Der Dan-Effekt

von Gary Stearman

 

Wir halten die Entrückung der Gemeinde von ihrem Wesen her für ursächlich, d.h. dass unser Herr sie benutzt, um eine Kette von Ereignissen in Gang zu bringen, die zur Trübsalszeit führen. Normalerweise wird das genau anders herum gesehen: demnach ist die Entrückung ein Ergebnis von irdischen Ereignissen, verursacht durch das Versagen der Menschen und ihrer Gier nach Reichtum und Macht. Nach dieser Ansicht wird der Herr die Gemeinde erst wegnehmen, wenn die Dinge sehr schlecht stehen.

Aus himmlischer Sicht aber leitet die Entrückung eine mysteriöse Zeitspanne zwischen ihrem Auftreten und dem Beginn der 7-jährigen Trübsalszeit ein. Die Bibel beschreibt, wie der Antichrist während dieses Einschubs politisch aufsteigt, bevor er sich der Welt als gottgleicher Führer präsentiert.

Erinnern wir uns, dass der Prophet Daniel voraussagt: „Und er wird mit den Vielen einen festen Bund schließen eine Woche lang …“ (Dan. 9,27). Keine andere Handlung als diese kennzeichnet den Beginn der Trübsalszeit. Weil diese Tat weltweite Aufmerksamkeit erregen wird und weil der potentielle Antichrist noch unbekannt ist, muss sein Aufstieg zur Macht noch durch verschiedene Phasen gehen, bevor er sich selbst ankündigen kann. Daniel sagt deutlich die letzte Phase voraus:

Und die zehn Hörner bedeuten, dass aus jenem Reich zehn Könige aufstehen werden; und ein anderer wird nach ihnen aufkommen, der wird verschieden sein von seinen Vorgängern und wird drei Könige erniedrigen.“ (Dan. 7,24)

Während ich diese Zeilen schreibe kann noch niemand sagen, wer diese „10 Könige“ sind. Wie viel weniger kann man jetzt schon wissen, wer das „Tier“ ist, das aus diesem weltweiten Verbund hervorgeht. Daher steht der Aufstieg zur Macht des Antichristen noch nicht unmittelbar bevor, aber die Entrückung der Gemeinde sehr wohl. Das glauben buchstäblich alle Bibelgelehrte, die eine Entrückung vor der Trübsalszeit lehren.

Biblische Verweise lehren, dass die Entrückung ohne den kleinsten Hinweis auf ihr Auftreten kommen wird. Wir alle erinnern uns an den Wortlaut von 1. Thessalonicher 4,16: „… denn der Herr selbst wird, wenn der Befehl ergeht und die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes erschallt, vom Himmel herabkommen, …“ und 1. Korinther 15,52 ergänzt: „… plötzlich, in einem Augenblick …

Und dann gibt es da noch jenen Vers, in dem Paulus behauptet, dass der Tag des Herrn nicht kommt, bevor die Gemeinde von der Erde genommen ist. Danach wird der Antichrist offenbart und im jüdischen Tempel eingeführt, wie es uns Paulus Prophezeiung nahelegt:

Lasst euch von niemand in irgendeiner Weise verführen! Denn es muss unbedingt zuerst der Abfall kommen und der Mensch der Sünde geoffenbart werden, der Sohn des Verderbens, der sich widersetzt und sich über alles erhebt, was Gott oder Gegenstand der Verehrung heißt, so dass er sich in den Tempel Gottes setzt als ein Gott und sich selbst für Gott ausgibt.“ (2. Thess. 2,3-4)

Paulus beschreibt hier die Entrückung (gr. apostasia, auch: Abfall), den Bau des Tempels und das öffentliche Auftreten des Antichristen, der sich dort auf den Thron setzen wird. Diese drei Ereignisse werden als Abfolge dargestellt: zuerst die Entrückung, dann die Offenbarung des Antichristen und schließlich seine Einsetzung im Tempel.

Entweder muss er von seiner Abstammung her Jude sein oder sich den Juden zumindest als ihr Messias präsentieren und daher als Jude angesehen werden.

Wer nur einen Moment darüber nachdenkt erkennt, dass diese Ereignisse und ihre Voraussetzungen nicht ohne komplizierte Vorbereitungen passieren können, sowohl weltweit, als auch in Israel. Vor seinem Auftreten muss zuerst die Grundlage dafür gelegt werden. Fürs Auftreten des Menschen der Sünde sagt das Alte Testament Israels Siege in Kriegen über massive Invasionen und auch politische Neuordnungen voraus.

Aus einem einfachen Grund muss der Krieg von Hesekiel 38 auf jeden Fall stattfinden, bevor der Antichrist erscheinen kann – also auch vor der Trübsalszeit. Viele haben auch schon darauf hingewiesen, dass die israelischen Einwohner nach ihrem militärischen Sieg die Gebeine von Gogs Streitmacht beerdigen und seine Waffen sieben Jahre lang verbrennen werden. Das bedeutet, dass das Aufräumen nach dem Krieg mindestens 3 ½ Jahre vor der 7-jährigen Trübsal anfangen muss, die mit dem Öffnen des ersten Siegels beginnt. Wenn man noch weiter forscht, merkt man, dass es sogar noch früher sein muss.

Das Ergebnis dieses gewaltigen Krieges wird sein, dass Groß-Israel gegründet und in Frieden leben wird. Darüber hinaus werden Gog und seine Verbündeten ihre Invasion während einer Zeit des Friedens und der Sicherheit vor der Trübsal inszenieren. Dafür fehlen aber noch Voraussetzungen. Wie wir und andere bemerkt haben, muss die Entrückung vor dieser gewaltigen Schlacht stattfinden, weil sie den Tag des Herrn herbeiführen wird:

Siehe, es kommt und es wird geschehen! spricht GOTT, der Herr. Das ist der Tag, von dem ich geredet habe." (Hes. 39,8)

Unnötig zu erwähnen, dass es noch nicht so weit ist, aber die Entrückung kann auch ohne deren Erfüllung stattfinden. Wenn aber die Gemeinde, und damit ihr Einfluss zusammen mit dem Heiligen Geist, von der Erde entfernt sein werden, dann werden katastrophale physikalische, finanzielle und geistliche Veränderungen in der Welt die Voraussetzungen für die 7-jährige Trübsal schaffen.

Es ist nur logisch, dass das erste Siegel in der Offenbarung zur Zeit dieses Krieges noch nicht geöffnet sein kann, weil es den Antichristen freisetzt.

Während ich hier schreibe, entwickelt sich die Geopolitik weiter. Ein dunkles, globales Konsortium ist schon nah dran die internationalen Beziehung derart zu ändern, dass sie ihrem Bedürfnis nach totaler Zentralisierung der Macht entspricht. Das ist die sogenannte "Neue Weltordnung", über die so oft geredet wird. Seit mehr als 100 Jahren haben Despoten versucht sie einzuführen. Stattdessen hat unser Herr die Kräfte so verteilt, dass eine Reihe von Erweckungen in der Welt passieren konnten.

Doch wird der Tag kommen, an dem Gott seinen Geist und sein Volk von der Erde abzieht und damit den 10 Königen ihre dunkle Magie erlaubt. Nach einer unbekannten Zahl von Jahren werden sie dann aufkommen, wie von Daniel vorhergesagt. Dann, und nur dann, kann der Antichrist plötzlich an die Macht kommen. Man könnte sogar behaupten, dass ein Aufkommen der 10 Könige voraussetzt, dass die Gemeinde Jesu nicht mehr auf Erden ist. Aber das ist nicht absolut nötig. Wie wird der böse Mensch offenbart werden?

Antichrist – Heide oder Jude?

Im 7. Kapitel der Offenbarung werden aus jedem Stamm Israels 12.000 auserwählt. Bemerkenswerterweise fehlt der Stamm Dan. Aufgelistet werden Juda, Ruben, Gad, Asser, Naphtali, Manasse, Simeon, Levi, Issachar, Sebulon, Joseph und Benjamin, aber der Stamm Dan fehlt auffälligerweise. Es scheint, dass Dan dadurch entehrt wird.

Wegen Jakobs dunkler Voraussage über Dans Schicksal wird weiterhin allgemein angenommen, dass dieser Stamm Ächtung erfahren wird:

Dan wird sein Volk richten als einer der Stämme Israels. Dan wird eine Schlange am Weg sein, eine Otter auf dem Pfad, die das Ross in die Fersen beißt, so dass der Reiter rückwärts stürzt. – O HERR, ich warte auf dein Heil!
(1. Mose 49,16-18)

Aus diesem und anderen Gründen, die ich weiter unten darlegen werde, haben viele Christen geschlossen, dass der Antichrist aus dem Stamm Dan kommen wird. Das sei vernünftig, sagen sie, weil seine Zugehörigkeit zum Stamm der Hebräer ihn akzeptabler für die Juden machen würde. Andere dagegen haben energisch aufgezeigt, dass der Antichrist in der Bibel als Heide dargestellt wird. In der weiter unten zitierten Bibelstelle weist der Prophet Daniel ihm römische Abstammung zu. Daher bestehen sie darauf, dass er kein Jude sein kann, geschweige denn vom Stamm Dan.

In neuerer Zeit ist es populär geworden, ihm eine theoretisch islamische Abstammung zuzuweisen, weil deren verschiedene Abteilungen heute Israels Hauptfeinde sind. Diese nutzen dieselbe Bibelstelle, um zu beweisen, dass die römische Invasion 70 n. Chr. hauptsächlich aus Söldnern der umliegenden Stämme bestanden, d.h. diejenigen, die wir heute zu den Arabern zählen. Eine andere Sichtweise sieht den Antichristen lediglich als Metapher einer Idee oder einer Bewegung, die generell das Böse repräsentiert. Dies sei während des ganzen Kirchenzeitalters unter uns gewesen. Das weisen wir zurück, weil die Bibel ihn als wirklichen Mann darstellt, der in Zukunft an die Macht kommen wird. Im Zusammenhang mit gerade passierenden Ereignissen ist er erkennbar ein menschliches Individuum, der spezielle Prophezeiungen erfüllen wird. Einige davon haben mit den Heiden zu tun, in anderen geht es um die Juden.

Wie schon seit Jahrhunderten, so grassieren auch heute die Spekulationen über die Identität des Antichristen. Ohne Zweifel wird das so weitergehen, bis er schließlich offenbar wird – zum vollkommenen Horror des Hauses David, das ihn akzeptieren wird, und der Myriaden von während der Trübsal gläubig gewordenen. Viel ist über seine Identität gesagt worden, dennoch bleibt er die geheimnisvollste Figur aller Zeiten. Seit er zuerst durch den Propheten Daniel erwähnt wurde und später durch die Apostel, wurde ständig versucht, ihn, seine Abstammung oder seine genetische Linie zu identifizieren.

Von Antiochus IV über Nero zu Hitler kam dabei eine umfangreiche Liste von Antichristen-Kandidaten heraus. Die Liste enthält Eigenschaften, die vom Entsetzlichen bis zum Humorvollen reichen. Diese Untersuchung ist für diejenigen gedacht, die noch ein wenig mehr Gedankenfutter brauchen, weil sie glauben, dass der Antichrist ein wirklicher Mensch sein wird, der in der Zukunft als der schrecklichste Despot der letzten Tage auftritt. In Daniel Prophetie ist er das „kleine Horn“ (Dan. 7,8), der aus den 10 großen Hörnern des vierten Tierreichs erwachsen wird. Im selben Vers hat er „ein Maul, das große Dinge redet“. Hörner symbolisieren politische Mächte. Daher muss er als Politiker unserer Tage gesehen werden, der ein überragender Redner (Orator) sein wird.

Im neunten Kapitel seiner Prophetie erwähnt Daniel die Abstammungslinie des Antichristen. Hier wird gezielt behauptet, dass er Römer ist und daher ein Heide sein muss:

Und nach den 62 Wochen wird der Gesalbte ausgerottet werden, und ihm wird nichts zuteil werden; die Stadt aber samt dem Heiligtum wird das Volk des zukünftigen Fürsten zerstören, und sie geht unter in der überströmenden Flut; und bis ans Ende wird es Krieg geben, fest beschlossene Verwüstungen.
Und er wird mit den Vielen einen festen Bund schließen eine Woche lang; und in der Mitte der Woche wird er Schlacht- und Speisopfer aufhören lassen, und neben dem Flügel wird ein Gräuel der Verwüstung aufgestellt, und zwar bis die fest beschlossene Vernichtung sich über den Verwüster ergießt.
“ (Dan. 9,26-27, Hervorhebung hinzugefügt)

In dieser Prophetie geht es um die Zerstörung Jerusalems und des Tempels. Sie erfüllte sich 70 n. Chr., als die Römer unter Vespasian und Titus die Stadt angriffen. Diese Römer sind hier das „Volk“ (genetische Ahnherren) des „Fürsten, der kommen soll“, der auch im folgenden Vers erwähnt wird: „ … er wird mit den vielen einen festen Bund schließen.“ Ohne Zweifel ist dieser aufkommende Fürst/Prinz derjenige, den Johannes im Neuen Testament als „Antichristen“ bezeichnet.

Daniel erklärt, dass er ein direkter Nachfahre der erobernden flavischen Dynastie sein wird. Ihre Imperatoren waren Vespasian (herrschte 69 bis 79 n. Chr.), Titus (herrschte 79-82 n. Chr.) und Domitian (herrschte 81-96 n. Chr.). Sie stammten aus der Oberklasse italienischer Landbesitzer. Man kann kaum heidnischer sein als das. Damit ist unsere Frage aber noch nicht beantwortet. Wenn sie auch von der römischen Blutlinie der flavischen Dynastie stammen, so schließt das ja nicht aus, dass ihr uralter Familienstammbaum auch einen Zweig vom Stamm Dan enthält. Wie wir noch sehen werden, befindet sich das durchaus im Bereich des Möglichen, dass er sowohl die flavische Blutlinie Roms, als auch den alten Stamm Dan mit einschließt. An dieser Stelle müssen wir eine Schlüsselfrage stellen: Wie wahrscheinlich ist es, dass der Antichrist ein Daniter und trotzdem ein Heide sein wird?

Der umherirrende Dan

Dans Schicksal ist dunkel und voller Vorahnungen. Eine uralte, noch unerfüllte Prophetie kennzeichnet den Pfad Dans durch die Zeitalter – und zwar in ungewöhnlicher Weise:

Dan wird sein Volk richten als einer der Stämme Israels.

Dan wird eine Schlange am Weg sein, eine Otter auf dem Pfad, die das Ross in die Fersen beißt, so dass der Reiter rückwärts stürzt.“ (1. Mose 49,16-17)

Der Name Dan kommt von „din“ [ri], dem hebräischen Stammwort für Gericht. Von Anfang an wird das Haus Dan in einem negativen Licht dargestellt. Das zeigt uns ein Rätsel auf: Wie kann ein Stamm, den wir heute als unschlüssig, schwach und ungläubig ansehen, jemals zum Richter der Stämme Israels werden? Dennoch ist dies seine Rolle, von Gott in grauer Vorzeit zugewiesen, die er in der Zukunft spielen soll.

Hat Dan je sein Volk gerichtet? Sicher nicht in der bestimmten Weise, die von der Bibel vorausgesagt wurde. Simson war z.B. ein Richter aus dem Stamm Dan, Aber seine willensschwachen, unschlüssigen Wege brachten niemals das endgültige Gericht über die Nation Israel.

Wer in der Position ist, über andere zu Gericht zu sitzen, muss überlegen sein und Kontrolle ausüben können. Von Anfang an aber wurde der Stamm Dan als hilfloses Opfer dargestellt. Die Stämme empfingen ihr Erbland durchs Los. Dans Los war das siebte. Sein Gebiet lag an der Mittelmeerküste von Joppe etwa 20 Meilen südwärts, dann vielleicht 10 bis 15 Meilen landein. Im Osten grenzte es an Benjamin und Ephraim. Es war ein kleines Stück Land, umkämpft von den Philistern. Anstatt diese Feinde zu bekämpfen, wich Dan am Ende nördlich nach Laisch aus, in das heutige Gebiet des südlichen Libanon. Hier fanden sie eine friedliche, nicht umkämpfte Stadt. Sie war ein leichtes Ziel in einer wunderschönen Gegend. In der folgenden Bibelstelle wird Laisch „Leschem“ genannt:

Und das Gebiet der Söhne Dans dehnte sich von dort noch weiter aus. Denn die Söhne Dans zogen hinauf und kämpften gegen Leschem und eroberten und schlugen es mit der Schärfe des Schwertes, und nahmen es in Besitz und wohnten darin; und sie gaben Leschem den Namen Dan, nach dem Namen ihres Vaters Dan.“ (Josua 19,47)

Das Buch der Richter nennt die Einzelheiten von Dans Migration nach Norden: zunächst zogen sie nordwärts ins Land Juda zur Stadt Kirjat-Jearim. Dann gingen sie in den mittleren Norden Israels, ins Gebiet um den Berg Ephraim. Schließlich kamen sie nach Laisch. Auf ihrem Weg stahlen sie religiöse Gegenstände, die dem Leviten Micha gehörten. Sie bestimmten diese für ihre eigene Anbetung. Der Stamm konnte sich nicht aufraffen, sein eigenes Territorium gegen die Philister zu verteidigen. Dort in Laisch fanden sie ein friedliches Volk, die zu schwach zur Selbstverteidigung waren:

Jene aber nahmen mit, was Micha gemacht hatte, samt dem, der sein Priester gewesen war, und überfielen Lais, ein stilles, sorgloses Volk, und schlugen es mit der Schärfe des Schwertes und verbrannten die Stadt mit Feuer.
Und es war niemand, der sie errettete; denn sie lag fern von Zidon, und sie hatten mit keinem Menschen Verkehr; die Stadt lag nämlich im Tal von Beth-Rechob. Jene aber bauten die Stadt wieder auf und wohnten darin; und sie nannten sie Dan, nach dem Namen ihres Vaters Dan, der dem Israel geboren war; zuvor aber hieß die Stadt Lais.
Und die Söhne Dans richteten für sich das Bildnis auf. Und Jonathan, der Sohn Gersons, des Sohnes Moses, und seine Söhne waren Priester des Stammes Dan bis zu der Zeit, als das Land in die Gefangenschaft geführt wurde.
“ (Richter 18,27-30).

Diese elende Geschichte von Wanderschaft, Plünderung, Krieg und Götzendienst fand im späten 15. Jahrhundert vor Christus statt. Wegen seiner geringen Größe und Abwehrschwäche verließ Dan sein zugewiesenes Land und suchte sich einen besseren Ort. Dort blieben sie offensichtlich bis in die Tage Davids und Salomos.

Als Salomo sich anschickte den Tempel zu bauen, erbat er etwas von Hiram, dem König von Tyrus. Dieser antike König war im Import-Export-Geschäft und konnte nicht nur auf Baumaterial zurückgreifen, sondern auch auf begabte Handwerker und Künstler jedweder Couleur. Er erfüllte Salomos Ansinnen und gab uns dabei einen Hinweis auf Dan:

So sende ich nun einen weisen und verständigen Mann, Huram Abi; er ist der Sohn einer Frau aus den Töchtern Dans, und sein Vater ist ein Tyrer. Der weiß mit Gold, Silber, Erz, Eisen, Stein und Holz, mit rotem und blauem Purpur, mit feinem Leinen und mit Karmesin zu arbeiten und versteht alle Arten von Schnitzwerk und weiß jedes Kunstwerk, das ihm aufgegeben wird, auszuführen mit Hilfe deiner Meister und der Meister meines Herrn David, deines Vaters.“ (2. Chronik 2,13-14)

Diese Bibelstelle zeigt uns, dass die Daniter um die Jahrtausendwende v. Chr. immer noch im Gebiet von Tyrus (heutigem Libanon) wohnten. Hiram kannte sie offensichtlich genau. Wahrscheinlich hatten sie bereits begonnen, sich mit Hirams phönizischer Gesellschaft zu vermischen. Genau wie die Männer von Tyrus, so waren auch die Daniter als Seeleute bekannt. In einem der Verse aus dem Lied von Debora und Barak werden sie als solche dargestellt:

Gilead verblieb jenseits des Jordan; und Dan, warum hielt er sich bei den Schiffen auf?Asser saß am Ufer des Meeres und verblieb an seinen Buchten.“ (Richter 5,17)

Wegen ihrer Geschichte der Migration hatten sie sich leicht an die Reisen übers Mittelmeer angepasst. Darüber hinaus wichen sie in unrühmlichen Götzendienst ab. Im 9. Jahrhundert v. Chr. wird Dan wieder erwähnt – diesmal im Zusammenhang schrecklichsten Götzendienstes während der Herrschaft von König Jehu:

Aber von den Sünden Jerobeams, des Sohnes Nebats, mit denen er Israel zur Sünde verführt hatte, ließ Jehu nicht, nämlich von den goldenen Kälbern von Bethel und von Dan.“ (2. Könige 10,29)

Während dieser Zeit lebten die 10 Nordstämme Israels im Frieden und wurden immer reicher. Leider zog sie das immer weiter von Gott weg. Sie wurden fett, faul und reich durch Handel auf den Marktplätzen, welche auf den Handelsrouten in den Norden entstanden.

Mit den Assyrern handelten sie auch. Aber nach einer gewissen Zeit sahen die assyrischen Könige sie als leichte Eroberungsbeute an. 722 v. Chr. stürzten die Könige Salmanasser und später Sargon das nördliche Königreich von Israel. Die Israeliten wurden in Gegenden nördlich und nord-westlich davon deportiert. Die „10 verlorenen Stämme“ des nördlichen Königreichs gingen in den Bevölkerungen der heute als Türkei, Iran, Syrien, Afghanistan und anliegender Bereiche auf. Von da verschwanden sie im Nebel der Geschichte. Nur Juda, Benjamin und Levi verblieben im Land Israel. Heute sind Abgesandte von beinahe allen Stämmen nach Israel zurückgekehrt, aber Dan scheint als separater und identifizierbarer Stamm vollkommen verschwunden zu sein. Ohne eine Schrulle der Geschichte hätten wir keinen blassen Schimmer über ihren Verbleib während dieses turbulenten Zeitabschnitts.

Griechische Juden?

In der heute als Apokryphen bezeichneten Textsammlung berichtet das 1. Buch der Makkabäer über die Geschichte des jüdischen Kampfes gegen die griechische Seleukiden-Dynastie, was die Herrschaft des Hauses Antiochus einschließt. Seleukos I war einer der vier Generäle Alexanders des Großen.

Sein Sohn Antiochus I, genannt „Soter“, begann seine Herrschaft in syrischem Gebiet um 293 v. Chr. Sein und das Ziel seiner Nachfolger war die stetige Hellenisierung der Region mittels eines Systems von griechisch-römischen Kulten und Götzen. Er wollte die griechische Kultur in seinem Herrschaftsgebiet zur Blüte bringen.

Die selezidisch-griechische Dynastie erreichte ihren despotischen Höchststand während der Herrschaft des berüchtigten Antiochus IV, genannt „Epiphanes“, was „der Große“ bedeutet. Dieser böse Mann wollte die jüdische Anbetung und Kultur ein für alle mal auslöschen. Natürlich kennt man ihn als den großen Typus des Antichristen. Die heldenhaften jüdischen Makkabäer stürzten ihn 164 v. Chr.

Es folgten Jahre des Krieges, in denen die Seleukiden und Römer sich verschworen in jeder denkbaren Art und Weise das Gebiet der Juden zurückzuerobern und die Zerstörung ihrer Religion abzuschließen. 152 v. Chr. übernahm Jonathan Makkabäus als Monarch und Hohepriester die Herrschaft in Jerusalem. Er führte den Kampf gegen die Seleukiden fort, indem er ihre ständigen inneren Machtkämpfe gegen sie verwendete.

Äußerst wichtig war es, dass es ihm gelang, friedliche Beziehungen sowohl zu Rom, als auch zu den spartanischen Griechen herzustellen. Diese historische Tatsache wurde in Briefen mit den Spartanern im 1. Makkabäerbuch festgehalten. Hieraus wissen wir auch etwas sehr wichtiges über diese Griechen. Es fängt in 1. Makkabäer 12,1 an:

Jonathan sah nun seine Gelegenheit gekommen und sandte ausgewählte Leute nach Rom, um den Friedens- und Freundschaftsvertrag mit dieser Stadt zu bestätigen und zu erneuern. Er sandte auch Briefe gleichen Inhalts nach Sparta und zu anderen Städten. Die Boten reisten nach Rom und betraten den Senat, um ihre Botschaft zu überbringen: 'Jonathan, der Hohepriester des jüdischen Volks, hat uns gesandt, um den vormaligen Friedensbund zu erneuern.' Die Römer gaben ihnen Empfehlungsbriefe an die Behörden jedes Ortes mit, um ihnen sicheres Geleit nach Judäa zu ermöglichen.“

Es folgt eine Abschrift des Briefs, den Jonathan den Spartanern schrieb:

Jonathan, der Hohepriester, der Senat der Juden, die Priester und der Rest des jüdischen Volks an unsere Brüder in Sparta. Grüße zuvor.

Bei einer vorherigen Gelegenheit wurde eurem König Arius ein Brief an Onias, den Hohepriester, gesandt, in dem er unsere Blutsverwandtschaft anerkannte. Eine Kopie dieses Briefs ist als Anhang angefügt. Onias empfing eure Gesandten mit allen Ehren und nahm den Brief entgegen, in dem die Bedingungen des Bündnisses und der Freundschaft genannt waren. Wir denken zwar nicht, dass wir solche Bündnisse brauchen, weil die heiligen Bücher in unserem Besitz unsere Hilfe sind. Trotzdem senden wir nun zu euch, um unseren Pakt der Bruderschaft und Freundschaft zu erneuern, damit wir uns nicht voneinander entfremden; denn es ist schon viele Jahre her, seit ihr uns geschrieben habt. Wir haben auf Festen und bei anderen geeigneten Tagen keine Gelegenheit ausgelassen, euer bei unseren Opfern und in unseren Gebeten zu gedenken; denn es ist richtig und angemessen Verwandten zu gedenken. Wir jubeln über euren Ruhm. Wir selbst werden von allen Seiten angegriffen. Alle umliegenden Könige stehen im Krieg mit uns. Während dieser Kriege wollten wir weder euch, noch unseren anderen Verbündeten und Freunden irgend einen Ärger bereiten. Da die Hilfe des Himmels uns unterstützt hat, wurden wir von unseren Feinden errettet und sie wurden gedemütigt. Dementsprechend wählten wir Numenius, Sohn des Antiochus, und Antipater, Sohn des Iason, um sie zu den Römern zu senden, um unsere frühere Freundschaft und Allianz mit ihnen zu erneuern. Wir geboten ihnen, euch ebenfalls unsere Grüße zu überbringen und diesen Brief über die Erneuerung unseres Paktes der Bruderschaft abzuliefern. Und nun bitten wir euch, uns eine Antwort auf diesen Brief zu schicken.“ (1. Makkabäer 12,1-18)

Dies ist die Abschrift eines Briefes von den Spartanern an Onias:

Arius, König von Sparta, an Onias, den Hohepriester, Grüße zuvor. Ein Dokument ist ans Licht gekommen, welches beweist, dass Spartaner und Juden Blutsverwandte sind. Wir stammen beide von Abraham ab. Nun, da wir das wissen, bitten wir euch uns zu schreiben, wie ihr vorankommt. Unsere Antwort an euch lautet: 'Was euch gehört, wie Vieh und all euer Besitz, gehört auch uns, und was unser ist, gehört auch euch. Daher haben wir unsere Boten instruiert, euch zu diesen Bedingungen zu antworten.“ (1. Makkabäer 12,19-23). [Die Zitate sind eine Übersetzung der Zitate aus “The New English Bible”, Oxford University Press, 1961, 1970, S. 238-239]

Im 2. Jahrhundert vor Christus schrieb also der König von Sparta den Führern der Juden in Israel, dass er im Besitz eines Dokuments sei, welches beweist, dass die Spartaner Juden waren. Dieses schon lange verloren gegangene Dokument war wohl eine Art von Abstammungsurkunde. Es beweist offensichtlich, dass die Spartaner einer der „verloren gegangenen Stämme“ Israels waren. Aber welcher?

Ein Bericht in Josephus „Altertümer der Juden“ erlaubt einen neuen Blickwinkel auf diesen Brief. Es heißt dort:

Arius, König der Lakedemonier, an Onias, verschickt mit Grüßen.

Uns ist eine bestimmte Schrift in Händen gekommen, wodurch wir erkannt haben, dass sowohl die Juden, als auch die Lakedemonier aus demselben Stamm kommen und von den Nachfahren Abrahams abstammen. Daher ist es nur statthaft, dass ihr, die ihr unsere Brüder seid, uns berichtet, wie es euch geht, nach eurem Belieben. Wir werden dasselbe tun und sehen eure Anliegen als die unseren an. Auch werden wir unsere Angelegenheiten so betrachten, als wenn sie auch die euren sind. Demoteles, der euch diesen Brief überbringt, wird uns eure Antwort zurückbringen. Dieser Brief ist viereckig und sein Siegel ist ein Adler mit einem Drachen in seinen Klauen.“ (Altertümer, XII, iv., 10, Hervorhebung hinzugefügt)

Hier werden die Spartaner Lakedemonier genannt, was der Ortsname ihrer Behausung auf der südlichen peleponnesischen Halbinsel darstellt. Selbst den antiken Griechen war der Ursprung dieses Volkes schleierhaft. Sie selbst sagten, dass die Spartaner einer der 12 Stämme wären. Beachten sie die Schlussfolgerung im obigen Zitat. Die Form des Dokuments wird als Validierung und Fälschungssicherung erwähnt. Durch diese Form konnte niemand es verändern, indem ein Teil weggeschnitten wurde. Auch ist es mit dem Siegel der Spartaner bzw. Lakedemonier versehen. Dies Siegel ist ein Adler mit einem Drachen in seinen Klauen.

Das folgende Zitat aus Ungers Bibellexikon enthält wirklich atemberaubende Folgerungen:

Dans Position während der Wüstenwanderungen war nördlich der Stiftshütte – zusammen mit Asser und Naphtali. Die Fahne des Stammes Dan war weiß und rot, das Wappen darauf war ein Adler, dem großen Feind der Schlangen. Ihr Anführer hatte das anstelle einer Schlange gewählt, weil Jakob Dan mit einer Schlange verglichen hatte. Ahiezer ersetzte sie durch einen Adler, den großen Feind der Schlangen, weil er davor zurückschreckte die Schlange auf seinem Wappen abzubilden.“

Das ist genau das Siegel der geheimnisvollen Spartaner bzw. Lakedemonier! Die Geschichte zeigt uns, dass Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. der südliche Teil der peleponnesischen Halbinsel von den Spartanern bewohnt wurde. Das wäre etwa 50 bis 75 Jahre nach der assyrischen Ivasion Israels, welche die 10 Nordstämme zerstreute. Sehr wahrscheinlich flohen die Daniten nord-westwärts ins antike Griechenland und errichteten dort eine stabile Präsenz.

Homers Ilias, geschrieben ungefähr 1250 v. Chr., erwähnt die Daniten als Teilnehmer am trojanischen Krieg.

Die Geschichte zeigt uns auf, dass Spartas früheste Gründung auf ungefähr 950 v. Chr. zurückgeht, als sie vier Dörfer zu einer Gemeinde zusammenlegten. Ungefähr 550 v. Chr. führte die energische und effiziente spartanische Lebensweise zum Sieg auf dem Schlachtfeld und zur Abhärtung ihrer Gesellschaft. Die Spartaner waren für sich und individualistisch. Sie sprachen sogar ihren eigenen dorischen Dialekt des Griechischen. Auch waren sie vollständig der Anbetung heidnischer Götter und Göttinnen hingegeben.

Nach dem Tod Alexander des Großen entbrannte ein gewaltiger Krieg um die Vorherrschaft im mittleren Osten. Die griechischen Häuser Seleukos und Ptolemäus pflegten beide engen Kontakt mit dem römischen Imperium. Die seleukidische Dynastie beherrschte Sparta und durchstriff Israel von Zeit zu Zeit – insbesondere in den Tagen von Antiochus IV. Seine späteren Herrscher bis Antiochus XIII gingen vollständig im römischen Imperium auf.

In jenen Tagen vermischten sich die Blutlinie der Griechen mit denen der Römer. Aufgrund der geschichtlichen Tatsachen dieser Untersuchung glauben wir, dass die Wurzeln ihrer griechischen Abstammung die Blutlinie des Stammes Dan enthalten. Daher kann das flavische Haus von 70 n. Chr. sehr wohl eine danitische Abstammung haben.

Es gibt viele Beweise für die engen Beziehungen zwischen seleukidischen Griechen und dem römischen Adel. Einen davon findet man in „Die Geschichten“ von Takitus, der selbst auch ein Diener der flavischen Dynastie war. In seiner Nacherzählung einer römischen Schlacht entdecken wir einen seleukidischen Griechen:

Es gab auch einen kleinen Wald in der Nähe. Von da inszenierten sie einen Gegenangriff. Dabei konnten sie den eifrigsten prätorianischen Reiter töten. Unter den Verwundeten war auch Prinz Epiphanes (Antiochus IV, König von Kommagen), der an Othos Seite seine Männer ehrgeizig in den Kampf führte.“

Otho wurde 69 n. Chr. römischer Kaiser, dem Jahr, bevor Vespasian den Thron bestieg. Er war der erste Ehemann von Neros Frau Poppeia. Hier waren Otho und Antiochus nahe Verbündete.

Es ist historische Tatsache, dass die Nachfahren der seleukidischen Griechen sich mit den Königshäusern Roms mischten. Josephus dokumentiert das auf verschiedenste Weise. Eine davon folgt hier:

Was uns angeht, auch wenn wir viele Kriege gehabt haben, die uns umringten, durch die Habsucht unserer Nachbarn, so waren wir weder euch eine Last, noch anderen, die mit uns verbunden waren. Aber jetzt, wo wir unsere Feinde überwunden haben, und Gelegenheit haben, Numenius, den Sohn von Antiochus, als auch Antipater, den Sohn von Jason, welche beide ehrenhafte Männer unseres Senats sind, zu den Römern zu senden, übergaben wir ihnen auch diesen Brief an euch, damit sie unsere gegenseitige Freundschaft erneuern.“ („Altertümer“, XIII, v. 8)

Dieser Numenius war Seleukide, Vorgänger von Antiochus IV, König von Kommagen. Er war auch Mitglied des römischen Senats. Das demonstriert wieder die engen Beziehungen zwischen den Seleukiden und den Römern.

Der Typus des Tieres

Im ersten und zweiten Jahrhundert gab es viele Spekulationen über die Identität des Antichristen. Der römische Geschichtsschreiber Tacitus schrieb, dass ungefähr ein Jahr nach Neros Tod im Jahr 69 n. Chr. der Kaiser Vespasian Rom wieder stabilisierte. Nach der Zerstörung Jerusalema und des Tempels kam in Griechenland und Kleinasien das Gerücht auf, dass Nero noch am Leben wäre.

Tacitus schrieb: „Ungefähr zu dieser Zeit waren Griechenland und Asien von einem falschen Alarm aufgeschreckt. Es wurde gemunkelt, dass Nero auf dem Weg zu ihnen war. Es gab widersprüchliche Geschichten über seinen Tod. Daher stellten sich eine ganze Reihe von Menschen vor, dass er immer noch leben würde – und sie glaubten es auch wirklich.“

Durch diesen Vorfall begann der erste von vielen Mythen in christlichen Gemeinschaften über den Antichristen. Mit der Zeit mündete dieser Glaube in den so genannten „Nero redivivus“: er posaunte den Irrglauben hinaus, dass Nero irgendwie von den Toten auferstanden sei und aufkomme, um die Apostellehre über den “Menschen der Sünde” und den “Antichristen” zu erfüllen.

Im 1. und 2. Brief des Johannes wird letzterer viermal erwähnt. Er wird als prophetische Persönlichkeit dargestellt. Natürlich schrieb Johannes auch über seine politischen Erfolge in Offenbarung 13, wo er „das Tier“ genannt wird.

Selbst im 1. Jahrhundert gab es viel Mutmaßen darüber, dass der Antichrist aus der römischen Aristokratie kommen würde.

Die Behauptungen Irenäus

Wir untersuchen hier, ob das Blut Dans durch die Venen des Antichristen fließt. Daher sehen wir uns jetzt Irenäus Lehre über dieses Thema an. Er wurde 130 n. Chr. geboren und starb 202. Er war Schüler von Polycarp, der wiederum ein Schüler von Johannes dem Schreiber der Offenbarung und Bischof von Ephesus war. Die Lehren Irenäus wurden unter den ersten Christen als mit die wichtigsten überhaupt angesehen.

In seinem klassischen Buch „Gegen die Irrlehren“ widmet er einen Abschnitt der Diskussion des Namens des Antichristen. Wenn man bedenkt, dass er seine Unterweisung von jemandem empfing, der von Johannes selbst unterrichtet wurde, dann sind seine Gedanken über den Antichristen äußerst wichtig.

An einer Stelle verwendet Irenäus etwas Zeit für die Zahl des Namens des Antichristen. Hier behauptet er, dass der Apostel Johannes wahrscheinlich seinen Namen gewusst hat, aber vom Heiligen Geist angeleitet worden war, es zu verbergen, bis die Zeit seiner Offenbarung gekommen sei.

Für unsere Untersuchung sind seine Schlussfolgerungen über den Antichristen erstaunlich bedeutsam:

Diese Leute sollten daher erkennen [was wirklich Sache ist] und auf die wirkliche Zahl dieses Namens zurückgehen, damit sie nicht zu den falschen Propheten gehören. Wenn man aber die von der Bibel erklärte gesicherte Zahl weiß, also 666, dann sollen sie zuerst darauf warten, dass das Königreich in 10 Teile geteilt wird. Als nächstes, wenn diese Könige regieren und anfangen, alle Angelegenheiten in Ordnung zu bringen, und ihr Königreich vorantreiben, [dann sollen sie] erkennen, dass einer kommen wird, der das Königtum für sich selbst beansprucht und diese Männer, von denen wir geredet haben, in Schrecken versetzen wird. Er wird einen Namen haben, der die oben erwähnte Nummer enthält, und in Wahrheit der Gräuel der Verwüstung sein.

Dies bestätigt uns auch der Apostel [Paulus]: 'Wenn sie nämlich sagen werden: »Friede und Sicherheit«, dann wird sie das Verderben plötzlich überfallen …, und sie werden nicht entfliehen.' [1. Thess. 5,3] Und Jeremia weist nicht nur auf sein schnelles Aufkommen hin, sondern deutet sogar auf den Stamm, von dem er kommen wird, wenn er sagt: 'Von Dan hört man das Schnauben seiner Rosse; vom Wiehern seiner starken Pferde bebt das ganze Land; ja, sie kommen und fressen das Land auf und was darin ist, die Stadt und ihre Bewohner.' [Jer. 8,16] Dies ist auch der Grund, warum dieser Stamm in der Apokalypse [Offenbarung Jesu Christi] nicht mit denen genannt wird, die gerettet werden.“ [Irenäus: Gegen die Irrlehren. Buch V, S. 1117]

Um seine Sicht über den Antichristen zu belegen zitiert Irenäus hier Jesus, Paulus und Jeremia. Der erstaunliche Charakter dieser Aussagen, fast schon im Plauderton wiedergegeben, muss im Lichte dessen gesehen werden, der sie aufgeschrieben hat.

Dans wilde Pferde

Daher können wir die Tatsache nicht überbetonen, dass Irenäus ein Schüler von Polycarp war, der wiederum ein persönlicher Schüler von Apostel Johannes war, dem Schreiber des Buchs der Offenbarung. Er wurde nur 20 Jahre nach Johannes Tod geboren, als Polycarp ungefähr 60 Jahre alt war.

Als junger Mann wurde Irenäus von Polycarp persönlich unterrichtet. Wie viele Anekdoten und private Geschichten müssen sie doch geteilt haben, während sie über Johannes Leben und seine Glaubenslehre redeten! Johannes ganze Persönlichkeit muss Irenäus lebendig vor Augen gestanden haben.

Polycarp lebte bis ins hohe Alter von 85 Jahren. Daher war viel Zeit für den jungen Irenäus, Johannes Lehre in sich aufzunehmen. Beide Männer bekämpften hitzig die theologischen Irrlehren, welche im 2. Jahrhundert aufkamen.

In der obigen Aussage über den Antichristen zitiert Irenäus einen Teil von 1. Thessalonicher 5,3. Dieser Vers ist normalerweise mit dem Beginn der Trübsalszeit verbunden und nicht dem Kommen des Antichristen. Mit anderen Worten verbindet Irenäus die Idee des „plötzlichen Verderbens“ mit dem Antichristen in einer Art und Weise, die heute nicht gängig ist.

Dann tut er etwas völlig Unerwartetes: er zitiert Jeremia, um den israelitischen Stamm anzuzeigen, von dem der Antichrist kommen wird:

Und sie heilen den Schaden der Tochter meines Volkes leichthin, indem sie sprechen: »Friede, Friede!«, wo es doch keinen Frieden gibt.
Schämen sollten sie sich, weil sie Gräuel verübt haben! Aber sie wissen nicht mehr, was sich schämen heißt, und empfinden keine Scham. Darum werden sie fallen unter den Fallenden; zur Zeit ihrer Heimsuchung werden sie stürzen! spricht der HERR.
Ich will ihnen ganz und gar ein Ende machen, spricht der HERR; keine Trauben sollen mehr am Weinstock sein, keine Feigen mehr am Feigenbaum, und die Blätter sollen verwelken: was ich ihnen gab, wird man von ihnen wegbringen!
Wozu sitzen wir herum? Versammelt euch, und lasst uns in die festen Städte ziehen, damit wir dort zugrunde gehen! Denn der HERR, unser Gott, lässt uns umkommen und tränkt uns mit Giftwasser, weil wir gegen den HERRN gesündigt haben.
Man hofft auf Frieden – aber es wird nicht besser! auf eine Zeit der Heilung – aber siehe da, Schrecken!
Von Dan hört man das Schnauben seiner Rosse; vom Wiehern seiner starken Pferde bebt das ganze Land; ja, sie kommen und fressen das Land auf und was darin ist, die Stadt und ihre Bewohner.
Denn siehe, ich will Schlangen unter euch senden, Giftschlangen, die sich nicht beschwören lassen, und sie werden euch beißen! spricht der HERR. (Jer. 8,11-17, Hervorhebung hinzugefügt)

Der Textzusammenhang dieser Jeremia-Bibelstelle prophezeit das unmittelbare Gericht über Juda in der einem Schein-Frieden und einer Schein-Sicherheit folgenden Zeit. Natürlich spielt seine Prophetie in den dunklen Tagen der babylonischen Gefangenschaft. Sie ist jedoch auch in einen weltweiten Endzeit-Hintergrund eingebettet. Wie sonst sollten wir die Pferde Dans und die begleitenden Scharen von Giftschlangen deuten?

Wie gesagt muss Irenäus Interpretation dieser Bibelstelle aus Gesprächen mit Polycarp und vielleicht auch anderen gekommen sein, welche ihre Lehrunterweisung von Johannes erhalten hatten. Ohne Mühe verbindet er Paulus Warnung über den schnellen Beginn der Trübsalszeit mit dem „Gräuel der Verwüstung“ (Mt. 24,15) und den Pferden Dans. Er sieht Dan als den Vorläufer des Antichristen.

Er spinnt seinen Gedankengang logisch fort, indem er bemerkt, dass Dan nicht unter den Stämmen Israels aufgelistet ist, weil sein Stamm den Antichristen hervorbringt. Daran erkennen wir, das sein Glaube in den frühesten Tagen der Gemeinde Jesu wurzelt!

Dan der Richter

Jeremias Bild der von Schlangen begleiteten Pferde ist nicht nur ein Symbol für Dan, sondern auch eine Schau der Apokalypse, die mit vier ungezügelten Pferden beginnt. Das erste – das weiße Pferd – wird gemeinhin mit dem Antichristen gleichgesetzt:

Und ich sah, wie das Lamm eines von den Siegeln öffnete, und ich hörte eines von den vier lebendigen Wesen wie mit Donnerstimme sagen: Komm und sieh!
Und ich sah, und siehe, ein weißes Pferd, und der darauf saß, hatte einen Bogen; und es wurde ihm eine Krone gegeben, und er zog aus als ein Sieger und um zu siegen.
“ (Offb. 6,1-2)
Schnell folgen in göttlich bestimmter Mission das rote Pferd des Krieges, das schwarze Pferd der Teuerung und das fahle Pferd des Todes. Sie führen die furchtbare Prozession des Unglücks an, welche über die Welt kommen wird durch die Siegel, Trompeten und Zornschalen der Offenbarung.

Ihr eigentlicher Zweck ist Gericht – und zwar Gericht über Israel und die heidnischen Nationen. Weiter oben in diesem Artikel warfen wir die Frage aufgrund der Prophezeiung auf, wie Dan mit der Zeit dahin kommen würde Israel zu richten. Wir sahen, dass der wandernde Stamm, der sein ihm ursprünglich zugeteiltes Land verließ und dann zu unbekannten Orten floh, ein ziemlich unwahrscheinlicher Richter sein würde.

Einer der Hauptgründe für die Trübsal ist Gericht über Israel. Und der Antichrist ist Leitfigur in diesem Gericht. Am Ende wird Israel von seinem hohen religiösen Ross herunter stürzen und zum wahren Glauben gelangen. Der Prophet Daniel (ein Prinz Judas, dessen Name „Gott ist mein Richter“ bedeutet) empfing diese spezielle Wahrheit am Ende seiner Vision:

Und ich, Daniel, schaute, und siehe, da standen zwei andere da, der eine an diesem Ufer des Flusses, der andere am jenseitigen Ufer des Flusses.
Und einer sprach zu dem in Leinen gekleideten Mann, der oberhalb der Wasser des Flusses stand: Wie lange wird es dauern, bis diese unerhörten Zustände zu Ende sind?
Da hörte ich den in Leinen gekleideten Mann, der oberhalb der Wasser des Flusses war, wie er seine Rechte und seine Linke zum Himmel erhob und bei dem schwor, der ewig lebt: Eine Zeit, zwei Zeiten und eine halbe Zeit; und wenn die Zerschmetterung der Kraft des heiligen Volkes vollendet ist, so wird das alles zu Ende gehen!
“ (Dan. 12,5-7, Hervorhebung hinzugefügt)

Das Wort „Zerschmetterung“ kommt vom hebräischen „nefetz“, was soviel bedeutet wie „zerstreuen, brechen oder mit einem Hammer oder einer Keule zerstören.“

Das „heilige Volk“ Israel bekam von Gott schon immer die Titel „halsstarrig“, „stolz“ und „vom Glauben abgefallen“ umgehängt. Die Ereignisse während der Trübsal werden dies Volk beinahe auslöschen. In der Mitte der Trübsal wird der „Gräuel der Verwüstung“ (von Christus erwähnt und von Irenäus zitiert) den Antichristen als Instrument des Gerichtes Gottes hervorbringen.

Wenn er wirklich von Dan abstammt (was wir glauben), dann stimmt es: „Dan wird sein Volk richten.“

Johannes mächtige Lehre wurde von Polycarp und Irenäus bewahrt, um darauf einer weiteren Koryphäe der frühen Gemeinde Jesu übergeben zu werden, nämlich Hippolytos.

Das Zeugnis von Hippolytos

Hippolytos war ein Schüler und Student von Irenäus. Er lebte von 170 bis 236 v. Chr. und war Grieche mit römischer Staatsbürgerschaft, der die Worte seines Lehrers kommenden Generationen weiterreichte. Seine Lehre spiegelt die seines Lehrmeisters kraftvoll wider. Im folgenden Textabschnitt stellt Hippolytos eine Reihe von Symbolen und Ideen zusammen, welche die Abstammung des Antichristen von Dan belegen:

Derart lehrte die Heilige Schrift seit ewigen Zeiten vom Löwen und seinem Welpen. Und genau so steht es über den Antichristen geschrieben. Moses sprach schon: 'Dan ist ein junger Löwe, der aus Baschan hervorspringt.' [5. Mose 33,22]. Damit niemand sich täuscht, indem er meint, dass es hier um den Retter geht, sollte man das genauestens untersuchen. 'Dan ist ein junger Löwe“ sagt er. Und indem er den Stamm Dan nennt, spricht er deutlich über den Stamm, aus dem der Antichrist hervorkommen soll. Denn wie Christus aus dem Stamm Juda kommt, so wird der Antichrist aus dem Stamm Dan hervorgehen. Dass es sich so verhält, sehen wir auch aus Jakobs Worten: 'Dan wird eine Schlange am Weg sein, eine Otter auf dem Pfad, die das Ross in die Fersen beißt, …' [1. Mo 49,17]. Was kann mit der 'Schlange', die auf dem Boden kriecht, anderes gemeint sein als der Antichrist, jener Blender, der Eva verführte und Adam ablöste …? Aber weil es nötig ist, diese Behauptung durch genügend Belege zu untermauern, werden wir nicht davor zurückschrecken. Dass er wirklich aus dem Stamm Dan kommt, dass jener Tyrann und König, furchtbarer Richter und Sohn des Teufels wirklich daraus hervorgehen und aufsteigen wird, attestiert der Prophet, wenn er sagt: 'Dan wird sein Volk richten als einer der Stämme Israels.' [1. Mose 49,16]. Einige werden wohl sagen, dass es hier um Simson geht, der aus dem Stamm Dan hervorging und sein Volk 20 Jahre lang richtete. Nun, diese Prophetie hatte ihre Teilerfüllung durch Simson, aber ihre endgültige Erfüllung ist für den Antichristen vorbehalten; denn Jeremia spricht diesbezüglich: 'Von Dan hört man das Schnauben seiner Rosse; vom Wiehern seiner starken Pferde bebt das ganze Land; ja, sie kommen und fressen das Land auf und was darin ist, die Stadt und ihre Bewohner.' [Jer. 8,16] [Hippolytos, Die noch vorhandenen Werke und Fragmente, Teil 2, Absatz 14].

Beachten sie, dass Hippolytos die Schlange aus Dans Prophetie mit der Schlange im Garten Eden verbindet. Damit verknüpft er den Antichristen mit der Alten Schlage, also Satan. Er wird die Prophetie über den „Samen der Schlange“ erfüllen.

Die Baschan-Prophetie

Das bringt uns zu einem letzten, äußerst wichtigen Punkt.

Um die Stammesherkunft des Antichristen zu betonen, zitiert Hippolytos Moses Prophetie, in der Dan als ein „junger Löwe“ gezeigt wird. Das haben wir sehr wohl zur Kenntnis genommen. Doch kommentiert er hier nicht die ethnische und territoriale Bedeutung des historischen Baschan.

Die von ihm zitierte Prophetie kommt von Moses Segen über die 12 Stämme, kurz vor seinem Abgang auf den Berg Nebo. Im Zusammenhang mit der Abstammung des Antichristen ist der Dan gewidmete Abschnitt der Prophetie absolut atemberaubend:

Und über Dan sprach er: »Dan ist ein junger Löwe, der aus Baschan hervorspringt.«“ (5. Mose 33,22)

Wenn wir einen Löwen vor Augen haben, denken wir zuerst an Jesus, den Löwen aus dem Stamm Juda. Er kam nach Israel, wurde aber abgelehnt. Der Prophet Hosea zeigt den Herrn Jesus in dieser Art und Weise:

Denn ich bin wie ein Löwe gegen Ephraim und wie ein junger Löwe gegen das Haus Juda; ich, ja ich, zerreiße und gehe davon und nehme weg, dass niemand retten kann.“ (Hosea 5,14)

Jesus kommt aus dem Stamm Juda. Es wird aber noch ein anderer Löwe kommen, dieses Mal vom Stamm Dan. Er wird ein Anwärter an den Thron des Messias sein und behaupten für Juda und Jerusalem zu kämpfen. Dieser Löwe, der Antichrist, wird von Baschan kommen, der fruchtbaren Gegend östlich vom See von Galiläa und nördlich vom Berg Hermon und Damaskus. Unsere Untersuchung hat gezeigt, dass dies das Gebiet des seleukidischen Syrien während der griechischen Herrschaft ist! Durch diese Prophetie bestätigt Mose, dass der Antichrist aus der seleukidischen Dynastie kommen wird. Hier finden wir weitere biblische Dokumentation dafür, dass Dans Blutlinie weiterführt durchs Blut der Nachfahren der griechisch-römischen Aristokratie.

Wenn dies die Zeiten sind, von denen wir denken, dass sie es sind, dann ist der Antichrist jetzt am Leben und wahrscheinlich europäisch-amerikanischer Abstammung. Im Moment wirkt er noch im Hintergrund und knüpft emsig Beziehungen unter den politisch Mächtigen. Er wird während der Herrschaft von 10 Königen aufkommen, deren Identität wir noch nicht kennen. Es wird wahrscheinlich eines Krieges bedürfen, um sie an die Macht zu bringen. Irgendwann vor diesen Entwicklungen wird die Gemeinde Jesu aus der Welt genommen werden.