7. Die philosophische Prämisse und Geschichte der Rockmusik

 

Welcome To the Jungle“ (Guns N’ Roses), “Nowhere To Run” (Martha & the Vandellas), “I Fought The Law” (the Bobby Fuller Four), “You’re No Good” (Linda Ronstadt), “Wake Up Little Susie” (the Everly Brothers), “You Give Love A Bad Name” (Bon Jovi), “Voodoo Chile” (Jimi Hendrix), “Born in the U.S.A.” (Bruce Springsteen), “Blinded by the Light” (Manfred Mann’s Earth Band) und “Let’s Dance” (David Bowie) – was haben all diese Songs gemeinsam? Sie sind Teil der endlos langen Liste des Beats der Rockkultur. Es sind aber auch die Songs, die in jenen Tagen mit ohrenzerreißenden Dezibel gespielt wurden, als die amerikanische Regierung Manuel Noriega in Panama zur Aufgabe zwang. Er befand sich im Heiligtum der Botschaft des Vatikans in Panama City und wollte sich nicht stellen. Deshalb bauten die U.S.-Truppen Lautsprecher auf und eröffneten das Feuer mit Rock’n’roll. Tag und Nacht röhrte die Musik 24 Stunden lang mit tausenden von Watt Musikleistung durch die Wände der Botschaft. Die psychologische Einsatzabteilung der Armee spielte das “Master of Mind“ (= „führender Kopf“)-Spiel und machte aus der Operation “Just Cause“ (= „Gerechte Sache“) den Einsatz “Just Noise“ (= „Nur noch Lärm“). Die Kakophonie (Missklang) endete erst, als Herr Noriega zwei Nächte später schlussendlich aufgab. Als ein Rocksänger von dieser „Taktik“ hörte, meinte er nur: „Ich verdiene mein Geld damit, Rock’n’roll als Foltermethode zu verwenden. Ich freue mich, dass es bei einer großen Zuhörerschaft gut ankommt.“

Was ist dieser „Sound“ oder „Lärm“, der zur Universalsprache einer ganzen Generation dieser Welt geworden ist? Ursprünglich wurde es Rock’n’roll genannt – eine Musik, die Beats in den Bauch hämmert und sexuelle Zusammenhänge weitergibt. Seit etwas 1970 wird sie abgekürzt als „Rock“-Musik“ bezeichnet, wobei ihr Schwerpunkt seitdem auf Aggressivität und beherrschender Macht liegt. Ihre Geschichte ist fließend, ihre Struktur besteht aus Existentialismus und Surrealismus. Meine eigene Generation war die erste, die mit Rock’n’roll „gestillt“ wurde. Diese Musik hat die Kultur meiner Generation geformt. Der ehemalige Präsident der vereinigten Staaten, Bill Clinton, ist bereits ein Produkt der Rockkultur und stellt teilweise die philosophische Prämisse der 1960er Jahre dar. Während seiner Präsidentschaft lebten Gruppen wie “Peter, Paul, and Mary“, “The Who“ und “Earth, Wind, and Fire“ wieder auf. Sie formten ein Jahrzehnt lang die Einstellungen unserer Generation, um das zu schaffen, was sie für das perfekte Utopia hielten, bzw. – um es mit den fernöstlichen Religionen zu sagen – das “Shangri-La“ zu bilden.

Lassen sie uns eine kurze Reise durch das Labyrinth des musikalischen Impressionismus und seine sich serpentinartig hochwindende Geschichte werfen. Auch wenn die Inhalte dunkel sind, so ist solch eine Reise doch geeignet und mehr als nur sinnvoll für das Verstehen des Christen, der sein Zeitalter und seine Generation begreifen will. Wir müssen die Ursprünge dieser Musikform verstehen, die aus der “Country-and-Western“-, “Gospel“- und “Rhythm and Blues“-Musik kommt, wobei letztere „reinrassige“ Musik war und ausschließlich in den Ghettos der Schwarzen gehandelt wurde.

 

1. Die Anfänge der Rockmusik

 

Die Wurzeln des Rock’n’roll gehen weit in den tiefen Süden Amerikas zurück. Ja, es handelt sich um ein amerikanisches Exportprodukt. Wir nehmen den Faden seiner Geschichte bei den Spirituals der Schwarzen auf. Mitten unter all den bereits beschriebenen positiven und negativen Faktoren dieser Musikform sollten wir ein Lob für diese einfachen Songs anmerken. Auch wenn sie nicht immer theologisch akkurat sind, so müssen wir doch die Göttlichkeit ihrer Botschaft anerkennen. Diese Spirituals betonten das Leiden und die Unterdrückung der amerikanischen Schwarzen. Dennoch enthielten ihre Songs beim musikalischen Aussprechen dieser Leiden und Unterdrückungen immer auch eine Botschaft der Hoffnung, die in Gottes Erlösung für sein Volk zu finden war – entweder in diesem Leben oder im Himmel. Sie sangen, dass ihre zerlumpte Kleidung einmal gegen ein weißes Gewand und goldene Schuhe ausgetauscht werden würde. Der Tod wurde als Befreiung durch einen feurigen Wagen gesehen und so gehen die Analogien zur Bibel immer weiter. Obwohl die Musik sehr rhythmusbetont war, brachten die Spirituals den Leidenden dazu, die Erlösung und letztendliche Hoffnung in Gott zu suchen und zu finden. Als aber die Jahre ins Land gingen, standen jene jungen Schwarzen auf, die gegen die christliche Botschaft der Spirituals der Schwarzen rebellierten (weil sie glaubten, dass das Christentum die „Religion des weißen Mannes“ sei) und wandten sich einer anderen Musikform zum Ausdrücken ihres Leidens zu. Sie weigerten sich, die Hoffnung oder das Gegenmittel, die im Gott ihrer Väter und Mütter zu finden waren, in ihre Lieder mit einzubinden. Das war die Geburtsstunde des “Rhythm and Blues“, und es wurde immer klarer, dass dieser Stil das Herz dieser Schwarzen war. Das „Blues“-Gefühl wurde offensichtlich. Es enthielt eine klare Absage an irgendwelche Lösungen außerhalb des Menschen. Diese Botschaften beschrieben den Menschen als jemanden, der entweder in seinen Leiden ertrinkt, sich das Leben in den Leiden selbst nimmt oder sich dem Vergnügen hingibt (wie z.B. der Unzucht). Durch diese Handlungen wurde der „Blues“ freigesetzt. In den 1930er Jahren verändert sich dieser morastige, wummernde Musikstil, der im Stil des Delta-Blues und in den Shantys der ländlichen Gebiete gespielt wurde. Er wurde von Schwarzen für Schwarze gespielt (die man damals noch Neger nannte). Im Elend leidend spielten sie eine einsame, todtraurige Musik, voller Schreie und Gospel-Seufzer, die von einem schweren, regelmäßigen Beat unterlegt waren.

Mit dem Abwandern in den industrialisierten Norden nach dem 2. Weltkrieg wurde der Beat durch elektrische Gitarren, Bässe, Drums und den bekannten „Blues-Händlern“ wie Muddy Waters verstärkt und ausgebreitet. Kurz danach machten Bo Diddley, John Lee Hooker und Chuck Berry ihre ersten Aufnahmen. Diese Männer wurden zu den Patriarchen, Ikonen und Medien der kommenden Musik, welche die ganze Welt in moralische und philosophische Sklaverei zwingen sollte.

 

2. Der Übergang zu den Weißen

 

Einer der ersten Discjockeys, welcher diese „Rassen“-Aufnahmen (wie man sie in der Plattenindustrie nannte) spielte, war Alan Freed, der in einem Sender in Cleveland, Ohio arbeitete. Er war ein großspuriger, marktschreierische Quasselstrippe, der beim Abspielen der Aufnahmen mitsang und jeden Schlag mit seiner Hand auf ein Telefonbuch mittrommelte. Freed taufte diese Musik „Rock’n’roll“, indem er sich einen Ausdruck auslieh, der in etlichen Rhythm-and-Blues-Liedern verwendet wurde. (Dieser Ausdruck wurde jedoch schon ein Jahrzehnt vorher in einer Anzahl von Songs verwendet.) Schleichend ergriff dieser akzentuierte Beat die amerikanische Jugend.

Der weiße Sänger Buddy Holly war einer der ersten Nachahmer des schwarzen Sounds. Er kam hart, vulgär und manchmal mit einem Anflug von Erotik rüber, wobei er die offensichtlichen Obertöne des schwarzen Rhythm and Blues spielte. Er und Elvis Presley mischten das subtil mit den Bräuchen des „Rockabilly“ und „Tin Pan Alley“. Im Herbst 1956 trat Elvis Presley mit seinen flatternden Haaren, drei Zoll (ca. 7,5 cm) langen Koteletten und schwingenden Hüften auf. Er gehörte ebenfalls zu den weißen Jungs, die bereit waren, die „Rassen“-Songs im schwarzen Stil zu singen. Er hatte seine ganz eigene Bühnentechnik, die in ihren Bewegungen stark aus dem Bauch heraus war. Auf der ganzen Welt wurde der Sittenverfall durch seine Musik bekann: Aufruhre in Hartford, Atlanta, San Jose, Kalifornien und an anderen Orten waren die Reaktionen auf seine Musik und Bewegungen. Während der Konzerte in London und Sao Paulo wurden Theater demoliert, in Brasilien durch die zuhörende Menge. Soziologen begannen bei diesem Phänomen Alarm zu schlugen. Studien zeigten, dass die Fans von Elvis von ihrer Bildung her noch unter dem Hauptschulniveau lagen und Unterausschüsse des Senats untersuchten die Verbindung zwischen Rock’n’roll und Jugendkriminalität. Die FCC1 ließ im amerikanischen Fernsehen nicht zu, dass Elvis wegen seiner unverhohlen suggestiven, erotischen Bewegungen von seiner Hüfte abwärts gezeigt wurde. Seine zeitweilige Besessenheit für religiöse Fetische hüllte ihn während seiner Musikkarriere in eine mysteriöse Aura ein (und tut es noch). Seine engeren Freunde kannten seine Allüren, wie z.B. dass er stundenlang laut aus der Bibel vorlas und dass er Besucher zwang, sich ins Graceland genannte Kirchengebäude für die Bekehrten zu setzen und dem Vorlesen zuzuhören. Von den frühen Tagen seiner Aufnahmen bis zu seinem Tod ließ er seine Musik immer durch Gospel-Quartetts begleiten. Zum Ende seiner „Herrschaft“ als Rockkönig ließ er „The Imperials“ und J. D. Sumner mit seinem Stamps-Quartett diese letzten Bühnekonzerte und Studioaufnahmen begleiten. Bis heute haben sich seine „Gospel“-Platten besser verkauft, als irgendein anderes seiner Alben. In seiner Anfangszeit besuchte er schwarze Kirchen/Gemeinden und beobachtete ihre Reaktionen in der Anbetung. Das lehrte ihn viele seiner Bewegungen. Dürfen wir sagen, dass die Geburt der heutigen Rockmusik in Zusammenarbeit mit der neo-pfingstlichen, fleischlichen Bewegung entstand? Angeblich unter dem Einfluss des Heiligen Geistes stehende Bewegungen verschrieben sich dem fleischlichen Teil des Menschen. Das Fleisch und der „Geist“ wurden so tatsächlich eins im Denken der Menschen. Diese Vereinigung hatte der Teufel bereits durch viele Jahrhunderte der Kirchengeschichte hindurch mit List versucht herbeizuführen. Wir lesen, dass es dieses dialektische Bestreben bereits in der Korinther-Gemeinde gab. Heute stammt die charismatische Bewegung aus demselben fleischlichen Mutterleib.

 

3. Die frühen Reaktionen auf Rockmusik

 

Um 1960 herum verbot Russland Rock’n’roll und konnte damit die Verbrechensrate unter Teenagern auf 34,8 % senken. In Amerika und England dagegen wuchs diese Rate auf 50 % an. Damit wiesen sie die höchste Jugendlichenkriminalitätsrate der Welt auf. Sowohl die Selbstmordrate, als auch die Anzahl außerehelicher Geburten stieg an. Einige Moderatoren standen in diesen Tagen auf und bekundeten ihre Sorgen (entweder ernst gemeint oder aus Angst, dass diese neue Musik ihre eigenen Brieftaschen beeinflussen würde). Pablo Casal branntmarkte Rock’n’roll als „Gift in Form von Musik“. Frank Sinatra nannte es ein „ranzig riechendes Aphrodisiakum2“. Und Männer wie Samuel Cardinal Stritch verpassten dieser Musik das Etikett „Buchgetrommel“.

1959 jedoch kam es zu dem Payola Skandal. Alan Freed wurde angeklagt, von sechs Plattenfirmen Bestechungsgelder über 30.000 $ angenommen zu haben, um deren Aufnahmen im Radio bevorzugt zu spielen. (Einige solche Bezahlungsformen sind heute beim Aufstieg in den amerikanischen Medien zur Norm geworden.) Wegen der Aufdeckung dieser lukrativen Geschäfte „unter der Hand“ stockte Rock’n’roll. Die Verkaufszahlen gingen landesweit um etwas 30 % zurück. Moderatoren sahen diese Verfall als möglichen Trend an. Bing Crosby, der Schnulzensänger der 1930er und 1940er Jahre, meinte schon: „Meine Musik ist wieder im Kommen.“

Aber Rock’n’roll war weit davon entfernt tot zu sein. Stattdessen lebte es schon im nächsten Jahr wieder auf. Die Neubelebung kam auf den Schwingen eines Tornados mit Namen Chubby Checker daher, der einst in Philadelphia Hühnchen gerupft hatte. Er schwang seine Hüften schwindelerregend und rief der amerikanischen Jugend eine Einladung zu: „C’mon, baby, let’s do the twist.“ (= „Komm schon, Puppe, lass uns twisten!“). Zu der Zeit schien der Twist noch nicht wirklich eine Erfindung der Zeit gewesen zu sein; denn die Teilnehmer stellten ihre Füße einfach nur gegenüber ihres Partners auf, wirbelten ihre Arme herum wie beim Schattenboxen und schwangen dabei ihre Hüften. Dieser Tanz machte Rock’n’roll vom Transistorradio-Geräusch zum Lebensstil von Teenagern. Zum ersten Mal seit dem Niedergang des so genannten „Jitterbug“ hatten die Teenager wieder einen neuen Tanz. Schnell wurden sowohl der Tanz, als auch die Musik selbst in der berühmten Peppermint Lounge3 in Manhattan zum letzten Schrei. Die Mode änderte sich radikal; denn um Bewegungsfreiheit zu schaffen kürzten Modedesigner die Hemden und lockerten die Kleidung um die Hüften herum. Dabei kam der bald als Diskothekenanzug („discotheque dress“) bekannte Stil heraus.

Bis zu diesem Zeitpunkt in der Geschichte der Rockmusik enthielten ihre Texte hauptsächlich all das, was mit dem Alltagsleben der Jugendlichen zu tun hatte: Verabredungen, Schule, Autos, Ferien, Liebesgeschichten, Surfen usw. Dennoch blieb die fleischliche Kraft kennzeichnend für diese Musik. Das kann man an der Bandbreite ihrer eklektischen Formen, am Beat und den dazugehörigen Tänzen sehen. Sie ging in den Körper. Sie war fleischlich, irdisch und trieb die Jugend zum Vulgären und in die Unanständigkeit. Sie erwies sich als wachsender Manipulator für eine wachsende Kultur.

 

4. Die Veränderung der Rockmusik in der 1960er Jahren

 

1961 traten drei Ereignisse in unserem Land ein, die sich für die Veränderung im Lebensgefühl unserer Jugend als geradezu historisch herausstellten: 1. John F. Kennedy übernahm als jüngster Präsident die Führung im Weißen Haus, 2. die Berliner Mauer wurde errichtet und sorgte für große internationale Spannungen – insbesondere unter den jungen Leuten in Amerika und 3. im ganzen Land brachen in den stark bevölkerten Städten Rassenunruhen aus. Wegen seiner elastischen Form konnte sich Rock’n’roll jeweils anpassen. Die 60er Jahre dienten dem Rattenfänger dazu, die im Fleischlichen gefangene amerikanische Jugend im Denken zu verändern. Das Denken, die Logik und die inneren Einstellungen wurden jetzt umgepolt.

 

5. Bob Dylan, der große Meinungsmacher der 1960er Jahre

 

In den frühen 60er Jahren traten Joan Baez und Bob Dylan auf. Diese beiden waren entscheidend für das Wachstum der Rockmusik. Letzterer wurde in der Rockmusik als „der ständige Autobiograph dieses Landes, seiner Musik, seiner Verirrungen und dem Scheitern seines Traums“ bekannt. Für seine Generation war er ein Meister der „neuen Rockmusik“. Wenn wir uns mit Bob Dylan beschäftigen, so müssen wir im Hinterkopf behalten, dass er zunächst einmal als Songschreiber bekannt war, nicht so sehr als Sänger und Musiker. Anfangs nahm er Demos der von ihm geschriebenen Musik auf und spielte sie anderen aufnehmenden Künstlern vor, bevor er sie selbst sang. Von seinen Fans wurde er dann aber gedrängt, mit seiner eigenen Musik aufzutreten. Die Beliebtheit Dylans war zu der Zeit eng mit den starken „Protestsongs“ verknüpft, die eine sozial-politische Botschaft enthielten. 1960 reiste er nach New York, um den kränklichen Woody Guthrie kennen zu lernen, den er verehrte. Das reicherte seine Auftritte in Greenwich Village mit Guthries Sound an. Genau dort wurde er von Robert Shelton entdeckt und – wie man so sagt – der Rest ist Geschichte. Die New York Times nannte ihn 1961 einen, der aussieht wie „eine Kreuzung zwischen einem Chorjungen und einem Beatnik“4. Sein erstes Konzert gab er Ende 1961 vor 35 Zuhörern in der Carnegie Recital Hall (= Konzerthalle von Carnegie). Einige seiner Songs müssen hier erwähnt werden, weil sie einen entscheidenden Einfluss auf die damals stattfindenden kulturellen Veränderungen hatten. Da wäre z.B. die inoffizielle Hymne der Bürgerrechtsbewegung mit dem Titel “Blowin’ In The Wind“ (= „Das weiß nur der Wind“). In den nächsten Jahrzehnten haben etwa 60 Künstler diesen Song aufgenommen. 1963 tat er sich auf dem Newport Folk Festival mit Joan Baez zusammen. Im selben Jahr nahm die Gruppe „Peter, Paul und Mary“ ihren Hit „Blowin’ in the Wind“ auf. 1964 hämmerte Dylan den Schlüsselsong des Jahres: „The Times They Are A-Changin“ (= „Die Zeiten ändern sich“). Im selben Jahr kamen die Beatles und die Rolling Stones nach Amerika. Der wahrscheinlich am stärksten politisch und philosophisch motivierte Song der Rolling Stones war „Like A Rolling Stone“ (= „Wie ein rollender Stein“). Das war nun wirklich ein existentialistisches Stück, das nach dem Abbrechen aller Brücken in die Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft rief. Seit der Zeit war es offensichtlich, dass Dylan Amerika hasste. Er riss eine ganze Generation vom Patriotismus weg. Er suchte nach Utopia, konnte aber nichts finden. Deshalb trieb er politische und soziale Angelegenheiten stark voran und wollte zeigen, wie blutig und hässlich Amerika im Inneren werden würde. Er glaubte, dass der Mensch gerade durch Isolation und Entfremdung frei werden würde. In seinem Wahnsinn schmetterte er den Song “Desolation Row“ (= „Zelle der Trostlosigkeit“) heraus, in dem die gesamte Kultur der Gesellschaft als Scherbenhaufen dargestellt wurde, wobei der Mensch vom Grund dieser verlorenen Zivilisation heraufblickte. Weiter Songs flossen aus seiner Feder, wie z.B. “Just Like Tom Thumb’s Blues“ (wo es um einen jungen Mann in Verzweiflung geht, der sich, nur auf seine inneren Möglichkeiten verlassend, dem Tod zuwendet – was nun wirklich eine weit abgetriebene, existentialistische Insel ist). Wenn wir über die 1960er Jahre nachdenken, müssen wir erkennen, dass Dylan die Kultur und das Denken einer ganzen Generation weit reichend beeinflusste. 1967 hatte er allerdings einen Motorradunfall, der ihn 18 Monate lang in die Abgeschiedenheit trieb. In diesen Monaten kamen Fragen in ihm hoch, ob er sterben werde oder entstellt, verkrüppelt oder ohne Verstand dahinvegetieren würde. Dylan durchlief während seiner musikalischen Laufbahn verschiedene musikalische Stadien, einschließlich einem Bekenntnis zum „Christentum“ mit seinem Album „Slow Train A Comin’“ (= „Ein langsamer Zug kommt auf uns zu“). Dennoch hat die Zeit gezeigt, dass er als Jude sein Bekenntnis zu Christus öffentlich widerrufen und zu seiner bitteren, surrealistischer Philosophie zurückkehren sollte.

 

6. Das Erscheinen der Beatles in Amerika

 

1964 fielen die Beatles in Nordamerika ein. Die englische Jugend war von den älteren Stücken der Schwarzen beeinflusst und bildete nun ihr eigenes Rockkonzept aus. Bis dahin waren die amerikanischen Eltern bereits durch Pat Boones Zeit der weißen Lackschuhe, durch Johnnie Rays Bühnenshow und das falsche Miauen von Fabian ziemlich wetterfest geworden. Die Beatles waren aber etwas Besonderes – vier junge Leute in hochhackigen Stiefeln außer Rand und Band, mit zu engen Anzügen und Kochtopf-Haarschnitt. Als sie 1964 in der Ed Sullivan Show auftraten, schalteten 86 Millionen Menschen den Fernseher an um zu erfahren, was es mit diesen vier auf sich hatte. Das war eine der höchsten Einschaltquoten in der Geschichte. Die Abwehrmechanismen der Eltern brachen zusammen, als diese vier „jungen Kerle“ anscheinend „ziemlich gut rüberkamen“. Sie wurden nicht als Rebellen angesehen, wie das z.B. bei Elvis der Fall war. Bevor die Beatles nach Amerika kamen, hatten sie in Europa bereits den einschlägigen Ruf, vulgär und unmoralisch zu sein. In Amerika jedoch waren sie im Grunde genommen vor ihrem Debüt 1964 unbekannt. (Ein ganzes Kapitel wird der Geschichte und Philosophie der Beatles gewidmet werden.) England ging in diesen frühen Jahren durch die Zeit der sogenannte „Skifflemusic“, was eine primitive, scharze Country-Folk-Musik ist, die dem Rhythm and Blues eigentlich voranging. Dann wandte sich England den Aufnahmen von Berry, Diddley und anderen zu. Wegen der Ankunft der Beatles in Amerika veränderte sich die Richtung des Rock’n’roll und ihre Schlagkraft verstärkte sich. Das Fleischliche an dieser Musik zeigte nun auch den Einfluss, den es auf den Intellekt hatte. Ja, es fanden noch weitere Veränderungen statt, die ihre Vorherrschaft verfestigte.

 

7. Der Einfluss der Technologie auf die Rockmusik

 

An diesem Punkt der Geschichte müssen wir die technologischen Veränderungen erkennen, die stattfanden. Sie halfen, dieser kulturellen Musik zum Durchbruch. Zusätzlich zu den schon vorher da gewesenen Einflüssen war die Rockmusik auch ein Kind des Technologiezeitalters. In den 1940er Jahren wurde Amerika vom „Big Band Sound“ regelrecht eingehüllt. Grundsätzlich spielten die Instrumente der Bands eines Tommy Dorsey, Jimmy Dorsey und Benny Goodman die natürlichen Klänge ihrer Instrumente ohne Verstärkung. Die Rock’n’roll-Ära jedoch schlug aus der Technik Kapital, um drei, vier oder fünf Menschen so zu verstärken, dass der entstehende Sound alles dominant beschallte. Es wurden nicht nur Verstärker und elektrische Gitarren verwendet, sondern jedes Jahr wurden sie noch fortschrittlicher und stärker. Die Lautsprecher wurden immer größer gebaut und immer lauter und die neuen elektronischen Gags halfen dem Künstler den Sound zu verändern oder buchstäblich Teil dessen zu werden (was Rückkopplung, Phasenüberlagerung, Verzerrung, Wah-Wah-Sounds5 usw. anbetrifft). Rockmusik braucht diese kraftvolle, elektronische Wirkung, um die Zuhörerschaft zu fesseln und zu kontrollieren. Zusammen mit der steigenden Lautstärke wurde der Aufnahmeprozess so komplex, dass eine neue Gruppe kein Album produzieren konnte, ohne elektronisches Spezialwissen über den „3M“-Lehrplan: Umgang mit Mikrophon, Mischung des Tons und Mastering (Audionachbearbeitung). Die Beatles waren die Gruppe, die die Mehrspuraufnahme (von früheren Versuchen durch Les Paul) zu einer professionellen, anerkannten Technik machten – insbesondere auf ihrem Album „Revolver“ und dem von Drogen nur so triefenden Album „Sergeant Pepper“. Bei Mehrspuraufnahmen werden die Stimmen und Instrumente auf separate Spuren verteilt, so dass der Produzent z.B. das Klavier in einem Chorus lauter als den Bass machen, nur eine Stimme mit einem Echo versehen oder irgendwelche Sounds hineinmischen kann. Der Produzent könnte das Stück auch sechs Monate später nachbearbeiten, wenn er das so will. Er könnte dem Master-Tape im Hintergrund Violinen, Sitars6 oder irgendetwas anderes hinzufügen und so einen vollkommen anderen Sound erzeugen.

 

8. Die Einführung von Drogen in die Rockkultur

 

Im Gefolge von Songs wie “A Day In The Life“ und „“Mr. Tambourine Man“ kamen Drogen groß in Mode. Das ist ein Phänomen, das durch alle folgenden Jahrzehnte der Rockgeschichte nichts von seiner Bedeutung eingebüßt hat. Etwa zwischen 1966 und 1970 waren die Drogenszene und das Aufkommen der „Blumenkinder“, der Hippies, Kern des treibenden, hypnotischen Beats. “Acid Rock“ (= Drogenrockmusik) überschwemmte um 1967 herum den Äther. Ursprünglich versuchte diese Abart der Rockmusik, die verzerrte Hörwahrnehmung einer unter LSD-Einfluss stehenden Person nachzuahmen. Dahinter stand die Idee, jemandem durch Musik die Illusion eines LSD-Trips zu verschaffen (einer Illusion, die noch durch Lichtshows verstärkt wurde, welche die visuellen Effekte eines Drogentrips imitierten). Die Drogen erreichten San Francisco 1965 und die Musik der nächsten Jahre versuchte, die chemische Ekstase zu spiegeln. “Acid Rock“ war langsamer und träger als “Hard Rock“. Sie führte große Teile der orientalischen Musik ein, die Hintergrund-Sounds für die Drogenexperimente dieser Zeit lieferte. Diese Musik wurde nicht nur für die Induzierung „psychedelischer Entrückungserlebnisse“ genutzt, sondern auch zur Verstärkung des Effekts für diejenigen, die gerade Drogen genommen hatten. Heute gibt es nur noch sehr wenige Rockgruppen, die nicht von dieser Phase des Rock’n’roll beeinflusst worden sind. Diese Zeit beeinflusste auch insbesondere viele unserer gegenwärtigen nationalen Leiter, wie Bill und Hillary Clinton. Welch Ironie des Schicksals, dass Tipper Gore, die Frau des Vizepräsidenten Al Gore, eine führende Stimme in Senatsanhörungen gegen Rockgruppen und deren hypnotischem Einfluss auf die amerikanische Jugend war. Und doch muss sie sich heute gerade dem unterordnen, was sie vorher verdammt hat. Können sie sich noch an die vielen Partys und Einführungsbälle für Präsident Clinton erinnern? Diese Veranstaltungen zogen einige der unverfrorendsten “Acid Rock“-Gruppen in der Geschichte an. Viele dieser Partys durften wegen der auf ihnen stattfindenden Ereignisse nicht im Fernsehen gezeigt werden.

Die Drogen- und Alkohol-Kultur der Rockmusik forderte in den später 1960er und 1970er Jahren ihren Tribut an Opfern.

  • James Honeyman Scott, der Gitarrist der “Pretenders“, starb an einer Kokain-Überdosis.

  • Janis Joplin, die wohl populärste weiße Rhythm & Blues-Sängerin in der Geschichte, hielt jahrelang einen hohen Alkohol- und Drogenspiegel in sich aufrecht und starb am Ende an einer Überdosis Heroin.

  • Gary Thain, der Bassist von “Uriah Heep“, starb ebenfalls an einer Heroin-Überdosis.

  • Auch der Jazz-Gitarrist Tommy Bolin, der für “Deep Purple“, der „“Heavy Metal“-Band der 1970er Jahre, spielte, starb an einer Heroin-Überdosis.

  • Carl Radle, der mit Eric Clapton zusammen spielende Bassist, starb an einer Heroin-Überdosis.

  • Sid Vicious, Bassist der perversen Gruppe “The Sex Pistols“, starb an einer massiven Überdosis Heroin. Kurz vor seinem Tod, als er auf Kaution draußen war, nahm er sich die Freiheit, seine Freundin umzubringen.

  • Bon Scott, einer von “AC/DC“’s ursprünglichen Sängern, erstickte nach einer Alkoholvergiftung.

  • John Bonham, der Schlagzeuger der Gruppe “Led Zeppelin“, starb an „Alkoholvergiftung durch Wodka“.

  • Jimi Hendrix, als größter Gitarrist der Rockgeschichte gefeiert, starb an einer Überdosis Barbiturate, indem er buchstäblich an seinem eigenen Erbrochenen erstickte.

  • Keith Moon, der Schlagzeuger der Gruppe “The Who“, starb durch Barbiturate-Missbrauch, die mit seinem üblichen riesigen Alkoholkonsum zusammenkamen. Sie töteten ihn im Schlaf.

  • Brian Jones ertrank stockbetrunken.

  • Elvis Presley, von der Gesellschaft zum „König der Rockmusik“ gekürt, starb durch Barbiturate und einer Anzahl von Antidepressiva, die zu einer Herzattacke führten.

  • Jim Morrison hatte ebenfalls einen durch Alkohol und Drogen ausgelösten Herzanfall, sein Tod bleibt jedoch mysteriös.

  • Der berühmte Bob Marley starb an durch Marihuana erzeugten Kopfkrebs (er soll angeblich mehrere Jahre lang ein Pfund besten jamaikanischen Ganja pro Woche geraucht haben). Der Krebs brach in seinen Lungen aus und bildete dann Metastasen in seinem Gehirn.

  • Brian Epstein, der homosexuelle Manager der Beatles, wurde mit einer Überdosis Barbital7 tot in seinem Bett aufgefunden. Sein Tod bleibt mysteriös, weil viele glauben, dass er von einem männlichen Lover getötet wurde.

  • Paul Kantner, Gründungsmitglied von “Jefferson Airplan/Starship“, bekam noch vor seinem 40. Geburtstag einen durch massiven LSD-Missbrauch hervorgerufenen Schlaganfall.

Die Liste derer, die an den Nebenwirkungen der Rockkultur gestorben sind, ließe sich noch beliebig verlängern. Dabei schließt das noch nicht einmal die ein, die sich eine Behinderung zuzogen und körperlich nur noch dahinvegetieren.

Zum Thema Beziehungen zwischen Drogen und Rockmusik zitiert Jann Wenner in seinem Buch “Lennon Remembers“8. John Lennon sagte: „Bei ’Help’ war ich auf Pot (= Marihuana), bei ’A Hard Day’s Night’ auf Pillen. Das sind richtige Drogen, besser als Pot. Ich bin tablettensüchtig seit ich 15 Jahre alt bin, nein, seit ich 17 oder 19 bin… Seit ich Musiker wurde … Ich habe Drogen schon immer zum Überleben gebraucht.“

Die Drogen waren während dieser Ära das Mittel der Wahl, um die Rockkultur in eine andere Dimension zu bringen, nämlich in den religiösen Bereich.

 

9. Religion und Dekadenz – Grundbestandteile der Rockkultur

 

Die Drogen brachten viele abergläubige Rockstars hervor. In den späten 1960er Jahren sanken sie in die Astrologie, verschiedene östliche Religionen, Kulte, simplem Heidentum und Zauberei hinab. Um 1970 herum ging es in 10 Prozent aller Rocksongs um religiöse Themen. Das brachte die Satanisten-Bewegung, welche die 1970er Jahre dominierte, und einen unverhüllten Sturmangriff auf Symbole Gottes und des Christentums hervor. Die Beatles und die Rolling Stones führten die Bewegung an, wobei weitere, neue Gruppen auftraten (zu viele, um sie zu erwähnen, hier nur einige von ihnen): Iggy Pop, Plasmatics, Ozzy Osbourne, Iron Maiden, Alice Cooper und David Bowie (einem Liebling des wachsenden homosexuellen Teils Amerikas). Letzterer brachte in dieser Zeit durch seinen Song „“Ziggy Stardust and The Spiders From Mars“ (= „Ziggy Sternenstaub und die Spinnen vom Mars“) den “Glitter Rock“ hervor. Das weibliche Aussehen debütierte bei männlichen Künstlern, die nicht nur Kleider trugen, sondern auch Ohrringe, Armbänder, Strümpfe und Strumpfbänder, Lippenstift, Rouge und gefärbte Haare. Offene, schmutzige Gesten bisexueller Natur waren von da ab in den Konzerten beliebt. Die Rockmusik wurde vollständig dekadent. Das schloss nicht nur Perversionen, sondern auch Umkehrungen ein; denn diese homosexuellen Darsteller kamen jetzt direkt „aus der Toilette“. (David Bowie war die erste Gruppe, die so etwas tat. Das führte zur „Aus-der-Toilette-kommend“-Bewegung in den später 1980er und 1990er Jahren). Daneben gab es die satanischen Gruppen wie KISS, Queen und AC/DC. Schon ihre Namen implizierten bisexuellen und homosexuellen Lebensstil. (Weitere Einzelheiten werden wir in einem späteren Kapitel liefern.)

Die Stimme des Rock’n’roll, die „Rolling Stone“-Zeitschrift, zeigte in dieser Zeit ganz offensichtlich den Hass auf die Reaktion der Christen auf diese Musik auf. Ihre Anhänger schrieben Songs mit schärfsten Worten gegen jeden, der es wagte, etwas gegen ihre „heilige Kuh“ Rockmusik zu sagen. Wann immer ein Evangelikaler diese Musik mit einem Leserbrief verurteilte, revanchierte man sich mit einer wahren Flut von Briefen solchen Inhalts: „Rockmusik ist, wie jede Kunst, Teil des fortlaufenden Schöpfungsakts. Um Himmels willen lasst es nicht in Flammen aufgehen.“ Jemand antwortete darauf:

„Ich miete das Anaheim Stadium und lade hiermit jeden ein, an einem rituellen Freudenfeuer teilzunehmen, während Jethro Tull’s Song ’Wind-up’ (= „Auf die Palme bringen“) gespielt wird. Wir werden all unsere Bibeln, sämtliche christliche Literatur und jede Predigtkassette, die wir nur finden können, verbrennen, weil sie ungesunde Schuldgefühle, Angst und Selbstgerechtigkeit hervorbringen, die dem Rock’n’roll-Lebensstil, den ich und viele andere mit mir führen wollen, diametral entgegengesetzt sind.“

Ein anderer schrieb: „Wenn ihr Bibelverse hervorkramen wollt, dann lasst uns Jesus Christus aus Matthäus 16,18 zitieren: ’… auf diesen “Rock“ (= „Felsen“9) will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten des Totenreiches sollen sie nicht überwältigen.’“ Die Kampflinien waren gezogen, die Welt hatte ihre Bollwerke aufgerichtet: Rockmusik ist gegen Gott und die Welt war stolz darauf.

 

10. Wie sich die Rockkultur ins Haus einschlich

 

Wie weit würde die Rockmusik in den 1970ern wohl gehen? Gewalt, Hass, Sadomasochismus, Inzest, Brutalität und Bestialität wurden zum Inhalt der Songs. Wieder einmal kam die Elektronikindustrie der Rockindustrie mit einem weiteren Werkzeug der Kommunikation zu Hilfe, nämlich dem Videorekorder. Die 1980er Jahre brachten Rockvideos im Kabelfernsehen und lieferten so ein weiteres Medium zur Ausbreitung des Rock. Ein führender Guru der Rockvideo-Industrie ist das 24 Stunden am Tag sendende MTV. Ein weiteres in den USA ist das im Kabel gesendete „Nightflight“ (= „Nachtflug“), das 12 Stunden pro Tag Rockmusik ausstrahlt. Es scheint lukrativ zu sein, finanziell wird es von Mega-Industrien wie Wrigleys, Pepsi, Chevrolet usw. unterstützt. Auch die Giganten des Fernsehens verdienten viel daran. ABC produzierte die Serie „In Concert“, worin sie die verrücktesten, von der „dunklen Seite“ des Rock dargestellten Aufführungen ausstrahlten. Die Rockstars bekamen von da an die besten Sendezeiten und Interviews in den Schmuddel-Shows. Die Einschaltquoten schnellten in die Höhe und die amerikanischen Häuser kannten sich innerhalb kurzer Zeit mit der Subkultur-Bewegung aus. Alle nationalen und internationalen Konzerte dieser Gruppen wurden auf Video aufgenommen. Die meisten dieser Videos wurden auch im Fernsehen ausgestrahlt und diese Musik und ihre Kultur krochen durch dieses Einfallstor in die Häuser der amerikanischen Gesellschaft. Vorher musste man sich Aufnahmen, Videos, CDs oder Radio anhören, um die Rockmusik und ihre Sänger hören zu können (ohne die Gruppen in Aktion sehen zu können). Aber die Videoindustrie machte diese „Abwasserkanäle der Gesellschaft“ zu Gästen in den Wohnzimmern. Sie sind inzwischen zu einem festen Bestandteil unserer Unterhaltung und des täglichen Lebens geworden.

 

11. “Jesus Christ Superstar“ zeigt die Sicht der Rockkultur vom Christentum

 

Zusätzlich lieferte die Rockmusikwelt ihre Aufnahmen in den 1970er Jahren bis direkt vor die Tür des Christentums. Eines ihrer frühen Versuche, die Kirchen/Gemeinden zu unterwandern, war “Jesus Christ Superstar“, ein Doppelalbum, das während seines Debüts in Amerika (Dezember 1970) mehr als zwei Millionen mal verkauft wurde. Zwei junge Agnostiker aus England, Andrew Lloyd Webber (der Komponist dieser Musik im Alter von 21 Jahren) und Tim Rice (der Songschreiber im Alter von 19 Jahren), taten der Welt in einem auf der neo-orthodoxen Version des Evangeliums beruhenden Musical ihre Sicht von Jesus Christus kund. Direkt darauf folgte eine Bühneaufführung, in der Christus in einer sehr humanistischen, schwächlichen und von Zeit zu Zeit sogar sexbesessen Weise dargestellt wurde. In der Bühnenversion spielte Ian Gillain, Leadsänger der “Deep Purple“, den Christus. Seine wilden, launenhaften Klänge während der Gartenszene stellten einen wahnsinnigen, verwirrten Christus dar. Der Song von Maria Magdalena “I Don’t Know How To Love Him“ (= „Ich weiß nicht, wie ich ihn lieben soll“), der als einzelner Song 1971 fast sechs Monate lang die Hitparade anführte, stellt sie als Hure dar, die Jesus ein Lied singt, während er im Raum darüber schläft. Der Song zeigt ihre Beziehungen mit anderen Männern auf, während sie rätselt, wie sie diesen Mann lieben soll. Es sollte klar sein, dass die Bibel Maria Magdalena niemals als Hure dargestellt hat. In “Jesus Christ Superstar“ aber wird sie als eine von den Groupies gezeigt, die Jesus folgen. Welch Ironie, dass Billy Graham öffentlich zum Besten gab, dass “Jesus Christ Superstar“ der amerikanischen Jugend nützen würde. Er gab lediglich zu bedenken, dass Jesus am Ende des Werkes nicht auferweckt worden sei (auch wenn das von Judas behauptet wird). Oral Roberts hatte für das Werk nur lobende Worte. Webber und Rice wurden 1971 gefragt, warum ihrer Meinung nach “Jesus Christ Superstar“ solch ein bahnbrechender Erfolg beschieden war, während “Joseph’s Transcendental Coat“ nur ein Flop wurde. Sie antworteten mit der Behauptung, dass die Christenheit Mitte der 1960er Jahren noch nicht reif für solch eine Produktion gewesen war, jetzt aber wäre sie es. Ein Teil des Erfolgs vom “Superstar“ schrieben sie der Akzeptanz der Rockopera in weiten Teilen der christlichen Welt zu (zumindest im liberalen Teil der Christenheit, welches ein großes Segment darstellt).

 

12. Tommy – die Umdeutung Christi durch die Rockkultur

 

Eine weitere herausragende Rockopera war das berühmte “Tommy“, welches 1974 vorgestellt wurde. Die Rockgruppe “The Who“ führte diese Rockopera ins Rampenlicht, wobei einige der größten Rockstars verschiedene Rollen innehatten. Die Idee für diese Opera kam ursprünglich Pete Townshend, als er sich 1967 auf dem Flug zum Monterey Pop Festival befand, auf dem “The Who“ auftreten sollten. Während dieses Flugs nahm er die extrem starke psychedelische Droge STP zu sich und machte die Erfahrung des von Ärzten so genannten „psychischen Todes“. Aus diesem „Horrortrip“ entstand die Rockopera. “Tommy“ handelt von einem Jungen, der von seinem Onkel vergewaltigt wird. Durch die so genannte Drogenkönigin wird er mit LSD voll gepumpt, bis seine menschliche Form transzendiert und er zum Führer der Massen wird, zu einer Gottheit mit einer Dornenkrone. Innerhalb des Handlungsablaufs der Opera passieren Morde, Aufstände und Schlägereien. Aber die Massen, die verkrüppelt und verunstaltet sind, werden durch diesen jungen Mann, der Mitglied einer Kirche/Gemeinde ist, geheilt. Die Anführer der Menge gehen Gitarre spielend einen Gang hinab und nehmen das heilige Abendmahl vor einer riesigen Statue von Marilyn Monroe (in einer unanständigen Position) ein.

Als letzte Bemerkung zu “The Who“ möchten wir daran erinnern, dass diese Gruppe 1979 in Cincinnati (Ohio) im Riverfront Kolosseum spielte. Gleich zu Beginn des Konzerts wurden elf junge Leute zu Tode getrampelt, während sie versuchten hineinzukommen. Was war die Antwort von “The Who“ auf diese tragischen Tode? Die “The Rolling Stone“- Zeitschrift zitierte Townshend in ihrer Ausgabe vom 26. Juni 1980 so: „Wir sind eine Rock’n’roll-Band. Wissen sie, wir … nicht herum und machen uns über elf sterbende Jugendliche Gedanken.“

 

13. Die “Sex Pistols“ und “Madonna“

 

In den 1980er Jahren wurden Sexualität und Satanismus in Darstellungen der “Sex Pistols“ und Madonnas zusammengebracht. “The Sex Pistols“, eine der niederträchtigsten Gruppen was Unmoral in den Liedern, der Musik und der Bühnenaufführung angeht, wurden 1976 durch den Song “Anarchy In The U.K.“ (= „Anarchie im Vereinigten Königreich“) ins Rampenlicht des Rock katapultiert. Natürlich wurden sie aus Großbritannien ausgewiesen. Eine weitere Einsicht in ihre destruktiven, wahn­sinnigen Gedanken bekam man während Queen Elizabeths Silberhochzeitsfeier. Zu diesem Anlass führten sie ihren Song “God Save The queen, She Ain’t No Human Being“ (= Gott schütze die Königin, sie ist kein menschliches Wesen“) auf. Malcolm McLaren, der Gründer der Gruppe, meinte nur: „Rock’n’roll ist nicht nur Musik. Man verkauft auch eine Einstellung. Die Jugendlichen wollen einen Hauch von Abenteuer und Rock’n’roll muss einen Weg finden, ihnen das zu geben. Deshalb muss man ihnen die härtesten und grausamsten Lieder und Propaganda um die Ohren hauen.“

Das wahrscheinlich größte Produkt der Rockkultur (neben Michael Jackson) ist die Person, die Madonna genannt wird. Sie war zunächst ein Groupie der Rockstars, bis sie selbst zu singen anfing und kommerziell zum Sinnbild der amerikanischen Sexualität schlechthin hochstilisiert wurde. Interessant ist, dass sie einen römisch katholischen Hintergrund hat; denn sie wählte den Namen Madonna (das Symbol der Reinheit und Jungfräulichkeit im Katholizismus) als höchsten Ausdruck der Sexualität. Sie ging noch weiter als “The Sex Pistols“, indem sie die Symbole der Christenheit und Reinheit nahm und zu Sklaven böser, unmoralischer Perversionen machte. Etliche Jahre lang schon ist Madonna zum „kulturellen Philosophen“ dieser Generation geworden. Sie hat buchstäblich mehrere 10 Millionen Aufnahmen zum Thema Pornographie verkauft. Madonna ist Model für oben-ohne Kleidung bei den freizügigen Modedesignern in New York. Immer wieder taucht sie in aufwendigen Spielfilmen auf und die ganze Welt nimmt neugierig Anteil, wenn es darum geht, wen sie zum Vater ihres Kindes auserwählt. John Whitehead hat in der Ausgabe der Zeitschrift “Rutherford Magazine“ vom Januar 1993 gesagt: „Madonna versucht uns zu provozieren, erneut die traditionellen Definitionen dessen zu überprüfen, was erlaubt ist und was pornographisch bzw. erotisch ist oder nicht.“ Ja, sie versucht die neuere Generation aggressiv zu zwingen, die Vergangenheit mit all ihren Verboten und ihrer Ethik über Bord zu werfen. Whitehead fährt fort: „Nur noch der Hedonismus bleibt übrig, aber nicht derjenige, der im ‚säkularen (= weltlichen) Humanismus’ oder dem Säkularismus verankert ist. Es handelt sich um einen Hedonismus, der in einer neuen Form von Heidentum wurzelt.“ Die Einzigartigkeit von Madonnas Erscheinung in der Rockkulturszene liegt in ihrer Fähigkeit (in einer zynischen Art) in ihren Videos die religiösen Vorstellungen zu manipulieren. Man erwartet von einem ehemaligen Groupie nicht die Intelligenz für solch einen subtilen und zerstörerischen Symbolismus, aber sie hat diese Fähigkeit. Realistisch betrachtet ist sie lediglich ein hochstilisiertes Produkt und eine drittklassige Schauspielerin billiger Unterhaltung. Die Welt gibt ihr aber gute Kritiken und behauptet, dass sie sehr philosophisch und sogar theologisch in ihren Aufführungen sei. Sie ist der Beweis dafür, dass Amerika zu kulturellem Analphabetentum heruntergekommen ist. Wir mussten als ganzes Land so lange ohne Vorbilder echter, ehrenhafter Kultur auskommen, dass wir nun dem Glitzern und der fantastischen Komposition einer Rockaufführung verfallen und glauben, dass es sich hier um eine ernsthafte, künstlerische Fähigkeit handeln würde. Denken sie daran, dass Madonna ihr Geld mit dem Straßenverkauf von Pornographie als Kulturereignis verdient. Da wundert es nicht, dass ein Mapplethorpe als Künstler gefeiert wird und seine Ausstellungsstücke (wie z.B. ein Kreuz in einem Topf voller Urin) als „Kunstobjekt“ angesehen werden.

 

14. Michael Jackson – die Vergötterung des Menschen

 

Die 1980er Jahre brachten auch den inzwischen erwachsenen Michael Jackson in die vorderste Linie. Verglichen mit Gleichaltrigen wurde er als „Wunder aller Wunder“ angesehen. Er war Mitglied der “Jackson Five“, die ihr landesweites Debüt 1969 gaben. Seitdem ist die Jackson-Familie wahrscheinlich die erfolgreichste schwarze Pop-Soul-Gesangsgruppe gewesen, die gemeinsam weit über 100 Millionen Aufnahmen verkauft hat. Sie fingen bei “Motown Records“ in Detroit an, einem schwarzen Aufnahmestudio unter der diktatorischen Knute von Berry Gordy, jun. Michael war Leadsänger und Fokus der Gruppe. Mitte 1970 trat er als Einzelkünstler hervor und seine Popularität stieg in den 1980er Jahren rasant an. 1978 spielte er in “The Wiz“ (= „Der Zauberer“) die Vogelscheuche. Als Rockstar weltberühmt machten ihn seine beiden Alben “Off The Wall“ und “Thriller“ (von Quincy Jones produziert). Letzteres Album ist weit über 40 Millionen Mal verkauft worden und die Zahl steigt immer noch an. Michael Jackson ist ein modernern Peter Pan, der sich entschlossen hat, niemals erwachsen zu werden. Seine Farm “Neverland“ ist ein Miniatur-Disneyland (viele der Attraktionen und elektronischen Konstruktionen wurden eigens von den elektronischen Zauberern des Disney Unternehmens für ihn entworfen – zweifellos als Ausgleich für seine Werbekampagnen). In seinem Zoos auf dem Gelände hat er Schwäne, Pfaue, Lamas, Rehe, Hasen, teure Vögel, Ratten usw. Mitarbeiter im Showgeschäft meinen, dass er seine Brillanz verlieren wird, wenn er aus seiner kindlichen Traumwelt herausfallen sollte. Glaubt man J. Randy Taraborrellis Buch mit dem Titel “Michael Jackson: The Magic an the Madness“ (= „Die Magie und Verrücktheit von Michael Jackson“) (welches eines der besseren, objektiveren Bücher über Jacksons Leben ist), so sagt die Titelspur “Thriller“ viel über Michaels Faszination für das Übernatürliche und gespenstische aus. In Spitzenzeiten ging das Album erstaunliche 500.000 Mal in der Woche über den Ladentisch, wobei das Video sich parallel dazu noch einmal etwa 200.000 Mal in der Woche verkaufte. Es war das Album des Jahrzehnts und vielleicht sogar der gesamten Rockgeschichte, indem es das Ziel erreichte, die unterschiedlichsten Zuhörer zum Kauf zu bewegen: Weiße, Schwarze, Intellektuelle, Heavy Metal Fans, Teenager-Popfans, Eltern usw. Man pries es als das perfekteste Album der gesamten Rockindustrie. Jeder Song war eine Herausforderung für die Popmusikproduktion, jedes Arrangement, jede Note schien der ganzen Welt am richtigen Platz zu sein. Nach diesem Werk sprach ihn die Musikindustrie „heilig“ – vielleicht sollten wir eher sagen, dass er zur „Gottheit“ im Denken seiner Fans und vielleicht auch in seinem eigenen Denken wurde. Wegen dieses Albums und seiner Videoaufführungen rechnete man ihn zu den talentiertesten Männern der Welt und sah ihn als Visionär seiner Generation an. Eine interessante Fußnote über sein Album “Thriller“ sollte hier noch weitergegeben werden. Michael Jackson, der zu jener Zeit Mitglied der Wachturmgesellschaft (Jehovas Zeugen) war, wurde von dieser Organisation für die offensichtlich okkulten Inhalte des Albums getadelt. Um die religiösen Führer zu beschwichtigen, fügte er zu Beginn seines Videos folgende Verzichtserklärung ein: „Wegen meiner tiefen persönlichen Überzeugungen möchte ich betonen, dass dieser Film in keiner Weise den Glauben an das Okkulte fördert. Michael Jackson.“ Album und Video sind aber eindeutig okkult. Um sein Gewissen vor der Welt und den religiösen Autoritäten zu erleichtern, fügte er einfach eine Verzichtserklärung ein, die weder das Video, noch das Album in irgendeiner Weise ändern.

Michaels Darbietung zum 25. Jahrestag von Motown, bei dem er sowohl mit seinen Brüdern, als auch als Solist auftrat, flößte der Welt Ehrfurcht ein. Seine klassische Rockpräsentation des “Billy Jean“ und sein berühmter “moonwalk“ (= „Mondspaziergang“, einem von Tänzern im “Soul Train“ gestohlenen Tanzschritt) brachten ihm stehende Ovationen ein, wobei das Ereignis weltweit im Fernsehen übertragen wurde (ungefähr 50 Million Menschen sahen die Aufführung live). In dieser Nacht trug er auch den berühmt gewordenen Handschuh: ein Baumwollhandschuh mit 1200 applizierten handverlesenen Glaskristallsteinen wurde nach Motown 25 zum Markenzeichen. Fred Astaire und Gene Kelly, die bis dahin allgemein als Legenden des Tanzes angesehen wurden, riefen ihn nach der Show umgehend an und priesen ihn als den größten Tänzer des 20. Jahrhunderts. Auch wenn er bei der Bevölkerung als ein sehr demütiges, sanftes, zurückgezogenes, nettes, unschuldiges Kind ankam, so hat er sich selbst doch weltweit sorgsam zur Götterikone aufgebaut. In seinen Videos wird er regelmäßig gezeigt, wie er erotische Gesten für die Kamera macht. Seine extravagant aufgebauten Bühnenshows präsentieren deutliche Implikationen seiner Gottheit (durch seine Einstiege und Abgänge bekundet) und preisen ihn als Retter der Welt. Erst in den letzten Jahren hat Gott in seiner vorausschauenden Gnade sein Gericht begonnen und zugelassen, dass eine dunkle Wolke von Verdächtigungen über ihn und sein Reich gekommen sind. Seine fragwürdigen Beziehungen zu Kindern sind von homosexuellen Anklagen überschattet. In dieser Zeit hat seine seltsame Heirat mit Elvis Presleys Tochter seine Motive fragwürdig erscheinen lassen. (Sie hat ihn dann auch verlassen.) Jetzt hat er auch noch außerhalb der Ehe ein Kind mit einer Frau gezeugt, die wieder nicht mit ihm zusammen lebt. Auch wenn sein öffentliches Ansehen gelitten hat, so wächst sein Bankkonto doch weiterhin an, nämlich durch die Lizenzgebühren (die höchsten, die je ein Unterhaltungskünstler vorzuweisen hatte) der von ihm aufgekauften Songs der Beatles (die er kürzlich erworben hat), und durch seine Beteiligungen an einer Anzahl von nationalen und internationalen Großkonzernen. Ja, durch das geistliche und kulturelle Analphabetentum der Welt hat er ausgesorgt, wie alle Rockikonen. Sei geben zwar vor, die Armen und Unterdrückten zu repräsentieren, aber sie leben wie Könige und Potentaten. Oh, was für eine bittere Ironie.

Die Rockmusikkultur ist ein modernes Sodom und Gomorra. Sie spendet ihren Anhängern kein Leben. Gevatter Tod ist ihr Wächter. Das blanke Chaos ist das vergiftete Blut ihrer Existenz. Und doch behaupten sie Retter, Befreier und Baum der Erkenntnis von Gut und Böse zu sein.

 

15. Die Mutation der Rock- zur Rapmusik

 

In den letzten zehn Jahren ist auch noch die Rapmusik aufgekommen. Sie besteht nur noch aus Beat und Rhythmus. Ihre Kantoren sind zum Peter Jennings und “Dan Rathers“ der Straße geworden. Diese Rapstimmen sind die Zeitung einer ganz eigenen Kulturwelt. Sie interpretieren die Ereignisse des Tages in ihrer rhythmischen Straßenpoesie und rufen ihre Zuhörer auf, daraus Schlussfolgerungen auf die Ereignisse ihrer Zeit zu ziehen. Rap hat der Rockkultur noch eine weitere Dimension hinzugefügt: den so genannten “wigger look“ – das ist eine Verballhornung der Wörter “white“ (= „Weißer“) und “nigger“ (= „Neger“). Der “wigger look“ verlangt, Schlabberkleidung zu tragen, sogar sehr schlabberige Kleidung, die Hosen müssen tief auf der Hüfte hängen, die Mützen sollen seitlich oder falsch herum getragen werden und der Gang hat “wigger“-artig zu sein. Jeder Beobachter kann diese ausgeprägte Mode in den Einkaufs- und Ladenzentren im ganzen Land erkennen. Kleidung und Lebensstil beweisen, dass die Rapbotschaft gehört wird und von der Gesamtkultur Amerikas aufgenommen wurde. Rebellisch auszusehen ist in und der traditionelle Look ist out. Leider sind viele junge, bekennende Christen durch diese Form der Rockmusik in ihrer Kleidung, Sprech- und Gangart stark beeinflusst worden. Verbrechen und Hass sind ein wachsender Nebeneffekt der Rockmusik, aber durch den Rapsound schießt die Bandenkriminalität wie Pilze aus dem Boden. Selbst kleinere Städte sind schon davon beeinflusst und die Rapstars sind zu Lehrern dieser Banden geworden. Diese Art der Musik ist einer der Hauptgründe, warum erst kürzlich Rassenspannungen und Angst auf den Straßen zugenommen haben. Solche sozialen Brandherde werden durch diese rhythmischen Verkünder von Hass und Gewalt genährt. Leider sind wir wegen der dreisten Rapbefehle, jeden Einzelnen und jedes Symbol zu zerstören, das mit Gesetz und Ordnung in Zusammenhang steht, auch Zeugen von immer mehr Morden an Polizisten. Trotz all der Gewalt werden diese Gruppen von den Medien interviewt, geliebt und geschützt.

 

16. Country Western – ein Teil der Rockkultur

 

Die Country- und Westernmusik entwickelte sich parallel zur Rockmusik und hat ihre eigene Geschichte. Sie ist weder echte “Country“- noch “Western“-Musik, sondern hat sich eklektisch in den letzten Jahrzehnten abgesetzt, um ihre eigene Identität in der modernen Musikwelt aufzubauen. Ihre Botschaft ist auf die Mittelklassearbeiter der Städte ausgerichtet. Sie fördert Untreue, Trinken, Glücksspiel, Laster und spricht doch immer wieder von Liebe und treu zu einem Mann bzw. einer Frau halten. Sie spricht die Bergleute, Hüttenarbeiter, Bauern, so genannte “Rednecks“10 und aufkommende “Bubbas“11 an. Sein Dialekt und Näseln, sein undeutlicher und verschwommener Gesang, seine von Bier triefenden Veranstaltungen, seine Jeans und sein Cowboy-Gehabe – all das verstärkt noch die ständig wachsende, sich verändernde, versaute, liederliche Subkultur.

Die klassische Kultur aller amerikanischen Bürger ist nur noch Vergangenheit – ja, mehr noch, sie wird inzwischen von der Gesellschaft gehasst. Diese neue Philosophie wurde durch die Musik ausgesät. Es spielt keine Rolle, in welchem Teil oder welcher Klasse der Gesellschaft sich ein Individuum befindet, immer gibt es dort eine Form der Musik, die eben jene philosophische Botschaft in es hineinsäen wird. Alles ist lediglich Teil der angeblichen Wahlfreiheit, die Satan den Menschen eingeredet hat. Und doch enden all diese Entscheidungen in der Zerstörung jeglicher Hoffnung und im Tod des Menschen.

 

17. Die nächste Front: New Age Musik

 

Während alles geschah, was eben gesagt wurde, entwickelte sich in den 1980er Jahren ein weiterer Typus der Musik: die so genannte New Age Musik. In den 1970er Jahren erreichte die Berieselungsmusik die Geschäftswelt. Das war Musik, die mit der psychologischen Absicht geschrieben wurde, den Konsumenten zu manipulieren. Sie wurde in Einkaufszentren, Lebensmittelgeschäften und Arztpraxen gespielt. Manchmal handelte es ich um Tonbandmusik, in anderen Fällen war es Hintergrundmusik aus dem Radio. Diese Musik war hauptsächlich für die einkaufende Bevölkerung und ihre Einstellung zur Geschäftswelt gedacht. In den späten 1970er Jahren brach die New Age Musik aus ihrem Versteck hervor (vorher war sie als Neues Bewusstsein bekannt) und fing an, ihre eigene Musik zu produzieren, die einfach New Age Musik getauft wurde. Sie war ein Produkt der New Age Philosophie und sollte ebenfalls in Herz und Sinn des einfachen Menschen gesät werden. Die östlichen Religionen wurden in einer recht ansprechenden, modernen Art verwestlicht, um den Westen an die östlichen Religionen heranzuführen. Die Beatles hatten bereits die Sitar und die fremden Klänge des Ostens dem westlichen Musikempfinden nahe gebracht. Es war aber die New Age Bewegung, die den philosophischen Gedanken vorantrieb, dass der Mensch mit der Natur und dem Universum eins sei. Pantheismus (alles ist Gott) und Panentheismus (alle gemeinsam bilden Gott) waren die Grundannahmen, welche die Struktur des neuen religiösen Denkens bildeten. Ob Satan nun eine Person ist oder nicht, das war fortan irrelevant. Auch über Gott zu reden war bedeutungslos; denn er konnte ja nur als unpersönlich angesehen werden. Die Weltraumsaga „Krieg der Sterne“ (entworfen und produziert von George Lucas) half der Gesellschaft das Problem scheinbar angemessen abzuschließen: „Die Macht“, die für Gutes oder Böses verwendet werden konnte, hing von der Einstellung des Individuums ab – je nachdem, aus welcher Kraftquelle er schöpfen wollte. Ja, damit sich das als Grundannahme in den Menschen festsetzen konnte, musste eine bestimmte Art von Musik als Vermittler fungieren. Die frühen Songschreiber mit solchen philosophischen Grundannahmen waren Männer wie John Denver, ein naturalistischer Pantheist, der hauptsächlich über Kinder, Ehefrauen, Spielen, Berge, Flüsse und das Schiff von Cousteau schrieb. Er billigte sogar eine Reihe von Werbesendungen für natürliches Getreide. Mehr und mehr kultivierte Musik kam aus der New Age Quelle: eine breit gefächerte Kombination der verschiedenen Rufe der Natur, beruhigende Musik mit ein paar eingesprenkelten östlichen Klängen halfen, den Zuhörer zum Kern der Natur und des Universums zu ziehen. Wallfahrtsorte dieser Bewegung waren Aspen, Bar Harbor und einige weitere Orte, wo die Leute zu den einfachen Dingen des Lebens zurückkehren und wieder mehr in Übereinstimmung und eins mit der Natur werden konnten. Die Rockmusik hatte aggressiv um den Körper, den Verstand und die Seele der Menschen gewetteifert. Die New Age Musik orchestrierte eine subtilere Herangehensweise, indem sie Körper und Sinn wohltat, um schließlich die Kontrolle über die Seele erlangen zu können. Selbst die Filmindustrie hat uns durch zu Herzen gehende Streifen wie “Free Willie“ aufgerufen, uns in die Natur hineinzuversetzen. Die Ökologen, Umweltschützer und Tierschützer (und ihre Zahl ist enorm) appellieren konstant an unser Gewissen, die Umwelt zu retten. Sie behaupten, dass Pflanzen und Tiere uns so sehr gleichen würden, dass ihnen manchmal mehr Aufmerksamkeit gezollt wird, als selbst den Menschen.

 

18. Einige abschließende Bemerkungen

 

Durch die bisher betrachteten Inhalte und die beiden noch folgenden Kapitel ist es bereits offensichtlich geworden, dass Rockmusik dem christlichen Glauben diametral entgegengesetzt und ein schlau erdachtes Medium ist, um das Christentum zu zerstören. Es ist fleischlich und dadurch gegen den Geist Gottes gerichtet. Was immer manche Leute auch behaupten, ein Christ kann dem, was von seiner Substanz her antigöttlich und anti-christlich ist, nicht zuhören und noch denken, dass er Christus als seinen persönlichen Retter kennt. So, wie Johannes der Täufer ein Vorläufer des Herrn war und Elia Christus bei seinem zweiten Kommen vorangehen wird, so sind diese Gruppen, ihre Songs und Aufnahmen Vorläufer für den kommenden Drachen und sein Tier, den Antichristen. Diese Musik stellt im wahrsten Sinne des Wortes eine geistliche Kommunikation mit den Seelen der Menschen dar. Jeder Einzelne muss in diesem Punkt zu einem klaren Standpunkt kommen: Welche Art von Geistern beeinflusst unsere Kinder durch dieses dunkle Medium der Rockmusik?

Die Heilige Schrift muss unser Maßstab bleiben:

„ Im Übrigen, ihr Brüder, alles, was wahrhaftig, was ehrbar, was gerecht, was rein, was liebenswert, was wohllautend, was irgendeine Tugend oder etwas Lobenswertes ist, darauf seid bedacht!“ (Philipper 4,8)

Während wir unsere Last in diesem Kapitel abschließen, sollten wir klare Antworten auf folgende Fragen haben:
„Verherrlichen diese Rockgruppen Gott?“
„Dienen sie dem Gott des Himmels oder sich selbst?“
„Können wir den Christus der Bibel als Herrn ihres Lebens erkennen?“
„Richten sie Gottes Königreich auf oder zerstören sie es?“
Prüfen wir uns ehrlich und wahrhaftig in dieser Sache. Wenn die Antwort „Nein“ ist, dann sollten wir uns von ihnen ab- und uns dem allmächtigen Gott wieder zuwenden. Amen.

 

1 Die Federal Communications Commission ist eine der Unabhängige Behörden der Vereinigten Staaten, die durch den Kongress geschaffen wurde. Sie regelt die Kommunikationswege Radio, Fernsehen, Satellit und Kabel. Auch ist die FCC für div. Funkdienste (Amateurfunk usw.) zuständig. Aber sie ist auch Zulassungsbehörde für Kommunikationsgeräte wie Radios, Fernseher und Computer. Sie prüft die Geräte auf Verträglichkeit mit den eigenen und anderen Normen (z. B. von ISA, ISO oder ITU). Die Kommission wurde 1934 gegründet und agiert inneramerikanisch und international. Die Zuständigkeit der FCC umfasst die 50 Staaten der USA, den District of Columbia und US-Basen.
Die FCC ist auch verantwortlich für die Verhängung von Strafen für das Senden als obszön eingestufter Wörter. Sofern solche Verstöße angezeigt und von der FCC nicht abgewiesen werden, können neuerdings Strafen von bis zu $325.000 verhängt werden. Kritiker werfen der FCC daher übertriebene Zensurbestrebungen vor, insbesondere auch, weil für das Strafmaß kein Unterschied in Bezug auf die Größe und damit Zahlfähigkeit des jeweiligen Senders gemacht wird, was fatale Auswirkungen auf kleinere Radiostationen, wie College-Radios haben könnte.
Außerdem vergibt die Abteilung Office of Engineering and Technology des FCC Identifikationsnummern für Geräte die den Hochfrequenzbereich verwenden. Geräte ohne diese Nummer dürfen in den USA nicht vertrieben und auch nicht importiert werden. Vor allem auf Computerhardware finden sich diese Nummern, die eine eindeutige Identifizierung des Produkts und somit auch des Herstellers erlauben.

2 Das ist ein den Geschlechtstrieb anregendes Mittel.

3 Die Peppermit Lounge war ein bekannter Nachtclub an der 45. Straße am Rande des Stadtkerns von Manhattan. Er zog viele Berühmtheiten an, wie z.B. die Beatles 1964 (während ihres ersten Besuchs in den USA). Er ist die wichtigste Heimatbühne von Joey Dee und den Starliters, die in den frühen 1960er Jahren ihren Tophit „Peppermint Twist“ an diesem Veranstaltungsort aufnahmen.
Für viele Jahre war der Twist als letzter Schrei des Tanzes eng mit diesem Club assoziiert. Mitte der 1960er Jahre gehörten „Jordan Christopher and the Wild Ones“ zur Hausband dieses Clubs, aber auch andere fähige Gruppen, wie z.B. „The Denos“, eine fahrende Gruppe, die Soulmusik mit einem Tanzbeat spielte.

Um 1982 zog der Club in die Innenstadt, in die 5. Straße. Der Club existierte noch bis Mitte der 1980er Jahre und wurde dann geschlossen.

4 1. Ein Angehöriger der Beatgeneration.

2. Jemand, der sich durch unkonventionelles Verhalten gegen die bürgerliche Norm wendet.

5 „Wah-Wah“ ist ein elektronisch veränderter Sound, der lautmalerisch den Klang des hervorgerufenen Effekts beschreibt. Der Effekt wurde ursprünglich bei Blasinstrumenten mittels eines über die Schallöffnung gelegten Hohlkörpers (Dämpfers) rein akustisch erzeugt.

6 Iranische und indische Zupfinstrumente.

7 Barbital (Markennamen Veronal, Medinal) ist ein hypnotisch und lang wirkendes Barbiturat, das als Schlafmittel genutzt wurde, aber bei unsachgemäßer Dosierung leicht zum Tode führt, da es die meisten metabolischen Prozesse hemmt. Chemisch gesehen handelt es sich um 5,5-Diethylbarbitursäure mit der Summenformel C8H12N2O3.

8 „Denkt an Lennon“. Straight Arrow Books, 1971.

9 Ein Wortspiel; denn „Fels“ heißt im Englischen „Rock“.
Das Wort für „Felsen“ ist hier „petra“ (gr. für „großer Stein, Fels, Felsengebirge“). Der Felsen, auf dem Christus seine Gemeinde baut, ist er selbst (vgl. 1. Kor 10,4, wo ebenfalls „petra“ steht, sowie 1. Kor 3,11). Petrus (gr. petros) bedeutet „Stein“. Er war ein lebendiger Stein in diesem Bau (vgl. 1. Pt 2,4-8).

10 Raue, stolze, im Hinterland der Südstaaten lebende Amerikaner von ursprünglich irisch-schottischer Herkunft.

11 Der Ausdruck “Bubba“ wird mit den Südstaaten der USA assoziiert und wird außerhalb des Südens oft abwertend für jemanden benutzt, der wenig Bildung und einen niedrigen sozialen Status besitzt.