1. Der Erzieher

Wenn ihr Züchtigung erduldet, so behandelt euch Gott ja als Söhne; denn wo ist ein Sohn, den der Vater nicht züchtigt? … Wir hatten ja unsere leiblichen Väter als Erzieher und scheuten uns vor ihnen; … (Hebräer 12,7-9)

Die Verantwortung liegt letzten Endes bei mir.

Natürlich tragen beide Eltern Verantwortung dafür, ihren Kindern gutes Benehmen beizubringen, aber wenn Gott in der Heiligen Schrift über die Erziehung eines Kindes spricht, dann erwähnt er das in der Regel im Zusammenhang mit dem Vater.

Das ist auch einer der Gründe, warum es für einen Vater notwendig ist, einen Standpunkt zum Heimschulunterricht zu haben. Wenn eine Mutter ihre Kinder zu Hause unterrichten möchte und der Vater stimmt dem nur halbherzig zu, dann kann es passieren, dass er die Autorität der Mutter beim Unterrichten nicht unterstützen wird. Wenn die Mutter nicht gerade zu den resoluten Damen gehört, werden die Dinge vielleicht nicht so rund laufen, wenn der Vater sich nicht darum zu kümmern scheint.

Dies ist aus einer Menge von Gründen heraus sehr wichtig. Zuallererst sind ungehorsame Kinder in einer christlichen Familie eine Schande für Christus. Hinzu kommt noch, dass wir als Heimschuleltern eine relativ neue Bewegung für die Öffentlichkeit sind. Wir müssen uns viel mehr anstrengen, Otto Normalbürger darüber aufzuklären, wer wir sind und dass wir keine wahnsinnigen Randerscheinungen sind. Darüber hinaus befinden wir uns immer noch in dem landesweiten Kampf, um den gesetzlichen Freiraum zu erhalten, all das ungestört tun zu können. Sowohl in der Öffentlichkeit, als auch im Gerichtssaal oder im Parlament müssen wir den maßgeblichen Leuten gut angepasste, zufriedene und gut erzogene Kinder vorführen.

Kinder außer Rand und Band sind auch ein allgemeiner Grund fürs Burn-out-Syndrom (totale Entkräftung) bei zu Hause unterrichtenden Müttern. Man kann einfach Kinder nicht unterrichten, wenn man keine Kontrolle über sie hat. Allein aus diesem Grund haben schon viele Mütter die Heimschule aufgegeben. Ihre Kinder mussten dann in den Druck, die Reglementierungswut und das Chaos der Schule zurückkehren.

Als erstes müssen sie als praktischer Vater also die Kontrolle über ihre Kinder bekommen und darauf achten, dass diese der Mutter ebenfalls gehorchen. Wenn sie nicht wissen, wie sie das anstellen sollen, dann kann ich ihnen in einem einzigen Kapitel auch nicht gerade viele Hilfen dazu geben. Es gibt einige, wenige Bücher über Disziplin, die dem vielleicht abhelfen können. Noch besser aber wäre die Unterstützung von Eltern, die wohlerzogene Kinder, insbesondere im Teenageralter, haben. Finden sie solche Eltern und beachten sie ihre Ratschläge. Verwerfen sie nicht deren Belehrungen.

Es ist viel zu einfach, schlechtes Benehmen zu entschuldigen. Ich bin schon genügend herumgekommen und weiß, dass ein Heimschulkind sich nicht scheuen muss, im Verhalten mit dem fremder Leute Kinder verglichen zu werden. Natürlich ist das noch kein akzeptabler Standard. Auch kann es nicht dafür herhalten, dass alle Teenager rebellieren müssen, aus eigenen Erfahrungen zu lernen haben und experimentieren dürfen. Vor einigen Generationen war das nicht die Norm. Die menschliche Natur hat sich zwar nicht verändert, aber die Erziehung schon.

Während der 1950er Jahre hat Dr. Benjamin Spock viel Gutes und Hilfreiches über Kindererziehung geschrieben. Seine Bücher kamen gut an und seine Philosophie wurde weithin bekannt. Eine seiner Ideen war ziemlich revolutionierend, nämlich seine Ablehnung einer Tracht Prügel. Es gab sogar eine Zeit, wo man ein junges Elternteil fragen konnte: „Schlagen sie ihr Kind?“ und sie oder er mit großer Wahrscheinlichkeit geantwortet hätte: „Nein, ich spocke mein Kind.“

Das Ergebnis der neuen Freizügigkeit war die 1960er Generation. Damals wurden Drogenmissbrauch, Rebellion der Jugendlichen, sexuelle Promiskuität1 und anti-amerikanische Gefühlsausbrüche die soziale Norm unter vielen jungen Leuten. Die jungen Leute der 40er Jahre wurde zu den Eltern der 50er. Die Generation, die den zweiten Weltkrieg ausgefochten und Siegesgärten im Hinterhof angelegt hatte, bemerkte mit einem Mal, dass sie eine Generation von notorischen Kriegsgegnern und Flaggenverbrennern hervorgebracht hatte.

Es ist bemerkenswert, dass die erste Generation, die mit wenig Disziplin erzogen wurde, auch gleichzeitig die erste war, die allgemein gegen jede elterliche Autorität rebellierte. „Gespockte“ Eltern waren sehr erstaunt darüber. Sie hatten ihren Kindern Liebe und Annahme gegeben und aufgehört, solch schreckliche Dinge zu tun, wie ihre Kinder zu schlagen. Wieso waren diese Kinder wütend auf sie?

Ich denke, die Antwort finden wir in der Tatsache, dass Kinder eine angeborene Sehnsucht nach Gerechtigkeit, Führung und Leitung haben. Wer als Kind keine Erziehung durch seine Eltern genossen hat, hat als junger Erwachsener keine Selbstkontrolle. Das sind genau die Leute, mit denen ich zur Schule gegangen bin. Sie ziehen immer ihr eigenes Ding durch, aber haben offensichtlich von Nichts eine Ahnung. Es sind verwirrte, frustrierte Menschen, die auf jeden eine Wut haben.

Es ist logisch, dass man sein Kind mit Disziplin erzieht, damit es Selbstdisziplin entwickelt, die es als Erwachsener brauchen wird. Einige der am meisten frustrierten Erwachsenen, die mir bekannt sind, hatten als Kind keine Grenzen gesetzt bekommen. Jetzt haben sie sehr wenig Selbstdisziplin und scheinen nie das vom Leben zu bekommen, was sie so sehnsüchtig suchen. Wenn sie überhaupt irgendwelche Pläne haben, erreichen sie die fast nie, weil ihnen die Selbstdisziplin zum Erreichen schwer zu erreichender Ziele fehlt. Manchmal wird es mit ihnen immer schlimmer, weil sie nicht bereit sind, den Preis für das befriedigende Gefühl ein Ziel erreicht zu haben, zu bezahlen. Deshalb senken sie ihre Ansprüche gradweise immer weiter, bis sie schließlich ihre Zeit damit verschwenden, das billigste und niedrigste Vergnügen zu bekommen. Oft geraten sie in Schwierigkeiten oder in Schulden, manchmal auch ins Gefängnis. Mehr als nur ein Krimineller fing als junger Mann ohne die Fähigkeit, sein Auskommen durch ehrliche Arbeit zu verdienen, an.

Aber das Wissen darüber, wie man einer Gefahr ausweicht, ist nur der erste Schritt. Lassen sie uns zu einigen praktischen Überlegungen kommen, wie man mit der Disziplin umgehen sollte; denn lieber Vater, Gott sieht, was sie tun.

Die Wurzeln der Disziplin

Wenn wir an Disziplin denken, so haben wir normalerweise eine Tracht Prügel im Sinn. Vielleicht ist das eine Reaktion auf die Nachlässigkeit der letzten Generation, ich weiß es nicht. Aber wir fangen das Ganze falsch an, wenn wir die Kindererziehung nur mit dem Schlagstock bewältigen wollen. Das ist lediglich Erziehung durch Reaktion. Wir sollten wohldurchdacht erziehen, d.h. viel umfassender als nur mit Schlägen.

Die Grundlage der Disziplin ist der Respekt vor den Eltern. Noch tiefer als das liegt ein Prinzip zugrunde, das ein kleines Kind noch nicht erfassen kann. Das ist der Respekt vor Gott. Für ein Kleinkind repräsentieren die Eltern Gott, und zwar in einer speziellen Weise. Ein Kind in dem Alter tendiert stark dazu zu glauben, dass seine Eltern allwissend sind, weil sie scheinbar immer verstehen, was vor sich geht. Ich erinnere mich, dass ich meine Eltern einmal angelogen habe und mich gewundert habe, wie es nur angehen konnte, dass sie immer durch mich hindurchsehen konnten. Eltern erscheinen Kleinkindern auch als allmächtig. Sie können Dinge bewirken, die einem Kind unmöglich sind. Ein Kind hat auch ein sehr starkes Vertrauen zu seinen Eltern, wenn es nicht schwerwiegend missbraucht wird. Wenn seine Eltern ihm irgendetwas erzählen, z.B. dass die Welt rund ist, dann wird es ihnen glauben, selbst wenn seine Sinne ihm etwas anderes sagen. Das, denke ich, meinen wir mit einem kindlichen Glauben.

Wir möchten unseren Kindern ein Verständnis dafür einpflanzen, dass es einen Schöpfer gibt und dass Er dem Universum Naturgesetze gegeben hat, die nicht ohne Konsequenzen übertreten werden können. Diese Annahme von universeller Gerechtigkeit – dass man erntet, was man gesät hat – ist das Ziel unserer Disziplinierung. Wir wollen das angeborene Vertrauen unserer Kinder für uns und ihre Abhängigkeit von uns nehmen und es von uns auf Gott übertragen. Wir möchten, dass sie an den Punkt kommen, wo sie nicht mehr gehorchen, „weil der Vater es gesagt hat“, sondern „weil Gott es gesagt hat“. Wir wollen sie zu disziplinierten Erwachsenen machen, die letzten Endes Gottes Befehlen nachkommen.

Unser Ziel ist, dass sich unsere Kinder als Schüler sehen und uns als Lehrer. Das ist nur ein Grund dafür, dass Heimschule besser als Schule ist. Ein Kind, das etliche Jahre in der Schule gewesen ist, sieht seine Lehrer als Lehrer an und seine Eltern als etwas anderes. Natürlich können wir nicht von unseren Kindern erwarten, dass sie sich selbst in einer Lehrer-Schüler-Beziehung mit uns sehen, wenn wir das nicht einmal selbst so sehen. So manches Mal habe ich mich schuldig gemacht, indem ich die mir so erscheinende Unaufmerksamkeit eines Kindes gegenüber meinem Unterricht übel nahm, bis ich merkte, dass ich selbst meiner Belehrung als Unterrichtung nicht genügend Gewicht beigemessen hatte. Wenn ein Vater sein Kind selten belehrt, kann er nicht erwarten, dass es mit angehaltenem Atem und großer Erwartung zu ihm aufblickt, wenn die nächste Unterrichtsstunde anfängt.

Gleichzeitig mit der Aufrichtung der Idee von universeller Gerechtigkeit müssen wir unserem Kind klare Richtlinien über Gut und Böse an die Hand geben. Ein Verhalten, das manchmal bestraft und bei anderen Gelegenheiten übersehen wird, bewirkt Verwirrung und Misstrauen in einem Kind. Es ist dem Kind gegenüber nicht fair, wenn wir ihm etwas erlauben und bei nächster Gelegenheit für dasselbe Verhalten Schläge verabreichen. Damit meine ich nicht, dass sie ein perfektes Elternteil sein müssen, das niemals stolpert oder zu kurz kommt, sondern es bedeutet nur, dass sie sich Mühe geben sollen, beständig und konsequent zu sein.

Das bedeutet auch, dass sie Vorbild sein sollen. Wenn sie ihr Kind schlagen, wenn es Wutanfälle bekommt, aber selbst an die Decke gehen, wenn etwas nicht so läuft wie es sollte, dann säen sie die Saat der Rebellion. Ihr Kind merkt dadurch, dass sie selbst nicht wirklich glauben, dass Wutanfälle falsch sind, sondern nur beleidigt sind, wenn jemand anders sie hat. Noch einmal: sie können nicht vollkommen sein, aber sie können es bemerken, wenn sie falsch liegen, insbesondere wenn sie etwas getan haben, das gegen die Regeln ist. Sonst kommt ihr Junior auf die Idee, dass Regeln nicht die universelle Gerechtigkeit einer höheren Autorität darstellen, sondern nur die selbstsüchtigen Vorlieben seines Vaters.

Deshalb sollte man auch nicht im Ärger strafen. Das ist nicht leicht. Sie lieben ihr Kind und hassen es, wenn sie ihm wehtun müssen, daher neigen sie dazu, die Disziplin schleifen zu lassen. Es ist leichter, wenn ihr Kind sie verärgert hat. Deshalb tendieren wir dazu, Prügel zu ver­ab­reichen, wenn wir wütend sind.

Lassen sie es sich von mir sagen, es ist eine schlimme Sache. Ich erinnere mich noch, als Kind verschiedentlich geschlagen worden zu sein, aber ich kann mich nicht erinnern, je Prügel bekommen zu haben, ohne dass mein Vater oder meine Mutter wütend gewesen wären. Wir behaupten, dass wir strafen, weil wir unser Kind lieben würden, aber das kommt nicht so bei dem Kind an. Solcher Art Prügel kann das Verhalten verbessern, aber sie trüben die Beziehung zwischen Eltern und Kind stark ein.

Mag sein, dass Väter eher als Mütter dazu neigen, in Wut zu schlagen. Aus irgendeinem Grund richtet die Bibel die Warnung in Epheser 6,4 nicht an Mütter, sondern an Väter:

„Und ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern zieht sie auf in der Zucht und Ermahnung des Herrn.“

An dieser Stelle bedeutet das griechische Wort für „aufziehen“ wörtlich „disziplinieren“. Das hier mit „Ermahnung“ wiedergegebene Wort heißt eigentlich „Unterweisung“. Daher sollen wir unsere Kinder disziplinieren und unterweisen, aber irgendwie sollen wir das tun, ohne sie zum Zorn zu reizen.

Ich weiß wirklich nicht, was genau das mit sich bringt, aber mir scheint, dass sich die Warnung an Väter richtet, weil Mütter gegenüber den Nöten eines Kindes feinfühliger sind und weniger dazu neigen, mit einem Kind ärgerlich zu werden. Wahrscheinlich ist es die Wut des Vaters, die ein Kind zum Zorn reizt. Vielleicht möchte Gott hier sagen, dass wir unsere Wut nicht am Kind auslassen sollen, weil sie sich sonst auf das Kind überträgt. Ich kann nicht beweisen, dass diese Theorie wahr ist, aber die Sprüche sagen uns, dass eine sanfte Antwort den Zorn „abwendet“, daher schließe ich, dass das Gegenteil einer sanften Antwort, eine ärgerliche Haltung, Zorn hervorruft.

Wenn unsere Einstellung und Beziehung zum Kind solche der intakten Liebe und des gegenseitigen Vertrauens sind, dann müssen wir über den Ablauf oder die Methode der Disziplinierung nachdenken. Wie schon gesagt denken wir beim Wort Disziplinierung normalerweise automatisch an Zurechtweisung. Das ist ein Teil davon, mehr nicht.

Der Beginn des Trainings ist Unterweisung. Das scheint offensichtlich zu sein, dennoch erstaunt es, wie oft wir das vernachlässigen und gleich zu den letzten Schritten übergehen. Oft sieht man, wie ein Kind sich an einem öffentlichen Ort daneben benimmt und seine Eltern bringt das schon fast aus der Fassung, während sie versuchen ihr Kind in die Reihe zu bekommen, damit es sich wieder anständig benimmt. Wahrscheinlich ist das Problem einfach nur, dass es sich hier um ein undiszipliniertes Kind handelt, das nicht gehorchen gelernt hat. Aber sehr oft liegt der Grund darin, dass dies Kind nicht unterwiesen worden ist, wie es sich an solch einem Ort benehmen soll.

Marilyn und ich haben das im Supermarkt gelernt. Eines Tages kam ich von der Arbeit nach Hause und fand sie in einem Zustand vor, in dem sie aus lauter Frust beinahe die Haare ausreißen wollte. Den ganzen Tag lang ging immer irgendetwas ein wenig schief, was sich schließlich so aufschaukelte, bis sie fast ausgerastet wäre. Ein Grund fürs Problem war der Gang zum Lebensmittelhändler. Damals hatten wir vier kleine Jungen, einer davon noch ein Kleinkind. Marilyn versuchte einzukaufen, während die Jungen den Laden unter die Lupe nahmen. Zwischen Ermahnungen wie „Lass das bitte, Liebling“, „Nein, tu das jetzt nicht“ und „Hallo, das ist verboten“ fand sie wenig Zeit zum Einkaufen.

Nachdem wir das Verhalten der Jungs eine Weile beredet hatten, kamen wir zu dem Schluss, dass sie nicht ungehorsam gewesen waren, sondern nur nicht wussten, wie man sich in einem Lebensmittelladen richtig verhält.

Wir beriefen ein Training ein. Dabei stellten wir einige einfache Regeln auf, wie im selben Gang mit der Mutter zu stehen, nicht an dem Einkaufswagen hängen, mit den Augen schauen und nicht mit den Händen. Dann gingen wir mit den Jungen zum Laden zurück. Wir wanderten die Gänge auf und nieder, während die Mutter einige überflüssige Dinge einpackte, um es authentisch wirken zu lassen. Ich folgte einige Schritte dahinter, belehrte die Jungs und ermutigte sie, sich an die Regeln zu halten. Von da an war das Verhalten der Jungen beim Einkaufen besser.

Die Reaktion einer durchschnittlichen Mutter auf den ersten, frustrierenden Einkauf ist wahrscheinlich eine Tracht Prügel für die Kinder oder die Drohung, sie nächstes Mal zu Hause zu lassen oder sie einfach nur anzuknurren. Keines dieser Mittel hätte das Problem im Kern getroffen, welches einfach nur mangelhaftes Training ist.

Es ist wichtig, einem Kind zu sagen, wenn es etwas falsch macht. Genauso wichtig ist es aber auch, ihm zu sagen, was es alles richtig gemacht hat. Letzteres ist vielleicht sogar wichtiger. Es ist doch etwas Schlimmes mit dem menschlichen Geist, dass er mit Feuereifer die Fehler des anderen sucht und entdeckt und nahezu blind ist, wenn es um dessen gute Qualitäten geht. Deshalb macht es zusätzliche Mühe, im rechten Maß zur Ermahnung zu loben. Kinder haben ein angeborenes Verlangen, ihren Eltern zu gefallen, das aber manchmal durch ein Elternteil erstickt wird, wenn (wie bei mir oft) nur nach den negativen Dingen gekuckt wird.

Wenn sie Kritik reichlich austeilen, aber mit dem Lob zu knauserig sind, dann kann das dazu führen, dass ihr Kind zur Überzeugung gelangt, dass es ihnen sowieso nichts Recht machen kann und deshalb alle Bemühungen einstellt. Es wird sogar schon vorgeschlagen, dass Kinder zehnmal soviel Lob als Tadel hören sollten. Ich persönlich würde sagen, dass es kaum möglich ist, zuviel zu loben.

Leider kann nicht alle Disziplinierung positiv sein. Es gibt auch Gelegenheiten, wo man seinem elterlichen Unwillen Ausdruck verleihen muss. Der Trick dabei ist, ganz klar zu machen, dass man das Verhalten oder die Einstellung nicht duldet, nicht aber das Kind selbst. Ja, es ist sehr wohl möglich, negative Disziplinierung auszudrücken, ohne das Gemüt des Kindes zu verletzen. Sie müssen klarmachen „Du hast etwas Verkehrtes getan“, und nicht „Du bist eine verkehrte Person“.

Zunächst sollten sie den Verstoß analysieren. War der Kleine bewusst ungehorsam? Hat er die übertretene Anweisung, Regel oder das Prinzip überhaupt verstanden? War er unschuldig oder hat er einfach nur mal zeigen wollen, dass er es als Kind nicht besser wissen konnte? Wenn er wirklich etwas falsch gemacht hat, wie schlimm ist es? Handelt es sich um etwas Wichtiges oder zeichnet es sich für sie viel größer ab, als es in Wahrheit ist, weil sie beleidigt sind?

Was macht einen Verstoß überhaupt aus? Man kann hier drei Kategorien ausmachen: Zunächst ist da Ungehorsam. Dem Kind wurde eine klare Anweisung gegeben oder wusste um eine Regel, die es verletzt hat. Zweitens gibt es Achtlosigkeit. Vielleicht hat das Kind keinen Befehl oder keine Regel verletzt, aber dafür etwas gesagt oder getan, mit dem es eine trotzige, arrogante oder sarkastische Haltung gegenüber seinen Eltern an den Tag gelegt hat. Drittens ist auch noch Unschuld zu nennen. Je nach Alter des Kindes kann man mehr oder weniger Initiative beim Tun des Richtigen erwarten. Wenn ihr 15-jähriger Sohn das Auto wäscht, aber anschließend den Eimer, den Schwamm und die Scheuerbürste auf der Auffahrt liegen lässt, so ist das wahrscheinlich unabsichtlich geschehen. Sie werden es mehr oder weniger ernst nehmen, je nachdem wie häufig es vorkommt. Wenn es nicht häufig passiert, so werden sie eher auf Schusseligkeit plädieren, was uns allen ab und zu mal passiert.

Wenn Strafe nötig sein sollte, dann tun sie das nicht mit ihrer Zunge. Das ist eine nur allzu natürliche Reaktion, verletzt aber lediglich das Gemüt des Kindes und verhärtet sein Herz. Greifen sie nicht den Charakter an, sondern kümmern sie sich um den Tathergang. Bringen sie ihre Trauer zum Ausdruck, weil etwas schief gelaufen ist, aber keinen Ärger über das Kind. Sie wollen doch klarmachen, dass alles falsch ist, was Gottes Prinzipien verletzt, nicht was dem Vater quer im Magen liegt.

Eine Tracht Prügel ist nicht die einzig mögliche Form der Bestrafung. Entzug von Privilegien ist manchmal eher angebracht oder zusätzliche Arbeit aufzubrummen. Einige meinen, es wäre keine gute Idee, Arbeit als Strafe zu benutzen, aber ich denke, das gilt nicht in jedem Fall.

Wenn sie schlagen müssen, benutzen sie einen Stock, nicht ihre Hand. Eine Rute sollte stark genug sein, um weh zu tun, aber zu schwach, um zu verletzen. Seien sie vorsichtig mit den Nieren und der Wirbelsäule.

Wählen sie das richtige Ziel. Gott hat dem Kind einen idealen Sitz fürs Verständnis gegeben und dort sollte die Erziehungskommission ansetzen. Schlagen sie ein Kind niemals ins Gesicht; denn selbst ein Pferd oder ein Hund verteidigen ihr Gesicht. Aus irgendeinem Grund (vielleicht Missachtung der Augensicherheit) scheint ein Schlag dorthin den Geist des Kindes zu verwunden und einer Beleidigung gleich zu kommen.

Passen sie die Härte der Schläge an das Kind an. Seien sie besonders vorsichtig bei einem kleinen Kind. Wenn sie auf der anderen Seite einen 12-jährigen Fußballspieler mit einem Eisstiel schlagen, so wird er zwar wie am Spieß schreien, aber später hinter ihrem Rücken ihre Autorität verlachen.

Nach der Tracht Prügel sollten sie das Kind mit Umarmungen und freundlichen Worten trösten. Machen sie ihm klar, dass es ihnen um seinen Charakter geht und dass sie nicht böse auf ihn sind.

Sorgen sie auch für Wiedergutmachung, wenn nötig. Zum Beispiel wenn das Kind die Süßigkeiten seiner Schwester gegessen hat, während die ihm den Rücken zukehrte, dann sollte er das erstatten. Wenn er geschlagen wurde, weil er seinen kleinen Bruder verprügelt hat, sollte er dazu gebracht werden, sich bei seinem Bruder zu entschuldigen.

Das waren kurz gefasste Grundsatzideen über Disziplinierung. Ich gebe nicht vor, ein Experte zu sein, aber doch machen diese Dinge aufgrund meiner Erfahrungen und meines Verständnisses der Bibel Sinn in meinen Augen. Dennoch gibt es noch einen weiteren Punkt, der Erwähnung verdient.

Disziplinierung ist lediglich Verhaltensänderung, wenn es nicht als Teil eines geistlichen Feldzugs betrieben wird. Alle Aspekte der Kindererziehung sind Elemente eines geistlichen Kampfes um die Herzen unserer Kinder. Die Bibel sagt, dass Rebellion und Ungehorsam so schlimm sind wie Zauberei (1. Samuel 15,23). Es gibt Zeiten, wo sie alles getan haben, was ihnen zu Gebote stand, es keine Anklage gegen sie im Herzen ihres Kindes gibt, aber die Methoden scheinen nicht anzuschlagen. Das sind die Zeiten, in denen Eltern verzweifelt sind. Lassen sie nicht zu, dass sie das in den Wahnsinn treibt. Es sollte sie auf ihre Knie treiben. Gott liebt ihr Kind mehr, als sie es könnten. Sie sollten jetzt nicht ihr Kind aufgeben, sondern anerkennen, dass sie mit ihrem Latein am Ende sind. Konzentrieren sie sich nicht auf das Problem, sondern auf die Kraft Gottes. Eine Antwort zu suchen bedeutet, Ihn zu suchen. Manchmal benutzt er widerspenstige Kinder, um uns auf unsere eigenen geistlichen Nöte hinzuweisen. Ich habe herausgefunden, dass der Herr zunächst einmal mich zurechtbringen möchte, bevor er sich um das Kind kümmert.

 

1 Geschlechtsverkehr mit verschiedenen, häufig wechselnden Partnern.