.

Wenn wir schon von Fischen reden: Der Autor und seine Frau fuhren vor einiger Zeit nach Sweetwater in Tennessee, um ihren Hochzeitstag zu feiern. Wir sahen uns den größten See Amerikas unter der Erde an. Nachdem wir vom Reiseführer durch die verschiedenen Stollen der riesigen Höhle geführt worden waren, kamen wir schließlich zum See unter Tage. Wir bestiegen ein Boot mit Glasboden und fuhren auf die andere Seite des Sees zu. Nach wenigen Augenblicken sahen wir das Wasser von großen Regenbogenforellen leuchten. Als wir uns mit Lampen vom Boot aus diese wunderschöne Szene ansahen, erwähnte unser Reiseführer, dass diese Fische blind sind, weil sie so lange in totaler Dunkelheit gelebt haben. „Blind wegen eines langen Lebens in Dunkelheit“ – das gilt auch für Menschen. Medizinisch gesehen verliert eine Person, die zwei Wochen lang in totaler Dunkelheit lebt, ihre Sehfähigkeit. Und das, lieber Leser, ist wirklich geistlich; denn eine Person mag einen bestimmten Teil des Lichtspektrums, der Wahrheit, gesehen haben, aber wenn sie apathisch oder gleichgültig für das Licht wird, dann kann sie auch das Licht verlieren, was sie einmal gehabt hat oder schlimmer noch, sie kann die Fähigkeit überhaupt Licht zu sehen verlieren.

Einige mögen hier anmerken, dass sie zwar wissen, dass ihre Kirche oder Gemeinde nicht so bibelgebunden ist, wie sie sein sollte, aber sie glauben, dass sie dieser Gemeinschaft helfen können, wenn sie bleiben oder dass der Verein sie jedenfalls nicht beeinflussen würde. Aber sie müssen verstehen: Wenn sie in einer lauen Kirche bzw. Gemeinde bleiben, wo sie kein tieferes Licht bekommen, dann werden sie schließlich die Fähigkeit zum Sehen von erweitertem Licht aus dem Spektrum der Wahrheit verlieren. Was sagt die Bibel über dieses Thema? Matthäus 6,21-23 sagt:

„Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein. Das Auge ist die Leuchte des Leibes. Wenn nun dein Auge lauter ist, so wird dein ganzer Leib licht sein. Wenn aber dein Auge verdorben ist, so wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn nun das Licht in dir Finsternis ist, wie groß wird dann die Finsternis sein!“

Diese Stelle führt uns zu einer Begleitwahrheit über Sichtweisen. Eine Person mag vielleicht Augen zum Sehen haben, aber ohne Licht wird sie dennoch blind sein. Oder dieser Mensch kann alles Licht der Welt haben, aber nicht die Sehfähigkeit besitzen, weil er ein Augenproblem hat. Das letztere Defizit führt genauso zur Blindheit wie das erstere. Zum Sehen wird sowohl Licht, als auch ein gesundes Auge benötigt. Beachten sie bitte diese Stelle aus Matthäus 6: „Das Auge ist die Leuchte des Leibes.“ Das Auge ist die Leuchte, nicht das Licht. Das Licht befindet sich außerhalb davon und prallt überall dagegen, aber die Leuchte fängt das Licht ein und ermöglicht uns erst zu sehen. In dem Ausdruck „wenn dein Auge verdorben ist“ meint das Wort „verdorben“ nicht „böse“, sondern einfach nur „funktionsunfähig“. In dieser Stelle in Matthäus 6 sagt uns der Herr Jesus, dass wir die Dinge auf diese Erde richtig sehen sollen und nicht der Gier nach Besitz nachgeben sollen. Unsere Sichtweise muss richtig sein, und genau das will Jesus uns geben. Um es einmal ganz menschlich zu sagen: Wir müssen ein Auge haben, das keine Unregelmäßigkeit, Schräglage und keine Windung besitzt. Solch ein Auge sieht alles klar und in den richtigen Proportionen. Hierher passen die Worte von John Ruskin aus seinem Buch ”Modern Painters“ („Moderne Maler“), wenn er schreibt:

„Falsch zu sehen ist schlimmer, als blind zu sein. Ein Mann, der zu schlecht sehen kann, um eine Straße von einem Graben zu unterscheiden, kann immer noch fühlen, was was ist. Wenn aber der Graben offenkundig wie die Straße aussieht, und die Straße wie der Graben, was soll dann aus ihm werden? Falsches Sehen ist wahre Blindheit bzw. die negative Seite der Unfähigkeit zu sehen.“

Wie wahr! Das böse Auge ist eines, das an Astigmatismus3 oder Verschwommenheit leidet. Es hat sich ständig verschiebende Fixpunkte und kann das Licht nicht fokussieren. Konsequenterweise kann man die Dinge damit nur verzerrt sehen. Beachten sie aber bitte diese Aussage: „Wenn nun das Licht in dir Finsternis ist, wie groß wird dann die Finsternis sein!“ Wenn selbst das Licht, das wir haben, nichts als Dunkelheit ist oder sich in Dunkelheit verwandelt, wie groß wird schließlich die Dunkelheit sein. Es ist eine Sache, wenn ein Mensch in Dunkelheit lebt, aber eine ganz andere, wenn man Licht hat, das man selbst anschließend in Dunkelheit verwandelt. Die Bibel spricht dann von großer Dunkelheit. Jemand kann Licht haben, wenn er das aber in Dunkelheit verwandelt, wie gewaltig ist diese Finsternis dann!

Paulus spricht diese Sache im 2. Thessalonicher 2,10-12 an:

„… weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, durch die sie hätten gerettet werden können. Darum wird ihnen Gott eine wirksame Kraft der Verführung senden, so dass sie der Lüge glauben, damit alle gerichtet werden, die der Wahrheit nicht geglaubt haben, sondern Wohlgefallen hatten an der Ungerechtigkeit.“

Welchen Tribut fordert doch der Abfall von Gott von vielen! Welche scheinbar über Jahre hinweg Licht über unser Zeitalter und seine Musik gehabt haben, haben es mit der Zeit zugelassen, dass dies Licht langsam zur Dunkelheit wird. Der Grund für diesen Wandel ist die Ablehnung biblischer Absonderung. Was sie einst verdammten, tun sie jetzt selbst und versuchen dabei noch, die Veränderungen zu leugnen. Solch eine Person ist gefährlicher, wie Ruskin ausführte, als ein Blinder, der noch nicht einmal von sich selbst behauptet, Christ zu sein. Was richtet größeren Schaden an – beschränktes Licht oder entstelltes Licht?

Johannes 20 erzählt von zwei Jüngern, Petrus und Johannes, die früh am Morgen der Auferstehung zum Grab kamen. Die Erzählung gibt weiter, dass Johannes Petrus überholte und zuerst ankam. In Vers 5 lesen wir: „… und er beugte sich hinein und sah die leinenen Tücher daliegen, ging jedoch nicht hinein.“ Das griechische Wort für „sehen“ ist hier blepo, der allgemeine Ausdruck fürs physikalische Sehen. In den Versen 6-7 steht dann aber:

„Da kommt Simon Petrus, der ihm folgte, und geht in das Grab hinein und sieht die Tücher daliegen und das Schweißtuch, das auf seinem Haupt war, nicht bei den Tüchern liegen, sondern für sich zusammengewickelt an einem besonderen Ort.“

Hier kommt das Wort „sehen“ vom Ausdruck theorei, was „scharfsinniges Sehen“ bedeutet. Beachten sie in diesen Versen bitte die Details, die uns über die Kleidung weitergegeben werden. Petrus sah über die physikalische Sichtweise hinaus und dachte über die Details der Sache nach. Aber dann betrat Johannes das Grab, während er zunächst nur hineingesehen hatte. Jetzt aber steht in Vers 8: „Darauf ging auch der andere Jünger hinein, der zuerst zum Grab gekommen war, und er sah und glaubte.“ Dieses Wort für „sehen“ ist der griechische Ausdruck eiden, was „volle Einsicht“ bedeutet. Gerade diese uneingeschränkte Sichtweise machte ihn zum ersten Jünger, der an die Auferstehung glaubte. Das Wort eiden steht auch in Matthäus 2,2 bei den Weisen aus dem Morgenland: „…wir haben seinen Stern im Morgenland gesehen …“. Sie hatten den Stern nicht nur mit ihren physikalischen Augen gesehen, sondern mit wirklicher Einsicht, sie wussten, was er bedeutet. Wie viele haben denselben Stern gesehen, ohne je die eiden-Sichtweise zu haben? Dasselbe Wort steht in den Versen 10-11, als sie das kleine Kind mit seiner Mutter Maria sahen. Sie hatten verstanden, wer dieses Kind war. Simon sagt in Lukas 2,30: „Denn meine Augen haben dein Heil gesehen, …“. Die eiden-Sicht wurde ihm über das Christuskind gegeben.

Diese drei griechischen Worte zeigen uns eine Wahrheit über die Sache mit der Sichtweise. Die große Mehrheit der Leute wird lediglich mit ihren physikalischen Augen sehen oder – wie in diesem Falle – nur mit ihren körperlichen Ohren hören. Sie werden nichts von dem sehen können, über was wir in diesem Buch sprechen. Andere werden über die physikalische Sicht hinausgehen, die Details in diesem Kapitel durchdenken und sich dann umwenden wie Petrus, wobei sie sich weiterhin darüber wundern. Aber es mag einen Überrest geben, dem Gott eiden schenkt: die Sichtweise durch die Oberfläche und das verstandesmäßige Nachsinnen hindurch bis zur Einsicht. Sie werden im Spektrum des Lichts weiter nach oben gehen, über das hinaus, was man rein äußerlich sehen kann. Mein Freund, dieses Zeitalter zu durchschauen wird mehr kosten, als man mit der einfachen Berufung zum Christen bekommt. Ein Hunger nach Wahrheit und das Verlangen, von dieser Welt abgesondert zu sein, wird dabei Voraussetzung sein. Fehlt diese Leidenschaft im Herzen und ist dein Auge nicht für wirkliche Einsicht geeignet, dann wird dein Licht, deine Einsicht verzerrt sein. Geistlicher Astigmatismus ist sehr ernst zu nehmen. Er kann die Sichtweise der Wahrheit beeinflussen, egal wer wir vorgeben zu sein oder wie stolz wir auch immer sein mögen, Christus schon viele Jahre zu kennen. Wie sehr ist ihre Sichtweise oder ihr Licht eingeschränkt? Haben sie einen Hunger danach, die Wahrheit über die Dinge zu erfahren, denen sie in dieser Generation, in der sie leben, gegenüberstehen? Es ist unser ernsthaftes Gebet, dass Gott einige Musiker, Komponisten und Sänger erweckt, von denen dasselbe gesagt werden kann, wie von den Angehörigen des Stammes Issaschar in 1. Chronik 12,33, „die Einsicht hatten in die Zeiten, um zu wissen, was Israel tun sollte…“. Nur Gott kann solche Einsicht schenken und nur ER kann diese Erkenntnis in uns aufrechterhalten. Wann immer wir die Wahrheit verlassen oder von den Prinzipien der Bibel abfallen sollten, wird unsere Weisheit über Musik so werden, wie Luzifers geworden ist (in Hesekiel 28,17 erwähnt): sie wird „verderbt“.

Möge Gott der Heilige Geist, der große Erleuchter („Illuminator“) der Wahrheit, unser göttlicher Begleiter durch diese Studien der Musik sein; denn sie sind das kontroverseste Thema in der heutigen Kirche bzw. Gemeinde.

 

1 a) (Abwertend) in unschöpferischer Weise nur Ideen anderer (z. B. in einer Theorie) verwendend; b) aus bereits Vorhandenem auswählend u. übernehmend.

2 Dialektik bedeutet hier: Die Wahrheit der Bibel (= These) mit den Lügen unserer Zeit (= Antithese) mischen, um angeblich eine Erkenntnis höherer Art zu gewinnen.

3 a) (Phys.) Abbildungsfehler von Linsen. b) (Med.) Sehstörung infolge krankhafter Veränderung der Hornhautkrümmung.